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Mit Spritze Tankstelle überfallenRäuber tröstet in Gladbach eigenes Überfallopfer

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Taxi. Symbolbild

Symbolbild

Köln/Bergisch Gladbach – An drei Bilder könne er sich noch erinnern, so der 32-Jährige: „Ich bin plötzlich in einem Bett auf der Intensivstation wach geworden.“ Dann wisse er noch, wie er „plötzlich in einem blauen OP-Kittel vor einer Tankstelle“ gestanden habe. An die grelle Beleuchtung könne er sich noch erinnern, „die hat mich angezogen wie eine Motte das Licht“.

Die letzte Erinnerung an den Vorfall vom diesjährigen Neujahrstag sei, dass er dann vor einer „Frau stehe, die weint. Und ich habe eine Spritze in der Hand“, sagte der 32-Jährige vor dem Kölner Landgericht. Dort wurde dem langjährigen Drogenabhängigen am Donnerstag wegen eines Überfalls der Prozess gemacht. Der Mann wurde zu zweieinhalb Jahren Haft sowie Unterbringung in einer Entziehungsanstalt verurteilt.

Verlangter Betrag reicht für Tagesration Heroin

Am 1. Januar 2022 war der Angeklagte nach einer Drogenvergiftung auf der Intensivstation des Vinzenz-Pallotti-Hospitals wach geworden. Völlig verwirrt stand der Mann auf, verließ das Krankenhaus und fand sich nach eigenen Angaben plötzlich vor einer Shell-Tankstelle in Moitzfeld wieder. Mit einer Spritze in der Hand betrat der Mann den Kassenraum und bedrohte die dortige Mitarbeiterin (19) mit den Worten: „Das ist ein Überfall. Ich habe hier eine HIV-Spritze.“ Dann verlangte er genau 200 Euro — später stellte sich heraus, für den Betrag hätte der Angeklagte eine Tagesration Heroin kaufen können.

Als die Geschädigte zu weinen begann, tröstete der 32-Jährige sie und sagte: „Weinen Sie nicht. Geben Sie mir einfach 200 Euro aus der Kasse.“ Doch in der Kasse waren nur 125 Euro, die die 19-Jährige aushändigte. Im Zeugenstand sagte die Frau, dass der Angeklagte das Geld genommen und sich dafür sogar noch entschuldigt habe. „Er sagte: Ich brauche das Geld. Shell hat doch genug davon.“ Weiter sagte sie, sie habe den Überfall gut verkraftet, auch wenn die Situation mit der angeblichen HIV-Spritze beängstigend gewesen sei.

Beeindruckt von der Bereitschaft des Opfers

Der Angeklagte entschuldigte sich bei der 19-Jährigen und erklärte ihr, wie es zu dem Überfall gekommen war. Die Zeugin nahm die Entschuldigung „sehe gerne“ an — ein Moment mit Gänsehaut-Faktor, wie auch Verteidiger Carl-Christoph Bode später einräumte: „Ich bin beeindruckt von der Bereitschaft des Opfers, meinem Mandanten zu verzeihen.“

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Auch die Vorsitzende Richterin Sophia Gehlen zeigte sich von der Entschuldigung des 32-Jährigen beeindruckt. Auch dass er erkannt habe, dass er einen Ausweg aus der Drogensucht brauche und hierzu die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt nötig sei, nötigte der Richterin Respekt ab. Gefasst worden war der 32-Jährige, nachdem er sich auf der Flucht ein Taxi bestellt und der Fahrer wegen der dubiosen Bestellung die Polizei verständigt hatte.