„Ist es das wert?“Große Gefahr für Fahrradfahrer in Bergisch Gladbach
- Torsten Walter hatte einen schweren Fahrradunfall. Der Helm rettete ihm das Leben.
- Er und seine Lebensgefährtin, die Mountainbikerin Stefanie Dohrn, haben nun zwei Botschaften.
- Eine an alle Verkehrsteilnehmer und eine an die Stadtplaner in Bergisch Gladbach.
Bergisch Gladbach – An den 5. Mai hat Torsten Walter keine Erinnerung mehr. Auf seinem Rennrad war er kurz vor Odenthal unterwegs, als er von einem Auto angefahren wurde. Der Autofahrer hatte die Vorfahrt des Radlers übersehen und war in die Bergstraße Richtung Glöbusch eingebogen. Der Physiotherapeut, der auf dem Weg in seine Praxis „Physio Athletics“ nach Gladbach war, hatte keine Chance auszuweichen und krachte mit hohem Tempo ins Auto.
„Das waren dann über 20 Verletzungen auf einmal“, sagt der 35-Jährige. Er erlitt zahllose Brüche, die Aorta war fast durchtrennt, die Milz gerissen. Ein Rettungshubschrauber brachte den Schwerverletzten ins Klinikum nach Merheim. Not-OP und zehn Tage Intensivstation folgten. „Dass ich heute hier stehe, ist ein kleines Wunder. Es hätte auch anders ausgehen können. So knapp war es.“ Querschnittslähmung oder Schädel-Hirn-Trauma hätten ihn treffen können. Weil der Aufprall schräg gewesen sei und nicht von vorne, habe er noch Glück gehabt.
Unfall mit schweren Folgen
Das Krankenhaus konnte Walter nach viereinhalb Wochen verlassen. Die Folgen des Unfalls werden ihn noch über Monate begleiten, mindestens. Der Helm rettete ihm das Leben, auch seine gute Gesamtfitness half. Stefanie Dohrn, eine der besten Mountainbikerinnen Deutschlands und Rhein-Bergs „Sportlerin des Jahres 2019“, wachte am Krankenbett ihres Lebensgefährten.
Torsten Walter und Stefanie Dohrn haben nach dem Unfall zwei Botschaften: achtsam im Straßenverkehr miteinander umgehen, Rücksicht aufeinander nehmen, an die Folgen eines Unfalls denken. Das ist die eine Botschaft. Die zweite geht an die Stadtplaner. Sie sollten den Radfahrern endlich mehr Platz im Straßenverkehr geben. Gerade in Bergisch Gladbach sei die Situation dramatisch. Platz fürs Radfahren sei kaum vorhanden.
Keine Knautschzone für Radler
„Knautschzone haben wir ja keine“, sagt Torsten Walter. Oft würden die Radfahrer bedrängt, geschnitten von den Autofahrern. „Das erlebt man täglich.“ Nur um wenige Sekunden Zeit herauszuholen, werde riskant überholt. „Ist es das wert? Ein Blechschaden am Auto sei schnell repariert. Die Folgen seines Unfalls seien nicht so schnell aus der Welt. „Das müssen die Autofahrer im Kopf haben. Radfahrer können sich sehr schnell sehr schwer verletzen.“
Die Sache mit den Radwegen und der oft fehlenden Infrastruktur für die Radler ist die andere Sache. Bergisch Gladbach hinke im Vergleich mit anderen Städten weit hinterher. Radschnellwege, wie es sie mittlerweile anderswo gebe, könnten helfen. Eigene Trassen für Radfahrer wünsche er sich, wünschten sich viele Radsportler. Aber die gebe es in Gladbach nicht. Im bergischen Norden, in Solingen, Wuppertal oder Wipperfürth, seien einige dieser Radtrassen entstanden. „Die sind alle ohne Autoverkehr.“
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Mit der Stadt sollte über Neuansätze bei den Verkehrswegen gesprochen werden, meint Walter. Die Bahndammtrasse, sie liegt seit Jahren brach, sei eine Möglichkeit, die sich dafür anbiete. In Teilen der Strecke gebe es ja am Damm einen Radweg. Die Situation auf der Hauptstraße, wo sich seine Praxis befindet, sei genau das Gegenteil dessen, was Radler bräuchten. Dort teilen sich Autos und Fahrräder den Verkehrsraum.