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Interview mit Klimafreunden Rhein-Berg„Wir arbeiten an einer Bürger-Energiegenossenschaft“

Lesezeit 4 Minuten
Klimafreunde Rhein Berg Aktionstag auf dem Konrad Adenauer Platz.

Die Klimafreunde Rhein-Berg haben bereits einige erfolgreiche Aktionen und Projekte für mehr Nachhaltigkeit gestartet.

Seit 2019 gibt es die Klimafreunde Rhein-Berg. Wir haben den Vorsitzenden zum Interview getroffen.

Die drei Bergisch Gladbacher Heike und Stefan Häusler und Ron Woydowski haben 2019 die Klimafreunde Rhein-Berg gegründet, zuerst als Initiative, seit 2021 als Verein. Vereinsvorsitzender Stefan Häusler (60) berichtet von den neuesten Projekten der Gruppe.

Die Geschichte Ihres Vereins ist eine Erfolgsstory. Wie haben Sie es geschafft, ein wichtiger Akteur in der lokalen Politik in Bergisch Gladbach zu werden?

Häusler: Wichtiger Akteur in der lokalen Politik, das hört sich gut an. Ich würde eher sagen, dass wir in Politik und Bürgerschaft eine gewisse Akzeptanz erlangt haben. Kontinuierliche und vertrauensbildende Projekte haben dazu beigetragen. Dass wir wahrgenommen werden, verdanken wir als Klimafreunde den vielen Menschen, die uns unterstützen. Dafür bin ich sehr dankbar. Mit dieser Entwicklung hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet.

Ist die Zusammenführung der Menschen in Bergisch Gladbach zu einem Klima-Bürgerrat Ihr bisher größter Erfolg?

Ich will die Erfolge der vielen einzelnen Aktionen der Klimafreunde nicht gewichten. Unser größter Erfolg ist es, dass wir viele Menschen für die Klimaproblematik sensibilisieren und für das Mitmachen begeistern können. Hierzu gehört natürlich auch der Bürgerrat. In unserer Stadtgesellschaft gibt es viele sach- und fachkundige Bürger, die mit viel ehrenamtlichem Engagement ihren Beitrag zur Klimawende leisten. Dass wir hierzu die Struktur schaffen konnten, die die Mitarbeit erleichtert, eröffnet uns die Möglichkeit, einen Teil des Schatzes zu heben, der in der Gesellschaft schlummert.

Wesentliche Änderungen zum Beispiel in der Landwirtschaft, der Ernährung und der Mobilität sind genauso erforderlich.
Stefan Häusler, Klimafreunde Rhein-Berg

Aber können wir von unserer Stadt aus das Klima retten?

Die Aufgabe, die vor uns liegt, können wir nur alle gemeinsam lösen, jeder in seinem Land, in seiner Stadt und wir hier. Wir müssen an dem Ort, an dem wir leben, unseren Beitrag leisten, um die globale Klimakatastrophe abzumildern und die Erderwärmung zu begrenzen.

Wie viel erneuerbare Energie wäre denn nötig, um in Bergisch Gladbach die 1,5-Grad-Grenze zu erreichen?

So linear-kausal funktioniert Klimaschutz leider nicht. Auch wenn wir alle Potenziale für erneuerbare Energien in Bergisch Gladbach ausschöpfen würden, hätten wir lokal unseren Anteil für die globale Begrenzung der Erderwärmung noch nicht geleistet. Wesentliche Änderungen zum Beispiel in der Landwirtschaft, der Ernährung und der Mobilität sind genauso erforderlich. Lieber heute als morgen müssen wir hier vor Ort unseren bestmöglichen Beitrag leisten.

Bergisch Gladbach: Klimafreunde arbeiten an Genossenschaft

Mit welchen Projekten müsste die Stadtverwaltung am dringendsten in die Pflicht genommen werden?

Mit „in die Pflicht nehmen“ habe ich so meine Probleme. Lösungen können nur partnerschaftlich erreicht werden. Statt mit dem Finger auf andere zu zeigen, sollten wir uns alle die Hand reichen und für den Klimaschutz Verantwortung übernehmen. Denn eines sollte allen klar sein: Viel Zeit haben wir nicht mehr.

Was ist Ihr aktuelles Projekt?

Um vielen Bürgern die Möglichkeit zu geben, die Energiewende zu unterstützen und davon zu partizipieren, arbeiten wir an der Gründung einer Bürger-Energie-Genossenschaft. Dabei vertrauen wir auf eine größtmögliche Unterstützung von Politik und Verwaltung, um die Umsetzung zu beschleunigen, damit noch in diesem Jahr erste Projekte realisiert werden können.

Wie kann denn jeder Einzelne helfen, CO₂ zu sparen? Können Sie einen Tipp geben?

Hier nur ein Beispiel zu nennen, fällt mir schwer. Die meisten von uns leben doch in einem Überkonsum, den wir eigentlich nicht brauchen: Fleisch, Flugreisen, Klamotten und so weiter. Wenn wir es schaffen, lieb gewonnene Gewohnheiten zu reduzieren, leben wir auf jeden Fall nachhaltiger, enkeltauglicher, verantwortlicher und entspannter. „Weniger ist mehr“ praktiziere ich im Selbstversuch und seitdem ich weniger konsumiere, geht es mir richtig gut. Einfach mal ausprobieren.

Können die Klimafreunde noch Unterstützer gebrauchen?

Wir brauchen dringend Unterstützung, um noch mehr zu bewegen. In Form neuer Mitglieder, die sich mit Ideen und Aktivitäten einbringen. Oder einfach nur über den Weg des überschaubaren Mitgliedsbeitrags. Unsere aufmerksamkeitsstarken Aktionen zur Klimarettung erzeugen Kosten, die übrigens in den Anfängen von den Aktiven aus eigener Tasche bestritten wurden. Deshalb sind auch Spenden willkommen. Außerdem suchen wir noch einen Raum für Treffen und Lagern für Material.


Das sind die Klimafreunde Rhein-Berg

Über 50 Mitglieder gehören dem Verein inzwischen an. Besonders wichtig sei, sagt Vereinsvorsitzender Stephan Häusler, dass sich viele in den Arbeitsgruppen mit vollem Engagement einbringen, etwa in der AG Wirtschaft für Nachhaltigkeit in Betrieben, AG Gesundheit für Nachhaltig im Gesundheitswesen (Beratung von Krankenhäusern) und AG Baumschutz. Die Klimafreunde organisierten 2019 den Klimastreik, initiierten zusammen mit der Stadt Bergisch Gladbach den Vorgarten-Wettbewerb „bunt statt grau“ und gaben den Anstoß zum Klima-Bürgerrat. Unterstützer können sich auf der Homepage informieren oder eine E-Mail schreiben.