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30 Jahre GesamtbauzeitDer wacklige Zeitplan für die Schulbauoffensive in Bergisch Gladbach steht

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist die Fassade eines Schulgebäudes. Davor steht Baumaterial.

In den kommenden 30 Jahren sollen 24 Schulen in Bergisch Gladbach umfassend saniert werden.

Die Sanierung von 24 Schulen würde mit dem aktuellen Personal 30 Jahre dauern. Die Finanzierung stellt die Stadt vor enorme Herausforderungen.

Die Stadtverwaltung legt jetzt das komplette Sanierungsprogramm für insgesamt 24 Schulen mit einer Zeitschiene für die Bauarbeiten an jedem einzelnen Standort vor. Die Planungen sind alles andere als einfach – und unzufrieden wird am Ende trotzdem irgendwer sein. Zudem wird das Schulbauprogramm mit diesem Volumen die Stadt vor enorme finanzielle Herausforderungen stellen.

In den kommenden 30 Jahren sollen 16 Grundschulen, die beiden Gesamtschulen, vier Gymnasien, drei Realschulen und die einzige Hauptschule im Stadtgebiet umfassend renoviert und ausgebaut werden. Sanierungsrückstand und Sparkurs der vergangenen Jahre haben sich drastisch auf alle Schulen ausgewirkt.

Einige Schulen in Bergisch Gladbach müssen vielleicht sogar abgerissen werden

In einigen Schulen bröckelt der Putz an den Wänden, technische und elektronische Installationen sind desolat, wieder andere haben keine richtige Mensa. Die Digitalisierung hinkt hinterher. Es fehlt Platz, um den pädagogischen Anforderungen für die Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Förderbedarf oder Behinderungen an Regelschulen gerecht zu werden. Einige der Schulen, zum Beispiel die Integrierte Gesamtschule Paffrath (IGP) oder die Grundschule in Gronau, sind so heruntergewirtschaftet, dass sie möglicherweise sogar abgerissen werden müssen.

Doch sogar die IGP auf Platz 1 der vor einem Jahr veröffentlichen Priorisierungsliste sowie weitere Schulen wie die KGS Bensberg oder das Albertus-Magnus-Gymnasium mit einem hohen Priorisierungsgrad müssen bis zum Jahr 2035 ausharren, bis die Bauarbeiten abgeschlossen sind. Das sind zehn Jahre.

Aufgabe des neuen Rates wird es sein, im Rahmen von Haushaltsplan und Stellenplan 2026 und der damit verbundenen Finanzplanung darüber zu entscheiden
Frank Stein, Bürgermeister Bergisch Gladbach

Trotzdem sind sie noch gut bedient. Die Nelson-Mandela-Gesamtschule beispielsweise muss bis 2039 warten, bis dort überhaupt irgendetwas passiert. Erst 2054 soll die Sanierung beendet sein.

„Die Zeithorizonte verdeutlichen den Umfang der Aufgaben. Jegliche Maßnahmen stehen hier im stetigen Spannungsverhältnis zwischen Kosten, Qualitäten und zeitlichen Realisierungsnotwendigkeiten“, sagt Stadtkämmerer und Schulbaudezernent Thore Eggert.

Die städtische Abteilung Hochbau ist für die Planung und Umsetzung von 13 Projekten zuständig. Elf Bauvorhaben sind in die Verantwortung der städtischen Schulbau-GmbH. Eine Vorgabe bei den Planungen war, dass der laufende Betrieb in den Schulgebäuden sichergestellt sein muss.

Pro Projekt sind acht bis zehn Jahre angesetzt

Die vorgelegte Zeitschiene basiert auf den vorhandenen personellen Kapazitäten. Demnach sind für Grundschulen acht Jahre, für weiterführende Schulen zwölf Jahre pro Projekt angesetzt. Vorgesehen ist, dass die Abteilung Hochbau und die Schulbau-GmbH vier Bauvorhaben parallel betreiben.

Dass der Gesamtzeitraum für die Umsetzung aller Bauprojekte 30 Jahre beträgt, ist aus Sicht des scheidenden Bürgermeisters Frank Stein nicht zufriedenstellend: „Das würde bedeuten, dass mehrere Schülergenerationen über ihre ganze Schullaufbahn hinweg nicht oder nur teilweise vom Schulbau-Programm profitieren würden.“

Deutlich mehr Fachpersonal wird benötigt

Um die Prozesse zu beschleunigen, gibt es laut Verwaltung nur einen effektiven Ausweg: Erheblich mehr Fachpersonal, sowohl in der Hochbauabteilung als auch in der Schulbau GmbH. Demnach wären 40 zusätzliche Stellen erforderlich, um alle 24 Projekte gleichzeitig bearbeiten zu können.

Kämen sukzessive Projekte von den hinteren Plätzen zu der aktuell geplanten Auslastung dazu, sind es 19 Mitarbeiter, die zusätzlich gebraucht werden. Der Zeitgewinn würde in diesem Fall fünf bis sechs Jahre ausmachen.

Die Kosten sind in der Vorlage, die der Schulausschuss in seiner Sitzung am 13. Februar berät, gar kein Thema. Bürgermeister Stein stellt klar, es gehe hier um die Erfüllung einer zentralen kommunalen Pflichtaufgabe: „Aufgabe des neuen Rates wird es sein, im Rahmen von Haushaltsplan und Stellenplan 2026 und der damit verbundenen Finanzplanung darüber zu entscheiden.“

Im nächsten Schulausschuss stellt die Stadt zudem die Einführung von Standards für den Bau und die Sanierung der Schulen vor. Diese Leitlinien sollen auf Nachhaltigkeit, Verbesserung der digitalen Ausstattung, Barrierefreiheit und die Förderung einer gesunden und förderlichen Lernumgebung setzen und den modernen Anforderungen an Schulen genügen. Neben klassischen Klassenräumen müssen Schulen heute flexible Lernräume, moderne Technologien und nachhaltige Bauweisen bieten.