Alle zwei Jahre wird der Mietspiegel in Bergisch Gladbach vorgestellt. Doch eigentlich hinkt der Mietspiegel der Zeit hinterher.
Stagnierende MietpreiseMietspiegel in Bergisch Gladbach stellt nicht die Realität dar
Die Mietwelt in Bergisch Gladbach scheint in Ordnung. Im jüngsten Mietspiegel der Stadt Bergisch Gladbach wird eine „Stagnation“ festgestellt. Allerdings gibt diese Nachricht nur sehr begrenzt Anlass zur Freude: Die Wirklichkeit auf dem Mietermarkt bildet sie nicht wirklich ab.
Die Fortschreibung des Mietspiegels ist eine Pflicht. Haus und Grund e. V., der Mietverein Köln, Vertreter des Gutachterausschusses für Grundstückswerte der Kreisstadt und der Rheinischen Immobilienbörse e. V. haben im Auftrag der Stadt Bergisch Gladbach das Zahlenwerk verfasst. Es wird in der Regel alle zwei Jahre neu erstellt. Berücksichtigt werden Neuvermietungen und bestehende Mieten, die in den vergangenen sechs Jahren angepasst wurden.
13 Euro den Quadratmeter werden gefordert – und auch bezahlt
Die Mietspiegeldaten – es handelt sich um Nettokaltmieten – unterscheiden sich deshalb von den aktuellen Angeboten bei Vermietungen. Für die Geschäftsführerin von Haus und Grund, Sylvia Schönenbröcher, ist die Art der Datenerfassung der Grund für eine unrealistische Darstellung der Mietpreissituation. „Der Markt in Bergisch Gladbach ist geprägt von langjährigen Mietverhältnissen – nur deshalb scheint sich bei den Mieten nichts zu ändern.“
In der Realität würden für Neubauten aber aktuell 13 Euro pro Quadratmeter gefordert und auch bezahlt. Tatsächlich wird im Mietspiegel in der jüngsten Baualtersklasse (ab 2018) ein Wachstum von drei Prozent ausgewiesen. Der oberste Wert in dieser Bauklasse liegt bei 12,10 Euro. Der Mietspiegel hinkt also der Zeit hinterher. Und der Trend wird sich wohl angesichts der gestiegenen Baukosten fortsetzen.
Bei den Neubauten werden die Mietpreise weiter extrem steigen
Bei den Neubauten werden die Mietpreise weiter extrem steigen, wohingegen die Bestandsmieten nur moderat angehoben werden. In dem Mix des Mietspiegels wird dies dann auch in den kommenden Jahren zusammengeworfen. Dabei ist der Mietmarkt in Bergisch Gladbach grundsätzlich in Schieflage. Es gibt einen hohen Bedarf - insbesondere nach preiswertem Wohnraum - aber kaum Neubauten und noch weniger sozialen Wohnungsbau.
Vorwiegend aus Köln drängen die Menschen in den Speckgürtel der Metropole, heißt es im Begleittext zum Mietspiegel. Und die Wohnungssuchenden treffen dort auf einen Markt, in dem es nur sehr wenig Fluktuation gibt: Wer eine preiswerte Wohnung hat, der zieht nicht aus – denn es gibt ja keine bessere Wohnung, die preislich attraktiv wäre. Die Meldung, dass in Bergisch Gladbach die Mieten laut Mietspiegel auf einem moderaten Niveau fast stagnieren, wird den Wohnungssuchenden nicht helfen.