AboAbonnieren

AktionstagHunderte Grundschüler in Bergisch Gladbach demonstrieren für ihre Rechte

Lesezeit 3 Minuten
Kinder laufen auf der Straße und halten ein Banner mit der Aufschrift „Wir haben was zu sagen, hört uns zu“.

Die Schülerinnen und Schüler der GGS Hebborn demonstrierten für ihre Kinderrechte.

Die Aktion ist entstanden, weil Lehrer der Grundschulen Kindern ihre Rechte näherbringen und (sexualisierter) Gewalt vorbeugen möchten.

„Ich bin super, du bist super, wir sind alle super“– dieses Lied singen die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Hebborn am Mittwochvormittag, während sie mit ihrem Demo-Zug durch Hebborn laufen. Die Kinder sind laut, um auf ihre Rechte aufmerksam zu machen. Sie halten selbst gemachte Plakate, auf denen steht „Wir sind die Zukunft“ oder „Wir haben was zu sagen, hört uns zu“.

Die Demonstration ist Teil eines Aktionstags zum Thema Kinderrechte. Die 280 Schülerinnen und Schüler der GGS Hebborn haben in den vergangenen Wochen viel zu dem Thema im Unterricht gelernt und sind bestens auf Demo und Kundgebung vorbereitet.

„Wir wollen mehr beachtet werden“, sagt Viertklässlerin Juna. Auch ihre Klassenkameradin Ida findet es wichtig, für ihre Rechte einzustehen: „Nicht überall auf der Welt gibt es Kinderrechte, oder sie werden auf jeden Fall nicht überall eingehalten“, sagt sie.

Hebborn: Kundgebung zum Mitmachen

Mittlerweile ist der Demo-Zug zurück an der Schule. Hier versammeln sich die Kinder, nach Klassen sortiert, auf dem Schulhof. Ein paar Jungs funktionieren das Banner, das sie halten kurzerhand um und wickeln zwei Freunde darin ein.

Bevor sie das Banner vollständig um ihre Mitschüler gewickelt haben, geht ihre Lehrerin dazwischen. Jetzt startet die Kundgebung, die natürlich an die Interessen der Kids angepasst ist: Das Kindermusik-Duo Fug und Janina betritt die Bühne und sorgt für Begeisterung.

Die jungen Demonstrantinnen und Demonstranten müssen nicht nur rumstehen und zuhören. Fug und Janina motivieren sie dazu, zu stampfen, klatschen und mitzusingen. Bei den Zeilen „Wir sind einzigartig, aber nicht artig“, müssen die Kinder lachen.

Bergisch Gladbach: Erster Kinderrat

Nach einer kurzen Rede von Lehrerin Wiebke Grewe, in der sie betont, dass Kinder besonderen Schutz genießen, stellen einige Schülerinnen und Schüler die Kinderrechte noch einmal vor. Die Schülerinnen Aicha und Eylül stehen im Publikum und erzählen, dass sie auf der Demo viel Spaß hatten. Außerdem gefalle es ihnen, dass sie mitreden dürfen.

Grundschulkinder sitzen an einem Tisch im Rathaus und sprechen mit dem Beigeordneten Migenda.

In der Kinderratssitzung hörte Ragnar Migenda sich die Forderungen der Schülervertretungen der Bergisch Gladbacher Grundschulen an.

Und das dürfen die Kinder an diesem Tag noch in einem größeren Rahmen: Nach der Kundgebung geht es für die Schulsprecherin Lillia und Leonardo zur Kinderratssitzung ins Rathaus. Hier stellt sie zusammen mit den Vertreterinnen und Vertretern der anderen Grundschulen der Bergisch Gladbacher Stadtmitte Forderungen an den Beigeordneten Ragnar Migenda.

Bergisch Gladbachs Kindern liegen Klettergerüste und Gerechtigkeit am Herzen

Unnutzbare Klettergerüste und Fußballplätze kommen hier am häufigsten zur Sprache. Aber den Kindern ist es auch wichtig, dass alle sicher in die Schule kommen oder sich barrierefrei in ihrem Schulgebäude bewegen können. Masha und Nick aus dem Offenen Ganztag der Grundschule an der Strunde bringen einen besonderen Wunsch an: „Wir möchten, dass Kinder, die nicht so viel Geld haben, mehr unterstützt werden“, erzählen sie.

Dafür haben sie extra einen Ausweis vorbereitet, der es ärmeren Kindern ermöglichen soll, ohne zu bezahlen an Aktivitäten teilzunehmen. „Wir sind an diesem Thema dran“, verspricht Migenda. Auch wenn man mit so einem Ausweis vorsichtig sein müsse, denn er könnte Kinder aus Familien mit weniger Geld stigmatisieren.


Schutzkonzept für sexualisierte Gewalt

Um Opfern von (sexualisierter) Gewalt einen Schutzraum zu bieten, haben die Grundschulen ein Konzept entwickelt. Präventive Erziehung und Aufklärung sollen die Kinder im Alltag schützen. Lehrkräfte lernen unter anderem, wie Täter vorgehen und bekommen so ein Gefühl dafür, wie sie eingreifen können.

Außerdem kooperieren die Schulen mit dem Kinderschutzbund und achten schon bei der Einstellung neuer Lehrer darauf, dass diese sich mit dem Kinderschutz auseinandersetzen. Zusätzlich haben die Schulen Beschwerdestrukturen eingerichtet. (abr)