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„Trihydral“Was es mit den Dampfenden Säulen vor der Gnadenkirche auf sich hat

Lesezeit 2 Minuten

Mancher dachte schon, die Kirche brenne: Ein echter Blickfang sind die drei dampfenden Säulen vor der Evangelischen Gnadenkirche in Gladbach – und ein Mahnmal.

  1. Die Installation „Trihydral“ vor der Gnadenkirche sorgt für Erstaunen.
  2. Aus drei hohen Aluminim-Säulen qualmt weißer Dampf.
  3. Wir haben nachgefragt, was es damit auf sich hat.

Bergisch Gladbach – Autofahrer staunen und auch die Gäste vom Quirls, wenn aus den fast sechs Metern hohen Türmen vor der Gnadenkirche plötzlich weißer Nebel in die blauen Lüfte steigt. Doch da ist nicht etwa Pfarrer Thomas Werner von der evangelischen Kirchengemeinde gerade zum Papst bestimmt worden.

Die Installation „Trihydral“ von Holger Hagedorn ist vielmehr ein Mahnmal zum Thema Klimawandel. „Und es thematisiert auch lokale Wasserkalamitäten bei Starkregen-Ereignissen“, erklärt der Künstler seine Installation mit der eindringlichen Wirkung: Die Drainagerohre, schon leicht verrottet, recken sich schlängelnd aus Aluminiumsockeln gen Himmel, bei Wind schwanken sie leicht.

Kunstwerk vor Gnadenkirche regt Diskussionen an

Mit der Nebelmaschine erzeugter Dampf entweicht aus den Öffnungen. In der Mitte der Rohre befindet sich ein Stützrohr, das ein rotes Lichtobjekt oberhalb des Rohres scheinbar in Schwebe hält. Im Halbdunkel ist weithin das geheimnisvolle Rotlicht zu sehen.

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Ausgerichtet hat Hagedorn die drei Objekte an den drei Leerräumen zwischen den Säulen der Gnadenkirche. Inmitten der hohen Bäume entwickeln sie eine geheimnisvolle Wirkung, die Bewunderung, aber auch Skepsis auslöst. „Diese Arbeit stellt mehr Fragen als Antworten“, sagt Hagedorn über sein Werk, das auf sensible Weise mit Raum, Material und Licht Überlegungen und Diskussionen anregt zum aktuellen Klimawandel bis auf die lokale Ebene.

Dass bei der Eröffnung am Sonntagnachmittag in der Kneipe auch lautstark die Siegburger Rock Coverband Ex’n Rock in die Saiten greift, passt ganz zum Konzept des Pulheimers, Kunst im öffentlichen Raum auch an nicht musealen Orten zu vermitteln.

„Trihydral“ bleibt vorerst vor der Gnadenkirche stehen

Der Kontakt zu Pfarrer Werner wurde übrigens vom Künstlerduo Ursula Molitor und Vladimir Kuzmin („molitor & kuzmin“, Rösrath-Forsbach und Köln) eingefädelt. Schon lange liebäugelte Werner wieder mit einer Installation der Lichtkünstler in der Gnadenkirche. Aber aufwendige Kunstpräsentationen in ganz Deutschland ließen aus Zeitgründen eine Zwischenstation in Bergisch Gladbach in weite Ferne rücken.

Doch Ursula Molitor vermittelte den Kontakt zu Holger Hagedorn, der auch als Kurator die Wanderausstellung „und  . . . Licht“ der Evangelischen Kirche im Rheinland organisiert hat – mit namhaften Lichtkünstlern, darunter auch molitor & kuzmin. Aktuell wird die Ausstellung vom 11. Juli bis 25. August in der Troisdorfer Johanneskirche präsentiert. Und die Installation „Trihydral“ bleibt vorerst vor der Gnadenkirche stehen – Pfarrer Werner hat noch kein Ende vorgesehen.