Am Samstag, 8. Februar, ist es so weit: Die Initiatorinnen rufen zu einer Menschenkette für Demokratie auf.
MenschenketteDie „Omas gegen Rechts“ aus Refrath organisieren ihre erste Demo
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Die „Omas gegen rechts“ bereiten ihre erste Demonstration vor. Auch „Opas gegen Rechts“ und junge Menschen sind willkommen.
Copyright: Anton Luhr
Zur Menschenkette durch Refrath rufen die „Omas gegen Rechts“ am Samstag um „Fünf vor 12“ auf. Mit Aktionen wie dieser wollen sie möglichst viele Menschen sensibilisieren, dem Rechtsruck etwas entgegenzusetzen und aktiv für Demokratie, Menschenrechte und Freiheit einzustehen.
Vor der letzten Europawahl hatten alle der heute Aktiven im Gefühl: „Wir müssen was tun“. Hinterher seien sie von den Wahlergebnissen emotional und körperlich aufgewühlt gewesen, auch weil sie mit vom zweiten Weltkrieg traumatisierten Eltern aufwuchsen. Schnell keimte also der Wunsch auf, politisch, aber parteilos aktiv zu werden. Die „Arsch huh, Zäng ussenander“-Epoche habe sie geprägt und ermutigt, den Mund aufzumachen. „Unsere Eltern konnten noch sagen Wir haben es nicht gewusst, wir wissen es aber“, meint Gabi von den „Omas gegen Rechts“. Sie sei in Alarmstufe.
„Omas gegen Rechts“: Sie wollen handeln, nicht wegsehen
„Mein Sohn hat mich auf die Omas gegen Rechts aufmerksam gemacht. Ich habe viele Enkelkinder hintereinander bekommen und mache mir daher Gedanken um deren Zukunft“, so Monika zu ihren Beweggründen, der Initiative beizuwohnen.
„Die Demo anlässlich des Ukraine-Krieges war meine allererste und ich bedauere, dass man nicht früher was getan hat“, berichtet Ulrich. Auch Opas gegen Rechts seien in der Initiative herzlich willkommen, genau wie junge Leute. „Wir Boomer sind eine Protestgeneration, wir können ihnen zeigen, wie man es macht“, animiert Doris auch diese. Als die Gruppe noch in ihren Kinderschuhen steckte, habe sich die Handvoll Mitglieder an Liesels Esszimmertisch getroffen.
„Anfangs standen wir zu dritt vorm Rewe mit unseren Schildern“, erinnerten sie sich und auch, dass die Aktion gut ankam: „Einer hat sogar Blumen gebracht.“ Schon bald sprach sich das Engagement im Bekanntenkreis und im Ort herum. „Mittlerweile sind wir rund 35 Aktive, haben bestimmt 200 Sympathisanten“, schätzt die Gruppe um Liesel, die mittlerweile in den Refrather Treff umgezogen ist.
Die „Omas“ mobilisieren für Demokratie
Bei den Treffen, die jeden dritten Sonntag im Monat zwischen 15 und 17 Uhr stattfinden, werden Ideen gesammelt, Aktionen geplant und sich ausgetauscht. Auch für kommenden Samstag, wenn die Menschenkette in Refrath zwischen Peter-Bürling-Platz und Marktplatz erstrecken soll, haben sich die „Omas“ viele Gedanken gemacht und etliche Vorbereitungen getroffen.
Von der Anmeldung bei den Behörden bis hin zu Flyern und Plakaten, der Anschaffung einer Button-Maschine, alles stemmten sie in Eigenregie, die Kosten teile sich die Gruppe und jeder trage auch arbeitstechnisch dazu bei, was er kann. Was allerdings dringend fehle, seien (junge) Menschen, die sich mit Social Media wie TikTok auskennen.
Aus den Vorbereitungen ihrer ersten Demo lernen die Refratherinnen viel
Im Vorfeld klären sie Fragen wie: „Haben wir ein Megafon und rote Kreide, um die Linie gegen Rechts zu ziehen? Wie breit ist ein Mensch und wie viele Meter lang wird folglich die Kette?“ Sie organisierten alles zum ersten Mal, lernten dadurch aber. Die „Omas“ nehmen positiven Kurs auf Samstag auf und hofften auch auf die Unterstützung der Refrather Vereine, die sie aktiv angesprochen haben.
Regelmäßig zeigten die Aktiven der Initiative Präsenz, ob mit dem Sozialstand im Winterdorf und in der Gladbacher Innenstadt und hätten Kooperationen. Unter anderem gehören die „Omas gegen Rechts“ einem Netzwerk in Rhein-Berg an, in dem sich Gruppen auf Kreisebene für Demokratie einsetzen. „Die Menschen klopfen uns den Arm, sagen danke, dass Sie das machen und eine Passantin hat sich mit 90 zum ersten Mal im Leben ein Demo-Plakat gebastelt“, seien positive Erfahrungen der Aktionen. Aktuell arbeiteten die „Omas“ an einem Rap.
Im Hinblick auf die kommenden Wahlen warnen sie: „Wir dürfen uns nichts vormachen. Erst sind es die Ausländer und Migranten, dann sind alle Andersdenkenden dran. Alle Minderheiten werden in Bedrängnis kommen. Die Geschichte hat uns gezeigt, dass Hitler erst auch nur 20 Prozent hatte und kurz darauf fast 50.“
Angst sei die Motivation, Parteien wie die AfD zu wählen, sind sie sich ihrer These sicher und wollen den Menschen mit ihrem Engagement einen „Angstbewältigungsvorschlag“ machen.