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TarifstreitDGB besucht in Bergisch Gladbach Menschen, die am 1. Mai arbeiten müssen

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Die Gewerkschaft DGB besuchte die Bergisch Gladbacher Feuerwehr am 1. Mai.

Die Gewerkschaft DGB besuchte die Bergisch Gladbacher Feuerwehr am 1. Mai.

Die Gewerkschaft will auf die besondere Situation bei Feuerwehr, Busfahrern und Pflegekräften aufmerksam machen.

Wenn Otto Normalverbraucher am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, sich gemütlich im Garten lümmeln, den Grill anwerfen oder wandern gehen, ist für bestimmte Berufsgruppen Dienst angesagt – so bei beispielsweise der Feuerwehr, bei den Busfahrern im Öffentlichen Dienst und den Altenpflegern.

Um die extremen Leistungen und das Engagement dieser Berufsgruppen zu würdigen startete eine Delegation des Deutsche Gewerkschaftsbund DGB am gestrigen Vormittag bei der Bergisch Gladbacher Feuerwehr eine besondere Aktion: Mit drei gut gefüllten Obstkörben im Gepäck, statteten Patrick Graf, Sprecher des DGB-Netzwerks Rhein-Berg, Stellvertreterin Maike Eyberg und DGB-Mitglied Hildegard Gitschier-Piepenbrock der Feuerwache an der Paffrather Straße einen Besuch ab. Dort warteten nicht nur einsatzbereite, sondern auch diskussionsfreudige Feuerwehrmänner auf die Gewerkschaftler.

Das Thema der verlängerten Arbeitszeit beschäftigt die Feuerwehr

Das Dauerthema Arbeitszeitverlängerung für die Feuerwehr beschäftigte sie alle sehr, denn die 48-Stunde-Woche mit 24-Stunden-Schichten ist für die Feuerwehrmänner nicht bis zum Eintritt ins Rentenalter, also bis zum 67. Lebensjahr, zu leisten. „Das Ganze ist ein Riesenthema! Die Lebensrealität ist, dass dieser Dienst über 60 nicht mehr zu schaffen ist – und Krankheitsfälle bringen den ganzen Dienst durcheinander“, stellte Jörg Köhler, Leiter der Feuerwehr Bergisch Gladbach klar.

Den Gewerkschaftlern ist die Situation voll bewusst. „Dies ist ein Hochleistungsberuf, der nicht machbar ist über einen längeren Zeitraum“, stellte DGB-Mann Patrick Graf klar. Teamarbeit mit einem jungen Feuerwehrmann und einem älteren Kollegen? Fällt letzterer wegen Überbelastung aus, wird die Stelle blockiert. Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit sei schlicht nicht machbar.

Überstunden sind nicht zu verhindern
Manfred Hartmann, Hauptbrandmeister

Manfred Hartmann, Hauptbrandmeister und im Notfallrettungsdienst, hat klare Vorstellungen: „Überstunden sind da nicht zu verhindern. Die Gewerkschaft müsste signalisieren, dass Überstunden ausbezahlt werden mit steuerlichem Vorteil und nicht mit 50 Prozent Steuerabzug. Wir machen mehr, als wir leisten müssen.“ Auch im Rettungsdienst herrsche ein Mangel an Fachkräften, auch diese Arbeitskräfte arbeiteten am Limit: „Wenn von zwölf bis 24 Stunden nur acht Stunden als Arbeitszeit anerkannt werden, ist das nicht mehr zu vermitteln. Es gibt Handlungsbedarf bei den Gewerkschaften.“ Gewerkschaftler Graf versucht zu besänftigen: „Wir sind knallhart in Verhandlungen, auch im ÖPNV – mit Betonbohrern!“ Nachwuchs werde zum Großteil aus den Feuerwehrschulen rekrutiert – gerade sind fünf bis sechs eigene Leute fertig mit der Ausbildung“, informierte Jörg Köhler.

Von 130 Feuerwehrleuten in der Kreisstadt sind jedoch nur zwei Feuerwehrfrauen. Im Rettungsdienst sind die Hälfte der Rettungssanitäter und -assistenten Frauen. „Da arbeiten sie am Menschen und nicht so sehr an der Technik“, so Köhler. Doch die Leute im Rettungsdienst seien selten länger als zehn Jahre aktiv, wechselten dann in andere Berufszweige. „Die Menschen helfen mit hoher Motivation, müssen sich aber selbst schützen vor der massiven Belastung“, weiß auch Graf.

Bei einer Arbeitszeitverkürzung könne ein Rettungswagen weniger eingesetzt werden, so Köhler und hält dagegen: „Feuerwehr und Rettung haben eine Besonderheit: Die Sicherstellungspflicht! Wenn ein RTW ausfällt, gibt's vielleicht Tote!“ Mit vielen Infos im Gepäck zieht die Gewerkschaftsdelegation weiter zum Busbahnhof – zum Gespräch mit den Busfahrern der WUPSI, dann nach Rösrath zu einer Pflegewohngemeinschaft der Kette e.V..