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ServiceIn diesem Bergisch Gladbacher Restaurant serviert eine Katze das Essen

Lesezeit 5 Minuten
Der Roboter Bella arbeitet im Sushirestaurants Miyummy.

Der Roboter Bella arbeitet im Sushirestaurants Miyummy.

Bella verzaubert große und kleine Gäste und entlastet die Angestellten.

Ein Maunzen erfüllt die Räume des Sushirestaurants Miyummy in Bergisch Gladbach, als Geschäftsführerin Meiling Chen über Bellas schwarze Ohren streichelt. Bella schließt die Augen, maunzt nochmal. „Seit Bella hier ist, arbeiten wir alle viel effizienter“, sagt Chen und lacht.

Dann dreht Bella sich abrupt weg, ihr Einsatz in der Küche ist gefragt. Sie rollt geradeaus über den Holzboden und biegt dann nach rechts in eine kleine Nische ab, an einer großen Buddha-Statue vorbei. „Manchmal arbeitet Bella zehn Stunden am Tag und im Vergleich zum Personal ist sie danach nicht müde.“ Dass sie so lange arbeiten könne, liege an ihrer guten Akkulaufzeit. Bella ist ein Serviceroboter, eingestellt, um die Gäste zu bedienen, Geburtstagslieder zu singen und vor allem die Kellner zu entlasten.

Roboter Bella kann viel tragen

Nach kurzer Zeit rollt der Roboter wieder um die Ecke. Bella ist rund und von außen weiß. In ihre Vorderseite ist ein Bildschirm integriert, auf dem das Cartoon-Gesicht einer Katze zu sehen ist. Zwischen Vorder- und Rückseite befinden sich vier schwarze Tabletts.

Darauf verteilt stehen allerlei japanische Leckereien: Edamame, Frühlingsrollen, Sushi mit Lachs, Gurke und Avocado. Bis zu 40 Kilogramm kann das Modell BellaBot tragen, bei einem Eigengewicht von rund 60 Kilogramm. Sie fährt von Tisch zu Tisch, sagt über ihre weiblich klingende Sprachausgabe „Vorsicht“, während sie durch die Gänge rollt.

Roboter bedient bis zu vier Tische in Bergisch Gladbacher Restaurant

Bis zu vier Tische nacheinander könne sie bedienen, erklärt Chen. Das funktioniere eigentlich ganz gut. „Probleme gibt es immer dann, wenn die Gäste nicht verstehen, welches Tablett zu ihnen gehört. Manchmal nehmen sie sich dann das falsche Essen und sind ganz verwirrt“, so Chen. Das richtige Tablett leuchtet am Rand in bunten Farben. Aber das verstünden nicht alle. Dann müssten Chen oder einer ihrer Angestellten einspringen, um den Restaurantbesuchern das System hinter dem Roboter zu erklären.

15.000 Euro habe das Restaurant für Bella bezahlt, nachdem sie während Corona ein paar Monate im vor sechs Jahren eröffneten Miyummy probegearbeitet habe, sagt Chen. „Während der Pandemie hatten wir Personalmangel und wollten die Sicherheit unserer Mitarbeiter gewährleisten. Da kam Bella genau richtig.“ 2022 habe das Restaurant den Roboter gekauft und könne dadurch auch die Kosten für ein bis zwei Personalstellen bei einem Stundenlohn von 15 Euro einsparen.

Ein Angestellter bedient Bella.

Der Roboter Bella arbeitet im Sushirestaurants Miyummy.

Seit rund drei Jahren sei er jeden Tag im Einsatz - zur Freude der Kunden. „Gerade Kinder lieben ihn sehr und ich würde schätzen, auch 80 Prozent der erwachsenen Gäste mögen den Roboter.“ Schwieriger sei es bei älteren Personen. Die würden lieber von Menschen bedient werden.

Doch nicht immer ist das so. Siegfried Mängel ist 87 Jahre alt und sitzt ganz am Ende des Restaurants. Auf dem Tisch stehen Teller, Wasabi, Ingwer, Essstäbchen und zwei Schalen für Soße bereit. Bella rollt zielsicher auf ihn zu, serviert ihm mit den Worten „Ihre Bestellung ist hier“ Sushi und verabschiedet sich mit „Dankeschön. Auf Wiedersehen“, bevor sie sich auf den Weg zurück in die Küche macht. „Putzig“, kommentiert Mängel den Katzen-Roboter. Mit dieser Art des Services sei er bereits aus der Coronazeit vertraut.

In Emden habe ein Roboter ihn Mal bedient, auch aus Schutz vor der Krankheit. „Das funktioniert wirklich gut, ich find ihn super.“ Auch fühle er sich nicht hilflos, ältere Menschen würden im Miyummy nicht im Stich gelassen werden. Wer zum Beispiel nicht über ein Tablet seine Bestellung aufgeben wolle, könne auch zum Personal gehen und persönlich bestellen. Er sei dankbar, dass es das Restaurant gibt. „So tolles japanisches Essen vor der Haustüre zu haben, macht mich einfach froh.“

Kellner profitieren von Katzen-Roboter

Auch die Kellner profitieren von der Katze auf Rollen. „Das ist mein guter Kollege“ sagt Ling Chui, Angestellter im Miyummi und klopft dem Roboter auf den Rücken, bevor er anfängt ihn mit Tellern zu beladen. „Er nimmt uns hier echt Arbeit ab, gerade, wenn viel los ist.Ich muss weniger laufen, bin abends weniger müde“, stimmt Kellnerin Rabea Gambale ein. Angst davor, dass ihr Job von Robotern übernommen werden würde, habe sie keine. „Der Roboter hilft. Aber er kann nicht alles machen“, sagt sie, da macht sich Bella auch schon wieder auf den Weg, zwei der Tabletts bestückt mit kleinen Tellern voller japanischem Essen.

Ein Gast nimmt ein Tablett vom Servierroboter.

Der Roboter Bella arbeitet im Sushirestaurants Miyummy.

An diesem Abend arbeiten vier Kellner im Restaurant. Insgesamt seien zehn angestellt, erläutert Geschäftsführerin Chen. Viele davon seien Minijobber oder arbeiteten in Teilzeit. „Menschliche Mitarbeiter sind für das Restaurant unerlässlich.“

Sie empfingen die Gäste, kochten das Essen, bereiteten die Tabletts des Roboters vor und servierten Getränke. Letzteres könne der Roboter zwar auch, aber es bestünde immer die Gefahr, dass das Getränk umkippt, sagt Chen.Um genug Platz für Bella zu schaffen, habe das Restaurant die Tische weiter auseinandergeschoben. So könne der Roboter überall hinfahren.

Bella kann keine Stufen gehen

Mittlerweile ist das Restaurant so gefüllt, dass die Geschäftsführerin eine Familie im hinteren Teil der Räumlichkeiten unterbringt. Der Raum liegt am Ende eines langen Ganges neben der Küche und ist in japanischem Stil mit Holzbänken und einem kleinen Teich in der Mitte gehalten. Hier hört Bellas Arbeitsbereich auf.

Denn das Zimmer ist mit einer Stufe vom Gang abgetrennt. Ein Umbau sei bereits in Planung, Konkretes dazu könne Chen bisher jedoch nicht sagen. Doch was feststeht: Die Stufe muss weg. Dann kann Bella ihre Arbeit im ganzen Restaurant ausführen. „Der Roboter ist Teil des Teams und die Zukunft der Gastronomie. Zumindest im All-You-Can-Eat-Bereich. Bei Restaurants, die Gerichte À La Carte anbieten, mag das anders sein. Da braucht es echte Menschen, die die Gerichte erklären können.“

Ähnlich sieht das Udo Güldenberg, Inhaber des Gronauer Wirtshauses und Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes im Rheinisch-Bergischen Kreis: „Zum Standard wird so ein Kellner-Roboter zwar nicht, aber es gibt durchaus ein Publikum dafür.“

Er selbst würde Roboter nicht in seinem Restaurant einsetzen, verstehe aber das Interesse daran. Trotzdem seien ihm im Gronauer Wirtshaus Gastfreundschaft und persönliche Kommunikation besonders wichtig. „Das erwarten meine Gäste auch. Ein Roboter kann das nicht leisten.“

Im Miyummi gehört der Roboter zum festen Bestandteil des Angebots, Gäste freuen sich auf ihn: „Der ist ein richtiges Highlight.“