Der Präsident der Großen Gladbacher KG ist in einer Kneipe angerempelt worden und die Treppe hinunter gestürzt.
„Mit Krücken auf die Bühne“Präsident der Großen Gladbacher KG schwer verletzt
Normalerweise ist Heiterkeit für Alexander Pfister das Normalste der Welt, karnevalistische Grundtugend schon allein des Amts wegen. Doch jetzt ist dem Präsidenten der Großen Gladbacher Karnevalsgesellschaft das Lachen nachhaltig vergangen, hat ein schwerer Sturz ihn mitten aus den Vorbereitungen der nachzuholenden Dreifach-Jubiläumssession der Großen Gladbacher KG mit Dreigestirn aus der eigenen KG und der eigenen Familie gerissen.
Den frühen Morgen des 27. November wird der 45-Jährige nie vergessen: Er war in seiner Stammkneipe nicht weit von zu Hause in Gronau, hatte nach der dortigen Sparkästchenauszahlung hinter der Theke wie so oft Musik gemacht, als vor dem Tresen auf einmal ein Gast herumkrakeelte, einen Hocker hochhob und damit wohl auch eine Unbeteiligte touchierte, wie sich Alexander Pfister erinnert.
Bergisch Gladbacher landete mit Knie auf Bordsteinkante
Während andere Gäste dafür sorgten, dass der Krakeeler zur Tür geleitet wurde, beruhigte Pfister selbst den Mann der Frau, die vom Hocker touchiert worden war. „Ich bin dann zur Tür gegangen, um zu gucken, was los ist. Für mich war die Sache eigentlich vorbei“, erinnert sich der 45-Jährige, wie er plötzlich völlig unerwartet von dem zur Tür stürmenden Mann der unbeteiligten Frau angerempelt wurde und die Treppe hinunter Richtung Straße stürzte. „Es kam mir vor wie endlose Minuten“, erinnert er sich, „und ich weiß noch ganz genau wie das Knacken war, als ich aufkam.“
Offenbar war Pfister genau mit dem Knie auf die Bordsteinkante aufgekommen: Keine einzige Schürfwunde war zu sehen, selbst die Hose noch heil, aber das Schienbein gespalten und der Schienbeinkopf dermaßen zertrümmert, dass selbst hartgesottene Mitarbeitende wenig später in der Notaufnahme des Evangelischen Krankenhauses nur noch meinten: „Ach, du Sch . . .“
Mehrere Operationen hat Alexander Pfister seitdem über sich ergehen lassen müssen, ein Stück aus seiner Hüfte wurde ins Bein eingesetzt, die verabreichten Schmerzmittel mussten auf die höchstmögliche Dosis gebracht werden. „Es war die Hölle“, sagt der Präsident.
Vor ein paar Tagen hat er die Klinik verlassen können, auch wenn er es anfangs nur sitzend Stufe für Stufe in die Wohnung im ersten Stock schaffte und er weiterhin selbst im Liegen beim Wenden auf die Hilfe seiner Frau Melanie angewiesen ist. „Ohne meine Familie und vor allem Melanie wäre ich aufgeschmissen. Eigentlich sollte sie sich doch jetzt ganz auf ihre Session als Jungfrau im Dreigestirn vorbereiten können . . .“, sagt er nachdenklich.
Vom Krankenbett aus bereitet Pfister die Session vor, „auch wenn ich mich von mancher geplanten Aktion leider schweren Herzens verabschieden musste“, sagt er. „Aber wir haben keinen Plan B. Ich habe keinen Vertreter und unser Vorsitzender Frank Haag ist Prinz im Dreigestirn.“
Eisern arbeitet Pfister, der beruflich seit mehr als 23 Jahren im Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes tätig ist, in der Physiotherapie daran, sein Bein wieder in Bewegung zu bringen. Doch noch darf er es nicht einmal nur gering belasten.
Bergisch Gladbachs Bürgermeister kam schon zu Besuch
Aber der Vollblutkarnevalist hat an jenem 27. November vielleicht seine Beweglichkeit verloren, nicht aber seinen festen Willen, alles daran zu legen, die Dreifach-Jubiläumssession der Großen Gladbacher KG zu moderieren. „Und wenn ich mich auf die Bühne tragen lassen muss und neben meiner Pritsche die Krücken oder einen Rollstuhl dabei habe . . .“, sagt er hörbar fest entschlossen.
Mit seinem Arbeitgeber hat er bereits Kontakt aufgenommen, hofft, dass der Sondereinsatz im Namen des Brauchtums möglich sein wird, und ist zugleich überwältigt: Diesmal aber nicht von den fast unerträglichen Schmerzen, sondern von der Anteilnahme der Menschen, die ihn kennen. Bürgermeister Frank Stein war ebenso bereits am Krankenbett, wie Bankvorstände oder Karnevalsgesellschaften Genesungswünsche und -geschenke schickten.
„Das war schon im Krankenhaus so“, erinnert sich Pfister und lächelt für einen Moment: „Da haben die Schwestern schon gemeint, ich hätte ein „Kiosk“ mit Süßwaren und Getränken an meinem Bett.“ Und als eine Pflegekraft fragte, was er mit dem Schuhanzieher wolle, den ihm eine wohlgesonnene Bekannte gegeben hatte, um damit Notwendiges „angeln“ zu können, da antwortete er spontan: „Das ist kein Schuhanzieher, sondern meine Pritsche.“ Prompt fuhren ihnen die Pflegekräfte mit „ach wäre ich nur ein einzig Mal ein schmucker Prinz im Karneval“ mit dem Bett zur OP. „Die kommen zu unserer Löwen-Party“, hat sich Pfister fest vorgenommen.
Ein halbes bis ein Jahr werde es wohl dauern, bis alles wieder so funktioniere mit seinem Bein wie zuvor, weiß Pfister aus den Gesprächen mit den Medizinern. Mit dem Engagement im Brauchtum will Alexander Pfister aber keinesfalls so lange warten, und setzt fest darauf, am 19. Januar die Proklamation leiten zu können. Er ist nicht nur ein durch und durch optimistischer Menschen – ich bin auch „ungeduldig“, sagt er und lächelt. „Hätte ja auch noch schlimmer kommen können, wenn ich auf den Kopf gefallen wäre.“ Aber daran will er erst recht nicht denken.