80 Mädchen und Jungen im Bethanien-Kinderdorf in Refrath freuten sich über Geschenke von Motorrad-Nikoläusen.
Aktion für BethanienMotorrad-Nikoläuse bringen Geschenke in Refrather Kinderdorf
Der Nikolaus, oder besser, der Weihnachtsmann, kommt heutzutage auf dem Motorrad gefahren. Und er trägt Helm. Das wissen die Kinder aus dem Bethanien Kinderdorf in Refrath am allerbesten, denn für die rund 80 Mädchen und Jungen, die dort leben, ist der Besuch der „Motorradnikoläuse“ jedes Mal ein Höhepunkt in der Adventszeit.
Sehnsüchtig erwarteten der zwölfjährige Lukas (Name von der Redaktion geändert) und all die anderen Kinder die „Biker for Kids Cologne“, ein Korso aus rund 20 Motorrädern und US-Cars. Ihre Fahrradhelme halten sie alle schon parat, denn die sind Pflicht für jedes Kind, das eine Runde auf den Motorrädern mit den Nikoläusen drehen will.
Refrath: Kinderchor für diesen Tag gegründet
Lukas erlebt das Spektakel schon zum vierten Mal, aufregend ist es jedes Jahr von Neuem. „Am Anfang habe ich immer Angst zu fallen, das erste Gefühl ist komisch, dann richtig cool. Das blödeste Gefühl aber ist es, zu warten, bis sie hier eintreffen“, beschreibt er seine Vorfreude und entscheidet später aus dem Bauch heraus, auf welcher Maschine er mitfahren möchte. „Später möchte ich auch Motorrad fahren!“
Auch die kleineren Bewohnerinnen und Bewohner sind hochgradig aufgeregt und können es kaum erwarten, bis der Korso eintrifft. Und dann ist es endlich so weit: Angeführt von einem amerikanischen Polizeiauto rattern die festlich geschmückten Maschinen auf den Innenhof des Kinderdorfes, während aus der Musikbox Andy Williams „It’s the most wonderful time of the year“ ertönt.
Es glitzert und blinkt und auf den Heckträgern der Motorräder stehen künstliche wie auch echte kleine Tannen, mit Lichterketten, Christbaumkugeln und Schleifchen geschmückt. Auch zwei Rentiere haben sich unter die „Nikoläuse“ gemischt, die allesamt mit einer Darbietung vom eigens für den Tag gegründeten Kinderchor herzlich begrüßt werden.
Der Kinderzirkus „Torkelini“ präsentiert anschließend den Besuchern sein Können auf Stelzen und Tricks mit dem Diabolo, wovon die schunkelnden Nikoläuse zurecht eine Zugabe einfordern, bevor sie das Programm übernehmen und sich auf die knatternden Maschinen schwingen. „Schon im Sommer beginnen die Kinder ihre Fahrscheine für den kleinen Ausflug auf zwei Rädern zu basteln und geben sich dabei große Mühe, auch schon die ganz Kleinen“, weiß Daniela Fobbe-Klemm, die im Kinderdorf für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
Die dürfen hinten auf dem Pick-up Platz nehmen und kreischen aufgeregt vor Freude. „Nochmal, nochmal!“, tönt es aus der offenen Ladefläche, als sie wieder am Startpunkt ankommen. Die größeren Kinder, so wie Lukas, stellen sich diszipliniert in einer Reihe auf, denn sie wissen, so kann der Spaß am schnellsten beginnen und sogar ein Junge, der aktuell auf Krücken angewiesen ist, kann mithilfe seiner Freunde und den Erziehern des Kinderdorfes aufsteigen und sich an seinen Fahrer schmiegen.
Gut festhalten ist wichtig. „Manche tauen total auf, sobald sie auf das Motorrad steigen und verlieren Berührungsängste, sie vertrauen den Nikoläusen eben“, so Fobbe-Klemm. Und es ist deutlich zu beobachten: War das Strahlen in den Augen der Kinder beim Aufsteigen groß, ist es beim Absteigen vom Motorrad noch größer geworden.Vor 25 Jahren kam Willi Müller, heute Ehrenvorsitzender, auf die Idee für die Nikoläuse auf zwei Rädern. Das ganze Jahr über sammelt der Verein „Biker for Kids Cologne“ um den ersten Vorsitzenden Markus Hennes Spenden und bringt sie im Advent da hin, wo sie benötigt werden.
„Wir wollen die Kinder vom Alltag ablenken, das ist gesundheitsfördernd“, ist sich Müller, der selbst nicht mehr auf dem Motorrad fährt, sicher. Auch verrät er mehr über die Weihnachtsbäume auf den Heckträgern: „Die stecken in Ständern drin und alle Kugeln sind aus Plastik, denn ab und zu geht doch mal eine während der Fahrt fliegen“, lacht er, ehe er mithilft, die Geschenke für die Kinder auszuteilen.
In diesem Jahr kann sich das Kinderdorf zudem über einen Scheck über 1500 Euro von den „Nikoläusen“ freuen, die für tiergestützte Therapie bestimmt sind.