Vor siebeneinhalb Jahren wurde das Café in Bergisch Gladbach eröffnet, jetzt schließen Christina Kombüschen und Daniela Herbst ihren Laden.
LaurentiusstraßeCafé Tilda in Bergisch Gladbach hat geschlossen
Nur die Konfettikanone zündete nicht. Ansonsten verlief der letzte Tag des „Café Tilda“ in der Bergisch Gladbacher Laurentiusstraße perfekt. Vor allem für die beiden Gastgeberinnen Christina Kombüchen und Daniela Herbst. Stammgäste kamen mit Präsenten, die Mitarbeiterinnen hatten Überraschungen vorbereitet und sie waren es auch, die die beiden Gastronominnen am Samstagnachmittag mit goldenem Glitzerkonfetti überzogen – wegen fehlender Zündkraft mit der Hand, aber unter großem Jubel.
Mit der Schließung des vor siebeneinhalb Jahren im historischen Haus Liederkranz eröffneten Café fehlt für viele Gäste nun eine feste Institution, für Stammgäste wie Karl-Heinz Krüger sogar so etwas wie „ein Wohnzimmer“. „Er war eigentlich jeden Mittag hier“, berichtet Kombüchen. „Stimmt, und ich war vom ersten Tag hier Gast“, sagt der Gladbacher Prinz Karneval von 1998. „Ofengemüse mit Feta-Käste war mein Lieblingsessen und ich habe noch nie ein Lokal erlebt, in dem man sich so wohlfühlte. Traurig ist das“, sagt er zum endgültigen Aus.
„Wir haben schon neue Ideen und könnten uns gut vorstellen, ein neues Projekt zu beginnen“, so Kombüchen, die wie Herbst nach den siebeneinhalb Tilda-Jahren das Gefühl hat, dass sie jetzt eine neue Herausforderung will – daher der Schlussstrich.
Die Gäste werden die beiden „sehr netten Inhaberinnen“ (Krüger) genauso vermissen wie die hell und freundlich, im nordisch-französischem Stil eingerichteten Räume. Und natürlich den selbstgebackenen Kuchen, die frisch mit regionalen Zutaten zubereiteten Speisen, die Kaffeespezialitäten aus der Kölner Rösterei Schmanong oder das zum Klassiker avancierte „Freudinnen-Frühstück“ mit zwei Gläsern Prosecco. „Das haben aber auch Männer bestellt“, sagt Herbst, die im Gegensatz zu Kombüchen zur Eröffnung im Oktober 2015 Gastronomieerfahrung mitbrachte.
„Wir wurden vom ersten Tag an überrannt“, schildert Kombüchen den erfolgreichen Start. „Da mussten wir erst einmal reinwachsen.“ Die Coronazeit überbrückten die beiden mit Essen im Glas, das sie aus dem Fenster heraus verkauften, nahmen Corona-Hilfen in Anspruch und kamen so gut über die Runden. Kombüchen und Herbst haben sich mit ihrem ersten gemeinsamen Gastrobetrieb einen guten Namen in der Region gemacht und bekamen 2022 sogar eine literarische Würdigung.
Allerdings in einer grausamen Szene: Im Gladbach-Krimi „Bilder des Todes“ von Michael Blesin werden die beiden Frauen unweit des „Café Tilda“ Opfer einer versuchten Vergewaltigung. „Wer in Tilda einmal gewesen ist, kommt immer wieder. So ergeht es auch mir als Autor von Kriminalgeschichten“, schreibt der Schriftsteller in dem Buch. Das geht nun nicht mehr. Doch ein Stück „Tilda“ bleibt. Zwei selbstgebaute Bänke brachte Walter Bosbach, Kombüchens Vater, mit zum letzten Tag.
Er ist Schreiner und arbeitete das Logo des Cafés kunstvoll in die Rückenlehne der Sitzmöbel ein. „Am meisten werden wir wohl die schönen Begegnungen vermissen, mit den Mitarbeiterinnen und mit den Gästen“, stellten Kombüchen und Herbst am letzten „Tilda“-Tag fest.