Naturschutzbehörde und Eigentümer verteidigen Fällungen rund um Bergisch Gladbacher Luxushotel – Wiedereröffnung des Parks geplant.
Naturschützer entsetztAn Schlosshotel Lerbach wurden zahlreiche Bäume gefällt

Einzelne Bäume sind stehen noch, wo dichter Wald war.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Für Aufregung und Ärger in der Nachbarschaft und bei Naturschützern sorgen derzeit Fällungen auf dem Gelände von Schlosshotel Lerbach. Doch die Lage sei anders als es scheine, sagt nicht nur der Eigentümer des Areals, sondern auch der Rheinisch-Bergische Kreis als Naturschutzbehörde.
Die Fällungen haben ausschließlich auf Flächen des Lerbacher Waldes stattgefunden, welche als Wald gelten und auf denen Forstrecht gilt.
Wer aus Bergisch Gladbach-Sand die Ommerbornstraße in Richtung Heidkamp hinunterfährt, hat neuerdings relativ freie Sicht auf Schlosshotel Lerbach und die zum Anwesen gehörende langjährige Reithalle. Lediglich einzelne Bäume stehen noch da, wo sich vormals teils dichter Wald befand. Der Bergische Naturschutzverein (RBN) kritisiert die erfolgten Fällungen. Das Gebiet liege im Landschaftsschutzgebiet, in dem es gemäß Landschaftsplan verboten sei, unter anderem „Hecken, Einzelbäume und Baumgruppen zu beschädigen oder zu fällen“, sagt RBN-Vorsitzender Mark vom Hofe.

Von der Ommerbornstraße ist auch die Reithalle nun gut zu sehen.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Dem widerspricht auf Nachfrage der Redaktion unterdessen der Rheinisch-Bergische Kreis als zuständige Naturschutzbehörde: „Haus Lerbach selbst und die umgebende Parkanlage liegen nicht im Landschaftsschutzgebiet (LSG), nur der Lerbacher Wald umgebend ist als LSG festgesetzt“, so Kreissprecher Frank Dudley. „Die Fällungen haben ausschließlich auf Flächen des Lerbacher Waldes stattgefunden, welche als Wald gelten und auf denen Forstrecht gilt.“

Der Lerbacher Park soll wieder geöffnet werden.
Copyright: Guido Wagner
Auch eine entsprechende Genehmigung seitens der unteren Naturschutzbehörde, wie sie der Bergische Naturschutzverein angemahnt hatte, sei nicht vorgeschrieben. „In Landschaftsschutzgebieten ist die ordnungsgemäße Forstwirtschaft von den Verboten freigestellt. Daher muss auch keine Genehmigung seitens der unteren Naturschutzbehörde erteilt werden. Eine Anzeige der Arbeiten ist ebenfalls nicht notwendig“, so Kreissprecher Dudley.
Schloss Lerbach GmbH & Co KG nimmt Kritik von Naturschützern „sehr ernst“
Eine Sprecherin der Schloss Lerbach GmbH & Co KG der Kölner Familie Reißdorf, die das Lerbacher Anwesen erworben hat und dort wieder ein Hotel zu eröffnen plant, teilt auf Anfrage mit: „Wir nehmen die Kritik des Bergischen Naturschutzvereins sowie die Kommentare der Anwohnerinnen und Anwohner sehr ernst. Wir können nachvollziehen, dass die Sperrung des Geländes und die aktuellen Forstarbeiten zu vielen Spekulationen und Unsicherheiten führte.“ Allerdings sei jede Maßnahme bezüglich der Forstarbeiten rund um Schloss Lerbach „mit größter Sorgfalt und in Absprache mit der Landschaftsschutzbehörde“ durchgeführt worden.

Auf Polder aufgeschichtet sind die Stämme der gefällten Bäume.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Fakt sei, dass „schon sehr lange keine Waldpflege in diesem Bereich mehr erfolgt“ sei, so die Sprecherin des Eigentümers. Zahlreiche Gehölze seien „gefährlich geschwächt“ gewesen. „Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall haben ihre Spuren hinterlassen.“ Als Sofortmaßnahme sei der Park daher von den neuen Eigentümern vor einigen Monaten für die Öffentlichkeit gesperrt worden, „um Personenschäden durch herabfallende Äste oder umstürzende Bäume sicher zu verhindern“.
Neuer Eigentümer will Wald „umbauen“ und verschiedene Baumarten pflanzen
„Nach einer ausführlichen Bestandsaufnahme durch das Holzkontor Rhein-Berg-Siegerland kennen wir jetzt den genauen Zustand der Bäume und haben mit Verantwortung und Weitblick die nun laufenden forstwirtschaftlichen Maßnahmen beschlossen“, erläutert Dr. Heribert Landskron-Reißdorf, Eigentümer von Schloss Lerbach. Aktuell entfernten die Forstarbeiter „alle gefährdeten Gehölze und bereiteten die Pflanzung neuer Bäume vor“. Als Beleg für den Zustand der gefällten Bäume übermitteln die neuen Eigentümer ein Foto eines Baumstammes, der innen durch Fäule bereits komplett hohl gewesen ist.
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Die Eigentümer verweisen auf Erkrankungen gefällter Bäume.
Copyright: Holzkontor Rhein-Berg-Siegerland GmbH
Statt einer „klassischen Wiederaufforstung“ streben die Verantwortlichen nach eigenem Bekunden „einen nachhaltigen und behutsamen Waldumbau“ an. Heißt: Wo nicht bereits durch natürliche Verjüngung neuer Bestand heranwächst, werden Bäume nachgepflanzt. „Dabei setzen die Fachleute auf einen Mix standortgerechter Baumarten, die langfristig viel besser mit den veränderten klimatischen Bedingungen umgehen können“, so die neuen Eigentümer in einer Pressemitteilung, derzufolge der Park in „wenigen Monaten wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein“ soll. Geplant seien bis dahin unter anderem die Pflanzung von Stieleiche, Traubeneiche, Hainbuche, Winterlinde, Elsbeere, Ulme, Edelkastanie, Baumhasel und Walnuss. „An den Waldrändern werden niedriger wachsende Baumarten eingesetzt“, so die Mitteilung des neuen Eigentümers weiter.
Kreis sieht in Fällungen keinen Verstoß gegen einschlägige Vorschriften
„Gegen die Fällung von einzelnen Bäumen, weil sie vielleicht krank sind oder beim nächsten Sturm umzustürzen drohen, bestehen überhaupt keine Bedenken“, so der RBN-Vorsitzende. Was aber im Wald um Lerbach passiere, sei ein Kahlschlag, so vom Hofe.
Der Kreis sieht auch darin keinen Verstoß gegen Vorschriften: „Der Lerbacher Wald unterliegt dem Forstrecht, die Einschätzung, ob es sich um eine Maßnahme im Sinne der ordnungsgemäßen Forstwirtschaft beziehungsweise um einen Kahlschlag handelt, obliegt daher hoheitlich dem Landesbetrieb Wald und Holz.“ Ein „explizites Verbot von Kahlschlägen“ gebe es in den Verboten des Landschaftsplanes aber auch nicht, so Kreissprecher Dudley.
RBN-Vorsitzender vom Hofe, weist unterdessen auch daraufhin, dass sich mit Schloss Lerbach, seinem Park und seinem Umfeld ein „erhebliches Identifikationspotential in der Bevölkerung aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Siedlungs- und Wohnbereich“ verbinde. Eine Bedeutung, die der neue Eigentümer des Areals, durch die Wiedereröffnung des Geländes nach Abschluss der Arbeiten entgegenkommen möchte. Der RBN will unterdessen in den nächsten Monaten zusammen mit anderen Verbänden „verstärkt nicht nur auf die Bedeutung von Wald unter erschwerten Klimabindungen hinweisen, sondern sich auch mit der Frage auseinandersetzen, wie ein Wald der Zukunft aussehen sollte“, kündigt vom Hofe an.