Unser Autor Henry Hof hat im Rahmen seines Praktikums die Ausbildungsbörse im Bensberger „Ufo“ besucht.
Geringe ResonanzAusbildungsbörse im Bensberger „Ufo“ erreicht nur wenige Jugendliche

Ausbildungsbörse im Bensberger „Ufo“.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Schule vorbei, Abschlusszeugnis erhalten. Was jetzt? Der Schulabschluss ist ein großer Schritt für viele Jugendliche. Oft wird der Schritt ins Berufsleben als „Wand der Verzweiflung“ gesehen, die für manche unüberwindbar scheint. Die erhofften Ausbildungsstellen sind alle schon belegt, und die Aussicht auf den perfekten Beruf ist für manche nur noch ein weit entfernter Schimmer.
Vor dem Jugendzentrum sehe ich die Flaggen der Agentur für Arbeit, die an diesem heißen Sommertag kaum zu wehen scheinen. Gerade angekommen, werde ich bereits von mehreren Berufsberatern begrüßt, und ich merke: Bei dieser Veranstaltung kommt man auf die Besucher zu.
Lange Reihe von offenen Stellen
Als ich den Saal betrete, erwartet mich eine große Wäscheleine, die über den ganzen Raum verteilt ist. Doch wer da nun Kleidung erwartet, liegt falsch. Anzeigen, überall wo man hinsieht, alle in verschiedenen Farben kategorisiert.
Ich bin beeindruckt, und meine Augen sind kaum fähig, diese Masse an Angeboten zu verarbeiten. Ohne zu wissen, wie und wo ich anfangen soll, widme ich mich einer dieser Anzeigen. Mit gelber Farbe unterlegt und kategorisiert: „Handel/Dienstleistung“, darunter die genaue Ausbildungsstelle sowie die Stellenbeschreibung.
Was mich am meisten beeindruckt, ist, dass dies alles freie Ausbildungsstellen sind. Dabei höre ich immer wieder Beschwerden im Umkreis, dass es keine Stellenmöglichkeiten gibt, nichts in der Umgebung frei sei und man als Quereinsteiger oder „nur mit Mittlerer Reife“ keine Chancen habe.
Überschaubare Resonanz: Wie erreicht man mehr Jugendliche?
„Seit März sind wir auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Manche Betriebe antworten gar nicht“, klagt Nancy Schurig, Mutter von Leon Schurig (16), der gerade seine Fachoberschulreife abgeschlossen hat. „Wir sind an einigen Stellen fündig geworden und werden dort sofort eine Bewerbung abschicken“, sagt der 16-Jährige, der seinem Traum, Kfz-Mechatroniker oder Motortechniker zu werden, nachgehen möchte.
Ich sage immer, wenn ich einem helfen kann, ist viel getan. Wir waren bereits in mehreren Jugendzentren, mal war mehr, mal weniger los.
Die Resonanz der Besucher ist auf dem Infotag allerdings überschaubar. Zwischen sechs und acht Jugendliche nutzten das Beratungsangebot. Ist so etwas ein Erfolg? „Manchmal ist es nicht die Quantität, sondern die Qualität der Gespräche. Ich habe heute mit zwei Personen gesprochen, die ernsthaftes Interesse an der dualen Berufsausbildung im Handwerk haben, und insbesondere diese Gespräche waren sehr weiterführend. Von daher ist es also schon ein Erfolg“, äußert Roberto Lepore, Abteilungsleiter Berufliche Orientierung der Handwerkskammer Köln.
Zeitpunkt zum Schuljahresende nicht optimal
„Ich sage immer, wenn ich einem helfen kann, ist viel getan. Wir waren bereits in mehreren Jugendzentren, mal war mehr, mal weniger los.“ Es lässt sich also schließen, dass die Gespräche zum Großteil fördernd sind. Und dennoch bestehe der Wunsch, eine größere Mehrheit zu erreichen, sagt Susanne Breuer, Teamleiterin der Berufsberatung des Rheinisch-Bergischen Kreises: „Auch wenn die Gespräche größtenteils positiv abliefen, würde ich gerne wissen, wie wir die Jugendlichen besser erreichen könnten.“
Aber was könnte der Grund sein, abgesehen vom Wetter, dass man die Jugendlichen nicht erreicht? „Wir haben in allen Schulen die Info hinterlegt. Wie stark sie dort beworben wird, ist unterschiedlich. Uns ist schon bewusst, dass der Zeitpunkt zum Schuljahresende nicht ganz optimal ist. Andererseits sind wir bewusst noch vor den Sommerferien gegangen, da manche ohne Ausbildungsstelle ja auch in den Urlaub fahren und es danach immer schwieriger wird, noch eine Perspektive zu finden.“
Dennoch zieht die Veranstaltung auch leichte Kritik nach sich, sagt Nancy Schurig: „Ich fände es gut, wenn bei den Ausschreibungen immer die Firma dabei stünde, damit man nicht erst unter der Referenznummer sehen muss, ob man sich dort schon beworben hat oder nicht.“ Auch Rebecca Bülles von der Agentur für Arbeit reflektiert: „Die Wäscheleine finde ich schon super, da sie so schön plakativ ist. Dennoch hätte ich vielleicht noch ein paar digitale Angebote eingebaut. Aber natürlich stellt sich die Frage, wie viel Aufwand insbesondere bei einer eher kleineren Veranstaltung wie in Bensberg dahintersteckt.“