Dettlef Rockenberg blickt auf 40 Jahre bei der Stadtverwaltung Bergisch Gladbach zurück.
Interview mit scheidendem Fachbereichsleiter„Gladbacher Schulen sind fast alle zu klein“
Nach mehr als 40 Jahren bei der Stadtverwaltung Bergisch Gladbach, davon acht Jahre als Fachbereichsleiter für Schule, Sport und Kultur, geht Dettlef Rockenberg in den Ruhestand. Im Abschiedsinterview spricht er über Termindruck, den Zustand der Schulen und Projekte, die liegengeblieben sind.
Wie würden Sie den Satz vervollständigen? Die Schulen in Gladbach sind.…
Rockenberg: Die Schulgebäude sind leider überwiegend in einem sehr schlechten Zustand. Aufgrund des Wandels von Schule sind fast alle zu klein und hinsichtlich bestimmter Aspekte nicht mehr zeitgemäß. Stichworte sind Digitalisierung, Inklusion, Übermittagsbetreuung. Und dies, obwohl sich alle am Thema beteiligten Kollegen bis zum Anschlag wirklich mühen, um es irgendwie in den Griff zu bekommen.
Sie haben immer klare Worte gefunden, auch wenn es schlechte Nachrichten zu verkünden gab. Das hat Ihnen bestimmt Ärger eingebrockt?
Mir waren immer ehrliche, klare Ansagen wichtig, ohne dabei verletzend zu sein. Es bringt ja nichts, um den heißen Brei herumzureden oder in kluge Phrasen zu verpacken.
In einer Sitzung formulierten Sie schon vor Jahren treffend: „Bei den Grundschulen brennt es überall lichterloh“. Ist eine Entwarnung in Sicht?
Das aktuelle Beispiel der maroden Heizung in der Grundschule Gronau zeigt, dass die Annahmen im Integrierten Schulentwicklungsplan völlig richtig waren. Aber durch die schwierige und langwierige Umsetzung der Sanierung läuft uns leider die Zeit davon und wir müssen Sofortschulen bauen.
Worauf sind Sie in Ihrer Amtszeit besonders stolz?
Stolz ist nicht mein Wort. Ich bleibe aber beim Thema Schule. Dieses Thema macht auch mich unruhig, wenn ich durch die Stadt radele. Das macht was mit mir, wenn ich all die Neubaugebiete in der Innenstadt sehe. Aber bei aller Enttäuschung über den Zustand der Schulgebäude sind wir da trotzdem weitergekommen. Durch planvolles Vorgehen mit dem Integrierten Schulentwicklungsplan und dem Medienentwicklungsplan. Beides gab es vorher gar nicht.
War es richtig, das kleine Bergische Museum zu retten?
Ja, das ist und war richtig, sich dafür eingesetzt zu haben. Für Die Stadt ist es ein kleines, aber feines kulturelles Kleinod, inhaltlich und baulich. Aber ich habe auch immer gesagt: Da wo städtische Kultureinrichtung dransteht, muss auch eine drin sein. Es muss zumindest eine tragfähige Infrastruktur vorhanden sein. Und das schreibe ich mir schon auf die Fahnen, dass es gelungen ist, trotz Haushaltssicherungskonzept alle städtischen Einrichtungen auf einigermaßen solide Füße zu stellen.
Schmerzt es Sie, dass die Modernisierung der Stadtbibliothek liegengeblieben ist?
Ja, natürlich schmerzt mich das. Trotz gutem und modernem Konzept ist es in vier Jahren nicht gelungen, die räumlichen Notwendigkeiten für die Umsetzung zu schaffen. Auch da ist uns leider die Zeit weggelaufen.
Wie sehr haben die Krisen in Ihrer Amtszeit den Sport betroffen?
Ich bin ja als Fachbereichsleiter gestartet mit der Flüchtlingskrise 2015. Nach einer Woche mussten wir die erste Turnhalle schließen. Seitdem sind diese Krisen ja praktisch zum Normalzustand geworden. Darunter hat der Sport massiv gelitten. Aber ich glaube, wir haben es mit einem recht pragmatischen kooperativen Vorgehen einigermaßen hinbekommen, diese Krisen zu bewältigen.
Können Sie konkrete Beispiele nennen?
Obwohl die Stadt selbst in Finanznot ist, konnten erfolgreich ein paar neue Pflöcke für den Sport eingehauen werden. Wir haben die Jugendförderung wieder aufleben lassen. Die Vereine erhalten ein Drittel der städtischen Sportpauschale. Und wir haben es geschafft, für die zahlreichen Kunstrasenplätze ein kommunales Förderpaket zu schnüren.
Die letzten Monate vor Ihrer Pensionierung, wie haben Sie die erlebt?
Als im Oktober 2022 feststand, ich würde meinen Dienst im März beenden, dachte ich, man wird zur lame Duck, zur lahmen Ente, erklärt und ich kann behutsam ins Ziel watscheln. Aber das war wohl naiv. Der Termindruck in den letzten Monaten war sehr groß. Ein bisschen so wie die Euphorie vor Weihnachten und Neujahr, alles fertig zu bringen. Bis zum letzten Arbeitstag ist mein Terminkalender übervoll. Aber es ist ok so.
Wird es schwierig loszulassen?
Am 3. März beende ich faktisch meinen Dienst und sage: Tschüss Stadt Bergisch Gladbach. Nach 40 Jahren ist da natürlich auch Wehmut dabei. Aber bei mir kommt zunehmend erwartungsvolle Spannung hinzu. Am meisten freue ich mich darauf, dass ich selbst mehr Herr über meinen Kalender und meinen Alltag sein werde.
Sie haben also keine Angst, in ein Loch zu fallen?
Es gibt einen virtuellen Zettel auf meinem Schreibtisch mit 21 Vorschlägen von Leuten, die sich Sorgen um meine Altersstruktur machen (lacht). Ich möchte mich auf jeden Fall wie bisher ehrenamtlich für die Stadtgesellschaft einsetzen. Aber ich entscheide ganz allein nach dem Sommerloch, was ich mache, mit wem und wie viel.
Wie kam es eigentlich zu der seltsamen Schreibweise Ihres Vornamens?
(lacht) Damit fing eigentlich mein formales Beamtenleben an. Der Beamte im Standesamt in Bergneustadt hat sich beim Eintrag in die Geburtsurkunde wohl vertan. Als meine Eltern später merkten, zwei „t“ in meinem Vornamen sind falsch, sind sie wieder hin zum Amt und wollten das korrigiert haben. Aber damals galt noch: Was einmal im Familienbuch steht, kann nicht mehr geändert werden. Ich habe mich irgendwann daran gewöhnt, dass mein Name oft falsch geschrieben wird. Inzwischen betrachte ich es als Alleinstellungsmerkmal und das falsch ist so richtig.