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Apfelbäume gegen rechtsBergisch Gladbachs Bürgermeister weiht Mahnmal für NSU-Opfer ein

Lesezeit 3 Minuten
Gruppenbild mit Mahnmal: Bürgermeister Frank Stein (SPD) ist mit dem Spaten nahe am Baum.

Gruppenbild mit Mahnmal: Bürgermeister Frank Stein (SPD) ist mit dem Spaten nahe am Baum.

Zehn Bäume erinnern an die zehn ermordeten Menschen zwischen 2000 und 2007. Ein elfter Baum steht für die ungenannten Opfer rassistischer Gewalt.

Am Ende legten alle Teilnehmenden weiße Rosen an den Apfelbäumen nieder. Die Musiker Raik Weidemann und Isabelle Kretschmer setzten an, um zum Abschluss die wehmütige Melodie „Green sleeves“ zu spielen.

An der Kirchwiese der evangelischen Gnadenkirche ist am Freitagnachmittag in einer eindrücklichen Zeremonie das Mahnmal für die Opfer des „NSU“-Terrors eingeweiht werden: Elf Apfelbäume symbolisieren die Opfer der rechtsextremistischen Terrororganisation „NSU“. „10+1“ wird es genannt, erinnern an die zehn ermordeten Menschen in den Jahren von 2000 bis 2007. Ein elfter Baum steht für die ungenannten Opfer rassistischer Gewalt.

60 Gäste waren zur Eröffnung des Mahnmals eingeladen

Rund 60 Gäste aus Stadtgesellschaft und Politik waren der Einladung des Gladbacher Integrationsrats gefolgt, zwei Tage vor dem 20. Jahrestag des Nagelbombenanschlag des „NSU“ an der Keupstraße in Köln-Mülheim. „Wir dürfen die Opfer nicht vergessen“, appellierte der Vorsitzende des Integrationsrats, Redouan Tollih.

Nach einiger Zeit der Vorplanung sei er dankbar, dass das Mahnmal auf dem Gelände der evangelischen Kirche habe verwirklicht werden können. Die Bäumchen, zur Verfügung gestellt und künftig gepflegt vom Bergischen Streuobstwiesenverein, stehen am Aufgang zur Kirchwiese. Jeder Besucher komme hier vorbei und werde an die Geschehnisse erinnert, sagte Tollih.

Geschichten von den Angehörigen der Opfer

Für den Landesintegrationsrat sprach dessen Vorsitzender Tayfun Keltek von der Initiative, die 2020 aus diesem Gremium hervorgegangen sei. Bergisch Gladbach sei die 22. Stadt in NRW, die sich angeschlossen habe, viele weitere folgten. Von den Leiden der Angehörigen und von ihren Traumata sprach der Diplom-Psychologe Dr. Ali Kemal Gün.

Er berichtete eindringlich von den Traumata der Angehörigen, auch von den Verletzten des Kölner Nagelbombenattentats, die ihr gesamtes Leben an den Folgen litten. Pfarrer Carsten Bierei, Hausherr an der Gnadenkirche, verdeutlichte, dass die evangelische Kirche eng die Umsetzung des Mahnmals begleitet habe, mit dem Kirchgarten sei ein guter Platz für die Erinnerungsstätte gefunden.

Bürgermeister Frank Stein erinnerte an den Spruch: „Wehret den Anfängen“. Neu sei dieser nicht, aber er passe hier. Es sei eine Verpflichtung der Gesellschaft, der Opfer zu gedenken. Sein Vater habe bei Ford in Köln sein ganzes Arbeitsleben verbracht; von ihm wisse er, dass die damaligen „Gastarbeiter“ vieles zu erleiden gehabt hätten.

Mit leiser Stimme trug Tayfun Keltek anschließend die Name der Opfer vor: Emser Simsek, Abdurrahim Özüdogru, Süleyman Tasköprü, Habil Kilic, Mehmet Turgut, Ismail Yasar, Theodoros Boulgaridis, Mehmet Kubsik, Halit Yozgat und Michelle Kiesewetter. Es folgte eine Gedenkminute, in der die Anwesenden auch des kürzlich in Mannheim von einem islamistischen Attentäter ermordeten Polizisten gedachten. Eine Gedenktafel, die auf die Hintergründe des 10+1-Manmals hinweisen wird, wird in den nächsten Tagen am Aufgang des geschotterten Kieswegs zum Kirchgarten aufgestellt werden. Die Gedenkstätte ist zu Fuß erreichbar, sie liegt auf halber Höhe des Quirlsbergs, gegenüber des Jugendzentrums.