„Bergisch Classics“Turnier unter Freunden

Bergisch Classics auf dem Hebborner Hof.
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Bergisch Gladbach – Kleine Staubwolken fliegen in die Luft, während Franziska Wiemer das nussbraune Fell von „Picco“ bürstet. Der neun Jahre alte Oldenburger, der mit vollem Namen „Radiante Piccole“ heißt, wird gerade für die Dressur fertig gemacht. „Von der Optik muss er schon was hermachen. Bei der Dressur ist das wichtig“, sagt die Reiterin. Die 20-jährige Studentin aus Bergisch Gladbach bereitet sich und ihr Pferd auf eine Prüfung im Dressurreiten vor. „Zwei Sterne M. Das ist eine hohe Klasse.“ Und das erste Mal, dass Franziska Wiemer in dieser Klasse antritt.
Sie fährt sich einmal mit der Hand über ihre gerötete Stirn und stemmt die Hände in die Hüften. Noch 45 Minuten bis zur Prüfung. Bürsten abgehakt, die Mähne zu Zöpfchen flechten ist erledigt, der Sattel ist angebracht – was fehlt, ist das Zaumzeug. Wiemer eilt in eine Kammer im Pferdestall des Hebborner Hofs, wo am vergangenen Wochenende das Dressur- und Springreitturnier „Bergisch Classics“ stattfand. Dann setzt sich die Dressurreiterin auf ihr Pferd und trabt aus dem dunklen, kühlen Stall hinaus ins grelle Sonnenlicht.
Zunächst geht es auf den Reitplatz der Dressurreiter. Dort machen sich Mensch und Tier gemeinsam warm und bereiten sich mental auf die Prüfung vor. Der Reitplatz ist vom Pferdestall und von einem länglichen weißen Zelt begrenzt. In dem legt „Spooks“ seine Waren aus. „Spooks“ ist ein Geschäft für Reitsportmode mit Sitz in Odenthal. „Luftlinie 500 Meter die Straße rauf“, sagt Peter Dieckmann von „Spooks“.
Er sitzt vor dem Zelt und wartet auf Kundschaft. Bei Temperaturen von fast 30 Grad kommen nur wenige Menschen, um sich daunengefütterte Reiterjacken zu kaufen. Mit dem Hebborner Hof verbindet Dieckmann mehr als die geografische Nähe des Geschäfts, in dem er arbeitet. Seine Nichte reitet auf dem Gelände und hat ein Pferd auf dem Hof. „Wenn neue Muster für eine Kollektion kommen, dann zieht die meine Nichte an und reitet sie hier auf dem Hof ein. Wenn die Sachen nach zwei bis drei Waschgängen immer noch ordentlich sind, geben wir die Stücke in die Produktion“, erzählt er.
Das Areal des Hebborner Hofs ist weitläufig. Parkplätze, Koppeln, Stallungen, Reitplätze, die Dressurhalle und die Arena für die Springreiter – alles ist im Besitz von Peter Lautz. Er steht am Rande des Parcours für die Springreiter und sieht zu. Ein Reiter aus Katar, extra zum Turnier angereist, springt über ein Hindernis. Sein Pferd berührt mit den Hufen den Balken, der die Höhe markiert, und reißt ihn nieder. Als Reiter und Pferd die Runde beendet haben, flitzen zwei Teenager auf den Platz und stemmen den Balken wieder auf das Hindernis. Lautz: „Hier sind rund 100 Helfer im Einsatz. Alle ehrenamtlich, und alle gehören zum Verein.“ Oder sie gehören zur Familie.
20-Jähriges Bestehen
In diesem Jahr feiert der Reiterverein, dem Lautz auch angehört und der die „Bergisch Classics“ veranstaltet, sein 20-jähriges Bestehen. So arbeiten auf dem Turnier nicht nur die Vereinsmitglieder, sondern auch Verwandte und Freunde von Lautz. Seine Schwägerin Jutta Lautz leitet die Gastronomie für die Sponsoren. „Es ist hier wie ein großes Familientreffen. Meine Tochter interessiert sich zwar nicht für den Reitsport, aber ihre Cousinen aus Hamburg sind auch hier. Von daher hat sie auch Spaß an der Sache“, erzählt Jutta Lautz.
18 Uhr. Franziska Wiemer reitet in die Halle zur Dressurprüfung ein. Mittlerweile ist nicht nur ihre Stirn, sondern ihr ganzer Kopf stark gerötet. Sie reitet vor den Richtertisch, verbeugt sich, und dann geht es los: Trab, Galopp, sie lässt „Picco“ enge und weite Kreise ziehen, lässt ihn seitlich gehen, die Beine kreuzen, mal schneller, mal ganz behutsam.
Das Ergebnis der Kür: 586 Punkte. Mittelmaß. Nicht schlecht für den ersten Ritt in einer solch hohen Klasse, muntert ihre Mutter sie auf. Bevor sich Mutter und Tochter nun einen Sekt in der Gastronomie bei Jutta Lautz gönnen können, wird erstmal „Picco“ abgeduscht.