Nach nur drei JahrenDas Spülmobil steht in Bergisch Gladbach vor dem Aus
- Erst im Jahr 2017 hat Bergisch Gladbach das Spülmobil angeschafft.
- Nun, nur drei Jahre später, steht das Spezialfahrzeug schon vor dem Aus.
- Seit Monaten steht es still, viele Bürger wissen nicht, wann es vorbeikommt: eine Geschichte voller Pleiten, Pech und Pannen.
Bergisch Gladbach – Beim kommunalen Abfallbetrieb hatten 2017 viele auf die eierlegende Wollmilchsau gehofft. Das Spülmobil, eine ganz neue technische Errungenschaft, hätte die Biotonnen zum Glänzen bringen sollen.
Und jetzt das: Stillstand seit Monaten, mal wieder. Ob das Spülmobil jemals wieder zum Einsatz kommt, scheint ungewiss. Eine Rückgabe zum Hersteller könnte sogar eine Option werden, das wäre dann die Rückabwicklung des Kaufs. Fakt ist: Seit Monaten schon ist keine Tonne mehr geschrubbt worden. Derzeit werde in der Verwaltung über das Spülmobil beraten, erklärt Stadtsprecherin Marion Linnenbrink.
Bergisch Gladbach: Stadt erhöhte Gebühren
Nach drei Jahren ist die Geschichte des Spezialgefährts eine voller Pleiten, Pech und Pannen. Es war doch keine eierlegende Wollmilchsau, dämmert es wohl manchem bei der Stadt. Für die Anschaffung (Kaufpreis 125.000 Euro) hatte die Stadt sogar die Gebühren erhöht, um drei Euro pro Haushalt. Die wurden aber nur eingezogen, wenn das Spülmobil tatsächlich unterwegs war.
Etwa die Hälfte der Zeit stand das Gerät bislang still. Zuletzt seit November letzten Jahres mit einigen wenigen Einsatztagen zwischendurch im Mai. Vielerlei Defekte setzten das Spülmobil immer wieder außer Betrieb. Häufig ging es dann um die gemäß einschlägiger Verordnung erforderliche Spültemperatur von 70 Grad, das Aufheizen des Brausewassers gelang einfach nicht. Seit Mai doktern die Monteure an der Heiz-Apparatur herum. Bei Nachfragen der Bürger wird auf unbestimmt vertröstet.
Das heiße Spülen gilt als Clou des Spülmobils, damit sollen auch die hartnäckigsten Grünreste vom Tonnenboden abgelöst werden. Als Rüstzeug hat das Mobil verschiedene Tanks, für Heißwasser, für Kaltwasser, für Abfallreste. Die Gladbacher hatten ihr Spülmobil beim Hersteller als Maßanfertigung in Auftrag gegeben.
Am zweiten Einsatztag gab es die ersten Probleme
Dass es mit dem Reinigungsfahrzeug keine Liebesbeziehung werden würde, war schon kurz nach der Anschaffung klar. Am zweiten Einsatztag, im Mai 2017, klemmte gleich die Kraftstoffpumpe. Kein guter Einstieg. Oft verstopfte Modder das Reinigungssieb. Per Hand musste das Sieb dann gereinigt werden.
Die Mengen des aufgenommenen Biomülls waren ein weiteres Problem, unterwegs mussten die Behälter geleert werden. Auch der Frischwassertank reichte meist nicht aus. Nur 100 Liter hat das Fahrzeug zum Nachspülen der Tonnen dabei. Was aber schon in den ersten Einsatztagen zum Problem wurde. Mit einem Standrohr für Hydranten halfen sich die Kollegen seitdem aus, sofern das Auto denn mal im Einsatz war.
Spülmobil: Immenser Aufwand für Mitarbeiter
Auch die Vorbereitungszeit ist für die Mitarbeiter kaum zu schaffen. Bis zu einer Stunde vor Betriebsbeginn ist der Mitarbeiter am Spülmobil, Wassertanks befüllen, Wasser aufheizen, die komplizierte Technik überprüfen. Das dauert. Auch unterwegs hat der Kollege auf dem Fahrerbock reichlich zu tun: anhalten, aussteigen, Tonne ans Mobil ziehen, mit einer Lanzenbürste Deckel und Rand absprühen, Heißreinigung vornehmen, kalt nachspülen, Tonne zurücksetzen – mit drei Minuten pro Tonnen-Vorgang wird intern gerechnet. Was kaum mehr als 100 Tonnenduschen in einer Schicht erlaubt. Nach der Rückkehr zum Betriebshof das gleiche Prozedere. Wassertanks leeren, das unterwegs aufgenommene Biozeug entsorgen. Wieder ist dann Extraschicht angesagt.
Störanfällig sei das Spülmobil, hieß es 2019 bei der Stadt. Mitunter waren auch keine Mitarbeiter verfügbar, die das Gefährt bedienen konnten. Folge waren wochenlange Ausfälle.
Viele Gladbacher erfahren nicht, wann das Mobil vorbeikommt
Was die Sache weiter verkompliziert, ist die Information an die Bürger. Auf der Internetseite des städtischen Abfallbetriebs erfährt man kurzfristig, welche Straßen an welchem Tage gespült werden. Anhaltspunkt dabei ist die Biomüll-Abfuhr, im Schlepptau rollt das Spülmobil später am Tage vorbei. Aber nicht jeder Gladbacher ist gewohnt, im Internet nach dem Spülmobilkalender zu schauen. Er schaut meist in den gedruckten Abfuhrkalender. Dort aber sieht sich die Stadt aus Aktualitätsgründen außer Stande, präzise Daten einzurücken. Und so erfahren viele Gladbacher gar nicht, wann das besondere Mobil an ihrer Straße im Einsatz ist. Sie ziehen die Tonnen morgens zurück von der Straße, das Reinigungsfahrzeug rollt tatenlos vorbei.
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In der Politik ist das Thema bereits angekommen. Im Juni hatte der Ausschussvorsitzende Christian Buchen (CDU) im Umweltausschuss wegen des Dauerausfalls des Spülmobils bei der Stadt nachgefragt: „Soll das Spülmobil weiter genutzt werden oder nicht?“ Stephan Dekker, Leiter des Büros des Bürgermeisters, antwortete, dass die erforderlichen 70 Grad nicht erreicht würden. Das Spülmobil sei in die Werkstatt zurückgegeben worden. Er hoffe, dass das Gerät in den nächsten Tagen wieder einsatzbereit sei. Bislang hofft Dekker vergebens.