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Gladbacher Eltern erbostMassive Kritik bei Treffen auf Refrather Spielplatz

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Bei den Teilnehmern der Infoveranstaltung gab es reichlich Redebedarf. Der Spielplatz sorgt seit Wochen für Diskussionen

Bergisch Gladbach – „Da haben wir den Kern der Nutzer leider nicht getroffen“, sagte Christian Nollen, Abteilungsleiter von Stadtgrün, und schaute betrübt in die Runde der etwa 60 Refratherinnen und Refrather, die zum Ortstermin gekommen waren.

Der Kern der Nutzer: Das sind die Refrather Kinder, die an ihrem ungebauten Spielplatz am Peter-Bürling-Platz Schaukel, Rutsche und Sandkasten schmerzlich vermissen. Die drei Spieleklassiker fehlen. Nach einer Neukonzeption hatte die planende Abteilung Stadtgrün eine komplette Umgestaltung des Spielplatzes vorgenommen und sich für neue pädagogische Akzente entschieden. Mit Folgen: Proteste gegen den Spielplatz hatte es gleich nach der Eröffnung im September gegeben.

Schwerer Stand für Gladbacher Abteilungsleiter

Nollen hatte einen schweren Stand beim Infotreffen an der neu errichteten Tante-Emma-Kaufladen-Spielwand und am Rutschenstapel, trotz Unterstützung der Unternehmer Ferdinand Linzenich und Gabriele Gieraths aus dem Verein „Wir für GL“, Hauptsponsor der neuen Spielgeräte. Eingeladen waren interessierte Bürger, und die allermeisten, die gekommen waren, hatten eine klare Meinung: Dieser Spielplatz ist zu langweilig für die größeren Kinder. „Mein Fünfjähriger will immer weg, wenn wir hier sind“, sagte eine erboste Mutter.

Zwischen den Holz-Rollen (Mitte) hätten sich schon Kinder eingeklemmt, kritisierten mehrere Refrather.

Für die zweijährige Tochter sei der Spielplatz allerdings ideal. „Aber diese Altersgruppe ist sehr begrenzt.“ Sie wünsche sich mehr Multifunktionsgeräte auf dem Platz. „Die Stadt Köln hat so etwas. Warum geht das nicht hier?“, fragte sie Nollen.

Kinder haben sich beim Klettern verletzt

Gleich mehrere Mütter sagten, dass sich ihr älterer Nachwuchs bei Kletterübungen an Kletterstapel und Rutschhäuschen, zwei der neuen Spielgeräte, verletzt habe. Ihr Sohn habe kopfüber in den Spielgeräten gehangen, sagte eine andere Mutter, eine andere berichtete davon, dass ihr Kind unter dem Hohlraum der neuen Spielrutsche festgesessen habe und das Schrägdach des Spielehäuschens gefährlich fürs Abrutschen sei.

Die Spiellandschaft am Peter-Bürling-Platz sei der zentrale Spielplatz in Refrath, hier müssten alle Altersgruppen Möglichkeiten zum Spielen bekommen, so der zentrale Vorwurf.

Pädagogische Konzepte

Christian Nollen, der Vielgescholtene, warb für die neuen Gerätschaften, die alle TÜV-geprüft seien. Pädagogische Aspekte seien immer zu beachten, und der Blick der Eltern sei ein anderer als der der Kinder. Angesichts der deutlichen Proteste zeigte er sich einsichtig: „Vielleicht haben wir hier am Bedarf vorbeigeplant.“ Das sei allerdings vor seiner Zeit bei Stadtgrün geschehen, bei einer Bürgerbeteiligung vor fünf Jahren habe es kaum Hinweise zum Projekt gegeben. Der Spielplatz sei ja auch nicht der zentrale in Refrath, eher fürs Spielen zwischen dem Einkauf mit den Eltern, und viele Refrather hätten ja auch einen Garten, wo ihre Kinder spielen könnten - da hagelte es Buhrufe für den Abteilungsleiter, die Wohnsituation im Stadtteil sei eine ganz andere.

Abgesehen davon müsse auch die Personalsituation von Stadtgrün bedacht werden, denn neben weit über 100 Spielplätzen müssten sich die Kollegen auch auch noch um Friedhöfe und Grünflächen kümmern. Zudem seien die Altgeräte defekt gewesen und der Sand aus dem Sandkasten oft in die Versickerung geraten.

Kritik von der CDU

„Das ist der Versuch, etwas schön zu reden“, konterte der CDU-Kreistagsabgeordnete für Refrath, Ulrich Heutz, der auch zum Infotreffen gekommen waren. „Die Kinder brauchen mehr Bewegungsangebote“, sagte der Politiker und bekam dafür Applaus von den Eltern. Zwei Schaukeltiere zum Wippen müssten her.

Wer ist denn bereit, im Rahmen seiner Möglichkeiten noch etwas zu spenden?“, fragte Linzenich und erntete höhnisches Gelächter einiger Eltern. „Wir haben vom Verein 25.000 Euro gegeben“, entgegnete Linzenich, und der Verein sei auch weiter bereit, sich finanziell einzubringen. Schon fünf oder zehn Euro könnten helfen.

Im Gespräch bleiben

„Wie bekommen wir die Kuh vom Eis?“, hakte Linzenich nach. Ein Ausbau des Spielplatzes weiter hinein auf den Bürling-Platz, wie von den Anwesenden vorgeschlagen, sei leider nicht möglich, bedauerte Nollen. Der Platz werde auch für Weihnachtsmarkt, Wochenmarkt und andere Veranstaltungen gebraucht. Und die Ausbau-Planungen benötigten auch personelle Ressourcen.

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Ob auf der vorhandenen Fläche weitere Spielegeräte aufgestellt werden könnten, nehme er mit in eine Prüfung, ebenso die Idee mit den Wipptieren. Auch mit dem Verein „Wir für GL“ werde er weiter sprechen.