Kunstmuseum Villa ZandersSpaziergang durch Erinnerungsräume
Bergisch Gladbach – Zwei Künstler, deren Ausdrucksformen auf den ersten Blick sehr unterschiedlich erscheinen, stellt das Kunstmuseum Villa Zanders in seiner Reihe „Ortstermin“ vor.
Martin Rosswog verfolgt mit fotografischen Arbeiten einen dokumentarischen Ansatz, Jutta Dunkel gestaltet aufwendige Buntstiftzeichnungen. Die Ausstellung arbeitet aber eine Parallele zwischen den beiden künstlerischen Handschriften heraus: Dunkel und Rosswog geht es gleichermaßen darum, Zeit zu dokumentieren. Darauf weist der Ausstellungstitel „Es wird einmal gewesen sein“ hin.
In einem Raum sind „Erinnerungsorte“ zu sehen – Wohnräume aus dem Bergischen Land, die Rosswog mit der Kamera dokumentiert hat, und die von Dunkel mit dem Zeichenstift eingefangenen Räume ihres leergeräumten Elternhauses. Beide Künstler zeigen Räume ohne Personen, die inzwischen völlig anders aussehen. Das Konservieren eines Moments ist bei Dunkels Zeichnungen besonders deutlich: Nachdem der Hausstand ihrer Eltern aufgelöst war, stand das Haus nur kurz leer, ehe neue Besitzer dort einzogen.
Gegensätze, die zur gleichen Zeit existieren
Das Thema Wohnen beschäftigt auch Rosswog, da zeigt er eine ärmliche Roma-Siedlung in Rumänien, die er mit dem Luxus eines Wohngebiets in Dortmund-Hörde konfrontiert: Gegensätze, die zur gleichen Zeit existieren. Um Vergänglichkeit drehen sich Arbeiten von Dunkel, die aufgeschnittene Früchte darstellen. Durch den Verfall organischer Stoffe ist das Stadium, das auf den Zeichnungen zu sehen ist, längst überholt, wenn die Arbeiten der Künstlerin fertig sind – denn mit ihren feinen Stiften braucht sie sehr viel Zeit, zumal sie in mehreren Schichten arbeitet. Den Zustand der Früchte hält Dunkel per Foto fest, um nach dieser Vorlage zu zeichnen, auch wenn sich der Zustand des Objekts längst geändert hat. Durch die lange Dauer des künstlerischen Produktionsprozesses wird das Thema Zeit in Dunkels Arbeiten „doppelt“ sichtbar, wie Kuratorin Nora Riediger erklärt.
In der Serie Nahverkehr fängt Dunkel flüchtige Situationen beim Fahren im Zug ein – Blicke aus dem Fenster oder leere Sitzplätze, auf denen womöglich gleich ein Fahrgast sitzen wird. Rosswog wiederum beeindruckt mit 32 Porträts von Bergisch Gladbacher Bürgern aus den Jahren 1982 bis 1984, die er mit Interviews begleitet hat. Aus heutiger Sicht sind sie ein Stück Vergangenheit, das der Künstler konserviert hat.
Die Ausstellung ist bis 22. November zu sehen.