Eigentlich hatte er ja Pilot werden wollen, ging dann zu den Gebirgsjägern, und wurde schließlich katholischer Seelsorger in Bergisch Gladbach.
PriesterjubiläumBensberger Ex-Pfarrer ist bewegt vom revolutionären Geist des Konzils
Die revolutionären Forderungen des Zweiten Vatikanischen Konzils haben ihn geprägt – bis heute. An diesem Mittwoch feiert Heinz-Peter Janßen sein Goldenes Priesterjubiläum in der Bensberger Kirche St. Nikolaus, wo er als Pfarrer in 32 Jahren einiges bewegt und vor Ort ermöglicht hat, was zur jeweiligen Zeit fast revolutionär war.
„Ich habe in meinem Leben immer ein großes Glück gehabt“, sagt er kurz vor dem 50. Jahrestag seiner Priesterweihe bescheiden beim Gespräch im Wohnzimmer seines Hauses in Herkenrath, wohin er 2015 mit 70 Jahren auf eigenen Wunsch hin als Ruhestandsgeistlicher gezogen ist.
„Vor 50 Jahren herrschte in der katholischen Kirche eine weit verbreitete Aufbruchsstimmung“, sagt der Seelsorger, der 30 Jahre auch in der Seelsorgerausbildung tätig war und sich bis heute als Notfallseelsorger engagiert und beispielsweise Angehörige von Unfallopfern betreut.
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Den Geist im Vorfeld des Zweiten Vatikanischen Konzils, den Versuch der Anpassung der katholischen Kirche und ihrer Lehre an die Verhältnisse des modernen Lebens, hatte der in Neuruppin geborene und in Bonn-Beuel aufgewachsene Janßen bereits zu Schulzeiten kennengelernt. Bei Internationalen Jugendwerkwochen im Winfriedheim in Maria Laach.
Von „frohem lebendigem Glauben“ bereits zu Schulzeiten begeistert
„Das war ein froher, lebendiger Glaube“, erinnert er sich, „wenn das Kirche ist, so habe ich damals gedacht, dann kann ich mir gut vorstellen, dafür zur Verfügung zu stehen.“ Zunächst allerdings ging der Sohn eines Lehrers nach dem Abitur zur Bundeswehr. „Ich wollte nicht gleich ins Albertinum“, sagt er lächelnd. Zwei Jahre lang war er bei den Gebirgsjägern, wurde Leutnant.
„Ich habe Grenzerfahrungen gemacht und auch persönlich die dunkle Seite des Ehrgeizes kennengelernt: Wie ein kleines Stück Stoff Menschen verändern kann, war schon gruselig“, erinnert er sich an die Erfahrung der militärischen Hierarchie mit ihren Schulterabzeichen. Mit seinem Hauptmann habe er sehr viele ernste Gespräche geführt. „Erste seelsorgerische Gespräche“, sagt er – noch bevor er die Priesterausbildung begann, danach Kaplan in Bonn wurde, später als Seelsorger nach Bornheim wechselte, bevor er Anfang der 80er Jahre nach Bensberg kam und 1987 auch Pfarrer von St. Joseph Moitzfeld wurde.
Messdienerinnen am Altar stießen damals bisweilen noch auf Unverständnis
Geprägt von der Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils setzte er sich für eine Etablierung der Frau in der Seelsorge ein und war froh, „dass es bald selbstverständlich wurde“. Dabei war 1982 die erste Pastoralreferentin in seinem Seelsorgeteam, Lektorinnen, Kommunionhelferinnen oder Messdienerinnen am Altar damals noch ungewohnt und stießen bisweilen noch auf Unverständnis. „Auffälligerweise gerade auch bei Frauen“, erinnert sich Janßen.
Als er 1987 auch Pfarrer in Moitzfeld wurde, legte der Seelsorger Wert darauf, dass lokale Eigenständigkeiten erhalten bleiben konnten.
Seelsorger war 30 Jahre als Gleitschirmflieger aktiv und ist bis heute Notfallseelsorger
Janßen, der nicht nur dem Skifahren treu blieb, sondern auch 30 Jahre lang als Gleitschirmflieger aktiv war, begleitete mit seiner pastoralpsychologischen Zusatzausbildung jahrzehntelang junge Priester in der Ausbildung. Sieben Jahre war er selbst in der Telefonseelsorge gewesen, ist seit 20 Jahren bis heute Notfallseelsorger im Rheinisch-Bergischen Kreis mit regelmäßiger Rund-um-die-Uhr-Rufbereitschaft.
„Ich habe großen Respekt vor der Arbeit von Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr“, sagt der 78-jährige frühere Dechant. Seit seinem Abschied von der Bensberg/Moitzfelder Pfarrstelle gönnt er sich einen „Luxus, den ich viele Jahre nicht hatte: Ich kann mich wieder mehr mit der Theologie beschäftigen.“
Im Seelsorgebereich St. Joseph/St. Antonius hat er bereits einen Basiskurs für den Umgang mit der Bibel entwickelt. Auch um davon weiterzugeben, wofür er seit mehr als einem halben Jahrhundert brennt. Trotz aller Rückwärtsbewegungen in den vergangenen Jahrzehnten: „Wenn ich auf die 2000 Jahre der Kirche zurückblicke, gibt es keine andere Zeit, in der ich lieber gelebt hätte.“ Und auch als Ruhestandsgeistlicher möchte Janßen aktiv daran mitwirken, Christen die Erfahrung machen zu lassen: „Ich bin nicht allein auf dem Weg.“
Den 50. Jahrestag seiner Priesterweihe will Pfarrer Heinz-Peter Janßen an diesem Mittwoch, 1. Februar, um 19 Uhr in St. Nikolaus Bensberg mit einer Dankmesse begehen. Statt persönlicher Geschenke bittet er um Spenden für einen Fonds, um die Teilnahme junger Menschen an Veranstaltungen zu fördern, die eine tiefere spirituelle Erfahrung zum Ziel haben, wie Wochen in Taizé oder Exerzitien.