„Nacht der Technik“Interessierte erhalten Einblick in Bergisch Gladbacher Unternehmen

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Einblick in Bergisch Gladbacher Unternehmen erhielten Interessierte bei der „Nacht der Technik“. Nach dem Überziehen einer Sicherheitsweste unternahm eine Gruppe einen Rundgang durch die Wellpappenfabrik „Bandis und Knopp“.

Einblick in Bergisch Gladbacher Unternehmen erhielten Interessierte bei der "Nacht der Technik". Nach dem Überziehen einer Sicherheitsweste unternahm eine Gruppe einen Rundgang durch die Wellpappenfabrik „Bandis und Knopp“.

Bei der "Nacht der Technik" erhielten Interessierte Einblick in neun Unternehmen in Bergisch Gladbach. Unsere Reporterin sah sich in drei davon um.

Wie wird aus der Papierrolle eine fertige Verpackung? Wie sieht die Steuerung eines Aufzuges aus? Wie kann Künstliche Intelligenz Fotos verändern? Solche Fragen beantwortet seit Jahrzehnten die Maus, am Freitagabend übernahmen das neun Unternehmen aus Bergisch Gladbach bei der „Nacht der Technik“. Bei dreien waren wir zu Gast.

Eine Traube von Menschen wartete schon gespannt, dass sich die Fabriktüren von „Bandis und Knopp“ öffneten. Betriebsleiter Manfred Bengsch hieß die Besucher willkommen und brachte sie, nachdem sich alle eine Sicherheitsweste übergezogen hatten, hinter die Kulissen der Wellpappenfabrik in Frankenforst. „Wir produzieren 80 Millionen Quadratmeter Wellpappe im Jahr, das ist wöchentlich die Strecke von Bensberg nach Madrid“, veranschaulichte er die Größenverhältnisse, während die Besucher die Produktionshalle erst aus der Vogelperspektive begutachten durften. Dann ging es zwischen riesige Papierrollen ins Rohpapierlager und weiter in die Produktionshalle mit der schnellsten Wellpappe-Erzeugungsanlage europaweit, um Förderbänder, Walzen und Stanzmaschinen ganz aus der Nähe zu betrachten.

In der Wellpappenfabrik „Bandis und Knopp“ gab es Produktionshalle und Rohpapierlager zu besichtigen.

In der Wellpappenfabrik "Bandis und Knopp" gab es Produktionshalle und Rohpapierlager zu besichtigen.

Diese ratterten im Takt, die Staplerfahrer kreuzten den Weg. „Quasi alles, was wir kaufen, hat mal in Wellpappe gelegen. Und diese ist genial: Nicht nur, dass das Material nachwachsend, ökologisch abbaubar und recyclebar ist. Wellpappe ist als statisches Gebilde stoßfest und robust“, zählte Betriebsleiter Bengsch die Vorteile auf und demonstrierte das im Labor bei der Qualitätsprüfung. Noch zwei Ausbildungsstellen seien für dieses Jahr bei „Bandis und Knopp“ frei. Räumliches Vorstellungsvermögen und handwerkliches Geschick sei bei den verschiedenen Ausbildungsberufen ein Vorteil – das Wirtschaftsbarometer des regionalen Produktes, das einen Frachtradius von maximal 250 Kilometern hat, verspreche stetiges Wachstum.

Mit Shuttlebus oder Auto ging es weiter zum „bib International College“ und der „FHDW“. Nach einer kleinen Stärkung mit einem Stück Pizza konnten Besucher sich dann über die neusten Trends in der Technik informieren und sie erleben. Am Greenscreen veränderte die Künstliche Intelligenz Fotos. „KI funktioniert hierbei mega einfach im Gegensatz zu Photoshop. Sie kann langweilige, zeitaufwendige Arbeit abnehmen. Wir wollen unseren Schülern damit sinnvolles Arbeiten als Unterstützung beibringen“, so die beiden Leiter Dr. Jörg Pottbeckers (bib) und Peter Tutt (FHDW).

Mit der Virtual-Reality-Brille lernten Besucher im "bib International College2 neue technologische Möglichkeiten kennen.

Mit der Virtual-Reality-Brille lernten Besucher im "bib International College2 neue technologische Möglichkeiten kennen.

Letzterer stellte spannende Projekte aus den vergangenen Semestern vor, wie die Sumo-Roboter, die sich erbitterte Kämpfe im Ring liefern können. Auch das Escape-Raum-Spiel ist selbstgemacht von Schülern des bib und brachte die Besucher hinter der Virtual-Reality-Brille in Bewegung. Wie gut, dass die Schüler Antonio und Leon sich auskannten mit dem Spiel und halfen. Mit einem Abschluss in Spiele- und Webentwicklung und Abitur geht es für sie im Herbst zum Studium im Fach Cybersecurity nach Southampton, eine Option des bib. „Technik ist manchmal hakelig und man muss sich durchbeißen und wenn man es geschafft hat, kommt ein neuer Motivationsschub“, erklärte Antonio.

Etwas versteckt lag der östlichste Teilnehmer, „Schmersal Böhnke und Partner“. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Steuersysteme im Bereich Aufzugtechnik und nahm zum ersten Mal teil an der „Nacht der Technik“. Ralf Marten aus dem Service führte durch die Räumlichkeiten. Konzentriert bestückte der Energieanlagenelektroniker für Automatisierungstechnik Christopher Heuck in der Montierhalle die Platte, Schritt für Schritt nach Anleitung des Folgeplans. Durch die farbenfrohen Elemente der Kästchen und Kabel erinnerte die Tätigkeit an Legobauen. „Zwischen sechs und  zehn Stunden dauert das etwa, bis der Steuerschrank fertig ist“, erklärte er. „Viele Unterbrechungen sind nicht förderlich“, berichtete er – und auch, dass es dennoch nicht langweilig wird, da jeder Schritt individuell ist. Die Arbeit erfordere selbstständiges Mitdenken.

Über Steuersysteme für Aufzugtechnik informierte das Unternehmen „Böhnke und Partner“.

Über Steuersysteme für Aufzugtechnik informierte das Unternehmen „Böhnke und Partner“.

Eine spannende Führung für Besucher Kurt und Sohn Louis. „Ich bin selbst Ingenieur und baue Industriekompressoren, allerdings in Köln. Ich schaue mir gerne Technik an, die in Gladbach, direkt vor meiner Haustür, gebaut wird“, war der Vater fasziniert von den Platinen, die vor dem Einbau in den Steuerschrank geprüft werden. Die Faszination für Technik würde er gerne an seinen Nachwuchs weitergeben, der bald Abitur machen wird. „Aber ich habe heute grundlegende Sachen gelernt, es ist jedoch nicht einfach, sich alles zu merken“, gab er zu. „Ich hatte auch keine Ahnung von Technik“, lenkte Werkstudentin Cora Pinner ein, die sich als Quereinsteigerin zum Technikfan entwickelte.

Am Arbeitsplatz von Jasmin Koch konnten die Gäste dann sehen, wie die Schaltpläne für die Steuerschränke bei der Technischen Systemplanerin in rund zweieinhalb bis zu acht Stunden entstehen. „Man muss sich in die Anlage reindenken und auch für Sonderfunktionen gibt es keine Vorlage“, erklärte sie. Im letzten Raum durften schwindelfreie Besucher dann mit der VR-Brille und dem virtuellen Aufzug ans Meer reisen, wieder zum Ausgang von „Böhnke und Partner“ ging es dann ebenfalls per Aufzug.

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