Nach einer Vergiftung bei sechs Kindern kritisiert ein Verwandter eines der Schüler Aussagen der Stadt – Diese setzt auf Aufklärung.
Nach Giftnotfall von Bergisch Gladbach„Der Goldregenbaum war auch von der Straße gut zu sehen“
Dass der Goldregen, an dessen Samen sich vergangene Woche sechs Kinder Vergiftungen zugezogen hatten, unbemerkt auf dem Spielplatz neben einer Bergisch Gladbacher Grundschule gewachsen sei, wie es die Stadt erklärt hatte, zweifelt ein Familienmitglied eines der betroffenen Kinder stark an.
„Richtig ist, dass sich schon seit mindestens 30 Jahren dort ein Goldregengewächs mit Untergewächsen befand. Die Dicke des Hauptstammes kann das nachweisen“, so der Großvater eines der Kinder, die von den Samen des Goldregen gegessen und danach über Übelkeit geklagt beziehungsweise sich erbrochen hatten.
Giftnotfall zog Großaufgebot an Rettungskräften nach sich
Mit Rettungswagen waren die Grundschüler ins Krankenhaus gebracht worden, zwei hatten über Nacht in der Kinderklinik an der Amsterdamer Straße in Köln bleiben müssen.
„Der Goldregenbaum war auch von der Straße aus gut zu sehen“, sagt der Großvater und kann nicht verstehen, warum die Pflanze nicht aufgefallen sein soll: „Nach der Sperrung des Spielplatzes und vor der Beseitigung des etwa fünf Meter hohen Baumes hatte ich vom Bürgersteig aus Zweige und Schoten gepflückt.“
Vor dem Notarzteinsatz für die Kinder hatte unterdessen auch er keinen Alarm geschlagen. Gerade das aber sei wichtig, wenn jemand Giftpflanzen auf einem Spielplatz entdecke, sagt Stadtsprecherin Daniela Fobbe-Klemm. Sie appelliert an alle Bürgerinnen und Bürger: „Wir haben zwei Teams, die so etwas kontrollieren, aber bei 140 Spiel- und Sportplätzen nicht in jeder Vegetationsphase überall sein können. Wir sind als Stadt darauf angewiesen, dass möglichst viele die Augen offenhalten.“
Der Großvater eines der betroffenen Kinder weist unterdessen darauf hin, dass das Gehölz, in dem die Kinder von dem Goldregenbaum aßen, nicht so dicht gewesen sei, wie es die Aussagen der Stadt vermuten ließen. „Spielende Kinder haben im Laufe der Jahre viele Pfade in das Wäldchen zwischen den beiden Teilen des Spielplatzes getreten“, so der Angehörige eines der Kinder, die mit einer Vergiftung ins Krankenhaus gekommen waren.
Stadt setzt auf Aufklärung und ruft dazu auf, dass Bürger Giftpflanzen melden
Abgesperrt werden soll das Dickicht, in dem städtische Mitarbeiter zunächst den Baum, von dem die Kinder gegessen hatten, und nach dem Hinweis eines Vaters der Kinder noch einen weiteren Goldregen gerodet hatten, unterdessen nicht. „Die Kinder sollen ja auch weiter spielen können“, sagt Stadtsprecherin Daniela Fobbe-Klemm.
Die Stadt setzt stattdessen wie berichtet neben der intensivierten Kontrolle der Spielplätze auf Aufklärung. „Es wird ein Infoblatt für Aufsichtspersonen in Schulen und Kindergärten mit einer Übersicht geben, mit deren Hilfe sie giftige Pflanzen identifizieren und entfernen können“, kündigt Stadtsprecherin Fobbe-Klemm an. Auch auf der Internet-Seite von Stadtgrün würden diese Informationen eingestellt.
Stadt bietet betroffenen Eltern Gespräch an und kontaktiert Schulen
Auch ein Gesprächsangebot „in Richtung der Eltern“ der betroffenen Kinder habe es gegeben. „Wir sind mit allen Seiten im Gespräch“, so die Stadtsprecherin. „Das ist nicht gut gelaufen“, räumt sie mit Blick auf den Vergiftungsfall der vergangenen Woche ein.
Dabei hat die Berichterstattung über den Fall Aufmerksamkeit auch auf das Thema Giftige Pflanzen gelenkt. „Dies soll einen zusätzlichen Schutz zu den regelmäßigen Kontrollen durch die städtischen Kollegen bieten“, so Stadtsprecherin Daniela Fobbe-Klemm.
Wenn jemand eine der genannten giftigen Pflanzen auf öffentlichen Spielplätzen entdecke, könne er dies an die Abteilung Stadtgrün per E-Mail an gruenpflege@stadt-gl.de melden, damit die sich darum kümmere.