Feuerwehr in Bergisch GladbachAuch heiße Eisen angepackt
- Vertreter der Feuerwehr kamen zusammen und bezogen Stellung zu verschiedenen Themen.
- Dabei sprachen sie unter anderem über neue Perspektiven bei Raumnot.
- Außerdem sprachen sich die Vertreter klar gegen Rechts aus.
Bergisch Gladbach – Klartext sprachen Verantwortliche am Freitagabend (30.11.2019) bei der Jubilarenehrung zu gleich mehreren aktuellen, teils akut-drängenden Projekten der Bergisch Gladbacher Feuerwehr.
Feuerwache Süd in Bensberg
Während der Rohbau des neuen Feuerwehrhauses in Herkenrath bereits fertig ist (geplante Einweihung Sommer 2020) und mit der Fertigstellung des neuen Standorts in Schildgen (Areal Haus Pohle) im März 2021 gerechnet wird, gibt’s laut Bürgermeister und Feuerwehrchef jetzt auch für die aus allen Nähten platzende und dringend zu erneuernde Feuer- und Rettungswache an der Wipperfürther Straße in Bensberg, wo auch der ehrenamtliche Löschzug Bensberg untergebracht ist, eine Entlastungsperspektive. Ein Grundstück sei identifiziert und der Eigentümer bereit zu verkaufen, so Bürgermeister Lutz Urbach.
Der Bauplatz für den Neubau der Wache Süd befindet sich gut drei Kilometer Luftlinie vom bisherigen Standort entfernt, der kernsaniert für den Löschzug Bensberg erhalten bleiben soll.
Auf noch fünf bis sechs Jahre schätzte Feuerwehrchef Jörg Köhler die Zeit bis zum möglichen Umzug der Wache. Daher habe man sich entschlossen, den Altbau so zu sanieren, dass man damit noch fünf bis sechs Jahre leben könne. Zur Entlastung soll auch die Jugendfeuerwehr demnächst erst einmal in Herkenrath üben – mit Shuttle-Service von Bensberg aus. „Wir sind in Bensberg platzmäßig völlig an die Grenzen gestoßen.“
Neue Schutzkleidung
In den kommenden Monaten soll die komplette Feuerwehr Bergisch Gladbach mit neuer, verbesserter Schutzkleidung ausgerüstet werden. Eine Investition von rund 650 000 Euro. Es sei wichtig, dass die Feuerwehr, die in Bergisch Gladbach nach wie vor eine Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften ist, angemessene Rahmenbedingungen für ihre Arbeit habe, konstatierte Bürgermeister Urbach.
Neue Sirenen
Mit einem Probealarm am kommenden Samstag, 7. Dezember, 12 Uhr, nimmt das seit dem Sommer neu installierte Sirenenwarnnetz in der Stadt Bergisch Gladbach seinen Betrieb auf. 18 Sirenenanlagen wurden im Stadtgebiet installiert. 250 000 Euro waren dafür veranschlagt, 90 000 davon als Zuschuss vom Land. Man habe sogar noch einen geringen Betrag übrigbehalten, zog Feuerwehrchef Köhler eine erste Bilanz für die Sirenen. Die neue Warntechnik (Kosten: 1,60 Euro pro Einwohner von Bergisch Gladbach) soll die Bevölkerung bei Großschadenslagen oder Katastrophen warnen. Mit einem Sirenenheulton, der auf- und abschwellt, wird beispielsweise auf eine Gefahr hingewiesen. Ein regelmäßiger Dauerton gibt Entwarnung. Genauere Informationen zur jeweiligen Gefahr gibt es im Ernstfall über die Warn-App Nina, Radiodurchsagen oder Informationen beispielsweise der Feuerwehr in sozialen Netzwerken. Deren Reichweite soll neben dem Vor-Ort-Test der neuen Sirenenstandorte ebenfalls am kommenden Samstag getestet werden. Rückmeldungen zum Probealarm können Bürger der Feuerwehr über die Sozialen Netzwerke im Internet oder per E-Mail an sirenenwarnung@stadt-gl.de geben.
Mit der Alarmierung ehrenamtlicher Feuerwehrleute haben die neuen Gladbacher Sirenen nichts zu tun: Anders als in einigen Kommunen im Umland werden die Einsatzkräfte der Kreisstadt weiterhin per Rufmeldeempfänger und damit für die Öffentlichkeit still alarmiert.
Bilanz
Rund 1200 Brand- und Hilfeleistungseinsätze sowie 25 000 Einsätze des Rettungsdienstes bilanzierte der Leiter der Feuerwehr Bergisch Gladbach, Jörg Köhler, für das zurückliegende Jahr. „Erfreulicherweise hatten wir keine Brandtoten und keine Schwerverletzten im Sinne der Feuerwehr.“ Allerdings, so der Feuerwehrchef, sei es einmal denkbar knapp gewesen, als nämlich in einer Tiefgarage eine Tür samt Zarge durch eine Explosion in Notstrombatterien aus der Wand gesprengt wurde. „Wenn da einer von uns vorgestanden hätte, hätten wir Tote gehabt“, so Köhler. Bei den schon fast traditionellen jährlichen ein bis zwei Sturmeinsätzen habe die Feuerwehr der Kreisstadt in nur sechs Stunden 140 Einsätze abgearbeitet, lobte Köhler.
Disput im Feuerwehrverband
Die Auseinandersetzung um eine Äußerung des Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes, der sich gegen die mutmaßliche Empfehlung eines Landesverbandsmitglieds ausgesprochen hatte, sich bei Geldsorgen an die AfD zu wenden, und der seinerseits danach von fünf Vize-Präsidenten zum Rücktritt aufgefordert worden war, beschäftigt auch die Feuerwehrbasis.
Dabei betonte Vize-Kreisbrandmeister Roger Machill auch im Namen von Kreisbrandmeister Wolfgang Weiden, dass es wichtig gewesen sei, dass sich der Präsident „eindeutig, mutig und laut“ gegen solche Überlegungen gestellt habe, „um die Feuerwehr vor jeglichen Menschenfängern zu schützen“. Grundsätzlich tue die Feuerwehr gut daran, sich politisch neutral zu verhalten und sich bedingungslos für eine Kultur der Anerkennung, der Gleichberechtigung, der Vielfalt und des Respekts einzusetzen, so Machill. Eine Einstellung, die auch Gladbachs Feuerwehrchef Jörg Köhler unterstrich.