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OrdinationGladbacher Prädikantin setzt auf den Funken Hoffnung von der Kanzel

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Claudia Heidkamp (Bildmitte) bei der feierlichen Amtseinführung in Herkenrath.

Bergisch Gladbach – Früher war sie in der Versicherungsbranche tätig, hatte es folglich eher mit materiellen, weltlichen Dingen zu tun. Heute gelten ihre Versicherungen weit weniger irdischen Themen. Claudia Heidkamp ist Prädikantin der evangelischen Kirchengemeinde Bensberg.

Vor wenigen Tagen wurde sie feierlich in ihr Amt eingeführt. „Ich war total aufgewühlt, das war sehr erfüllend“, schildert die 62-Jährige ihre Emotionen während der Ordination im Rahmen eines Festgottesdienstes in Herkenrath. „Es ist schon etwas Besonderes, in aller Öffentlichkeit gesegnet zu werden“, sagt sie freudestrahlend.

Von der Taufe bis zur Beerdigung

Zweieinhalb Jahre lang hatte sie auf diesen Moment hingearbeitet, die Kurse in Theorie und Praxis absolviert und sich auf den Dienst in der Kirche vorbereitet. „Zurüstung“ nennt die evangelische Kirche die Ausbildung, an deren Ende die Prädikanten von der Taufe bis zur Beerdigung alle Dienste in der Kirche übernehmen dürfen.

„Der Schwerpunkt liegt auf der Verkündigung“, sagt Claudia Heidkamp. Im Unterschied zu Pfarrern verfügten die ehrenamtlich tätigen Prädikanten in der Regel nicht über ein Theologiestudium und sie dürften auch keine Gemeinden leiten, erläutert die Moitzfelderin. Alle übrigen Aufgaben in der Gemeinde seien ihnen aber anvertraut.

Es gibt Wartelisten für die Ausbildung

2007 wurde Claudia Heidkamp in das Presbyterium gewählt. „Da habe ich gemerkt, dass es mir Spaß macht, Andachten zu halten“, erinnert sie sich. Doch eingebunden in Familie und Beruf blieb ihr damals nicht genug Zeit, um ihr Engagement zu vertiefen.

Prädikanten

Das kirchliche Ehrenamt

Der Prädikant, die Prädikantin übt eine ehrenamtliche Tätigkeit in der evangelischen Kirche aus. Die Bezeichnung leitet sich vom lateinischen Wort für predigen ab. Daher werden die Prädikanten auch manchmal als Laienprediger bezeichnet. Sie durchlaufen eine mehrjährige theologische Ausbildung und dürfen nach deren Beendigung Gottesdienste halten und Sakramente spenden.

In der evangelischen Kirche im Rheinland waren nach Angaben der Pressestelle Ende 2021 rund 894 Prädikantinnen und Prädikanten im Einsatz, 376 (42 Prozent) von ihnen sind Frauen. Als Pfarrer und Pfarrerinnen sind 1584 Personen tätig, davon 685 Frauen (43 Prozent). Zum Vergleich: Im Jahr 2015 waren es erst 750 Prädikantinnen und Prädikanten, aber noch knapp 1900 Pfarrer und Pfarrerinnen im aktiven Dienst.

Jedes Jahr werden im Rheinland durchschnittlich 35 Personen ordiniert und in den Gemeindedienst als Prädikant/Prädikantin berufen. (spe)

Erst mit dem Vorruhestand 2018 trat das Thema wieder näher an sie heran. „Viele haben mich dazu aufgefordert“, sagt Claudia Heidkamp, die zunächst zögerte, sich für die Ausbildung anzumelden, für die es stets mehr Interessenten als Plätze gebe. „Es gibt Wartelisten und ein Auswahlverfahren.“ 2019 wagte sie es dann doch.

"Man darf nichts schönreden"

Wenn sie heute predigt, dann sollen die Zuhörer etwas mit nach Hause nehmen: „Ich bemühe mich, die Bibeltexte in die heutige Zeit zu übersetzen“, sagt die Prädikantin. Dabei versuche sie als Mensch authentisch zu sein. „Man darf nichts schönreden, aber am Ende sollte man einen Funken Hoffnung setzen.“

Doch auch in der evangelischen Kirche werden die Gotteshäuser leerer. Das bedrückt auch die Prädikantin: „Vielleicht müssen wir neue Wege gehen, stärker eine Willkommens-Kirche sein“, sagt Heidkamp.

"Manchmal mache ich Gott Vorwürfe"

In ihren Predigten greift sie oft auf Paulus-Texte zurück. „Der ist spannend, der liegt mir“, sagt sie lächelnd. Der Paulus mehr als der Saulus, weil der Geläuterte „so kräftig im Glauben war“. Denn dass dies nicht in allen Lebensphasen leicht ist, das weiß Claudia Heidkamp aus eigener Erfahrung. „Manchmal schimpfe ich und mache Gott auch Vorwürfe“, gibt sie zu.

Ihr Mann, der ihr zur Prädikanten-Ausbildung zugeredet hatte, erlebte die Ordination seiner Frau nicht mehr. Er verstarb Ende 2019. „Das war sehr schwer für mich. Da habe ich schon im Glauben gezweifelt“, gesteht Heidkamp.

Bis heute kann sie noch keine Beerdigungen übernehmen. „Das geht mir immer noch zu nah“. Und so steht für Claudia Heidkamp am Anfang das Wort und die Taufe.