Bergisch Gladbachs Zugleiter a.D. Helmut Kraus übergibt historisches Gefährt an neuen Zugleiter René Karla – Wagensegnung am Donnerstag (20.2.).
Ein Urgestein sagt AdeNach 33 Jahren geht Gladbacher Lok in neue Hände

Den Zugleiterlok-Schlüssel mit dem neuen jecken Wappentier des Gladbacher Zochs überreicht Helmut Kraus (l.) an seinen Nachfolger als Zugleiter, René Karla.
Copyright: Guido Wagner
Der Abschied fällt auch ihm nicht leicht. Doch an diesem Donnerstagabend, wenn in der Horst-Neuhäuser-Wagenbauhalle an der Ferdinandstraße die Festwagen für den kommenden Karnevalssonntagszug gesegnet werden, wird er wohl endgültig Abschied nehmen von einer „treuen und zuverlässigen Freundin“, wie Helmut Kraus sagt. 33 Jahre hat die Zugleiterlokomotive ihn zuverlässig den Bergisch Gladbacher Sonntagszug durch die Stadtmitte anführen lassen, nun hat er den Schlüssel dazu und den Kaufbeleg über eine D-Mark für den unter der Lok verbauten Anhänger an seinen Nachfolger als Zugleiter, René Karla, überreicht.
In 33 Jahren hat sie mich als treue, zuverlässige Freundin nie im Stich gelassen
„Die Zugleiter-Lok gab's schon vor meiner Zeit, den Wagen darunter hat in den 70er Jahren noch mein Schwiegervater, Peter Neu, besorgt, der war ja bei Zanders“, erzählt Helmut Kraus und zeigt den gerahmten Kaufvertrag für den Festwagenunterbau. Bevor sie einen eigenen rollenden Unterbau bekam, seien die Einzelteile der Zugleiter-Lok mehr als 50 Jahre auf unterschiedlichen Wagen immer wieder ab- und aufgebaut worden.
Bis 1965 hatten drei, Kraus noch namentlich bekannte Zugleiter den närrischen Lindwurm durch die Gladbacher Stadtmitte angeführt: Walter Kröll, Jan Schönenbröcher und Theo Holz. „Die Organisation der folgenden 25 Karnevalssonntagszüge übernahmen bis 1990 Willi Hebekäuser von der KG Schlader Botze und sein Stellvertreter Peter Neu von der KG Narrenzunft“, erzählt Kraus.

Zugleiter Helmut Kraus bei seinem Abschiedszoch im vergangenen Jahr.
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Hebekäuser und Neu hatten auch die richtungsweisende Idee, dem Zug eine Lokomotive zu verpassen. „Bis dahin waren der Zugleiter, sein Stellvertreter und der Geschäftsführer der Vereinigung zur Erhaltung und Pflege heimatlichen Brauchtums in einer offene Limousine am Anfang des Zugs gefahren“, erinnert sich Kraus. Dieter Peters von der Schlosserwerkstatt der Papierfabrik Zanders half dabei, die Lok zu bauen. Von der Firma Zanders kaufte Vereinigungsgeschäftsführer Friedhelm Pytlik auch 1976 für eine symbolische D-Mark den ausrangierten Anhänger, auf dem der Lokaufbau fest montiert wurde.
So viele Mottowagen wie heute gab's früher noch nicht, und die Kostüme sind auch deutlich aufwendiger geworden.
Bunter und kreativer sei der Zoch in den 33 Jahren seiner Amtszeit geworden, sagt Kraus: „So viele Mottowagen wie heute gab's früher noch nicht, und die Kostüme sind auch deutlich aufwendiger geworden.“
Und sein Nachfolger setzt bei den Zugteilnehmern und Musikgruppen im Vergleich zum grandiosen Abschiedszug von Helmut Kraus im vergangenen Jahr diesmal sogar noch einen drauf: statt 2800 hat er 3311 Zugteilnehmeranmeldungen und neun Musikgruppen (+3).
Dass seine Tradition so erfolgreich fortgeführt wird, freut auch Helmut Kraus, der seinem Nachfolger René Karla und dessen Stellvertreter Heribert Häuser mit der Lok vor allem eins wünscht: „Viel Spass und immer unfallfreie Fahrt für die nächsten 33 Jahre“.