Auch bei Flut besser: Bergisch Gladbachs Feuerwehr ersetzt Altfahrzeuge durch Geländewagen und geht in die Luft – mit einer neuen Drohneneinheit.
Offroad-Fahrzeuge und DrohneBergisch Gladbachs Retter rüsten sich für harte Einsätze im Wald
Wenn's im Wald brennt, kann's schnell brenzlig werden. Vor allem, wenn die Feuerwehr nicht hinkommt, geschweige denn nachsehen kann, wo es und was genau brennt. In Zeiten, da Waldbrände, aber auch Überschwemmungen immer mehr zunehmen, stellt sich die Bergisch Gladbacher Feuerwehr neu auf – mit geländefähigen Allradfahrzeugen, die ältere Einsatzwagen ersetzen, und einer neuen Einheit, mit der sie künftig selbst in die Luft gehen kann.
Ob Starkregen mit überschwemmten Straßen oder auch „nur“ eine Fahrt in die grüne Mitte der Kreisstadt, das Waldgebiet der Hardt – „mit dem 5er BMW des A-Dienstes war hier früher sehr schnell Schluss“, sagt Bergisch Gladbachs Feuerwehrchef Jörg Köhler und schaut die steile Schotterpiste hinunter zum durchfurchten alten Haldengelände in der Hardt. Mit dem allradgetriebenen, höhergelegten Land Rover Defender 110 ist es nun kein Problem mehr, auch in unwegsamem Gelände die Lage zu erkunden.
„Und bei Bedarf kann der auch noch 3,5 Tonnen durchs Gelände ziehen, ob Stromerzeuger oder Sandsäcke auf einem Anhänger“, so Köhler. Nicht nur ein Einsatz im Gelände macht dem neuen Kommandowagen mit elektronisch geregeltem Luftfahrwerk und Sechs-Zylinder-Motor, der den Wagen laut Heiko Mühlenbein auch 45 Grad steile Berge hinauffahren lässt, keine Probleme – mit 90 Zentimetern Wat-Tiefe kann er auch überflutete Straßen noch lange befahren.
„Bei der Starkregenflut 2021 hatten wir mit unseren alten Fahrzeugen kaum noch eine Chance, etwas zu erkunden“, erinnert sich Axel Merten, bei der Feuerwehr Abteilungsleiter für die Technik. „Ich weiß nicht mehr, wie viele Kilometer ich damals zu Fuß durchs Wasser bin.“ Das kostete Zeit. Zeit, die man im Notfall oft nicht hat.
Mit Allradantrieb und speziellen Fahrwerken im unwegsamen Gelände mobil
Wie das neue Kommandofahrzeug, das die acht übergeordneten Einsatzleiter vom sogenannten A-Dienst im wöchentlichen Wechsel stets in Bereitschaft bei sich haben, um umgehend mit moderner Funk-, Navigations- und Informationstechnik zur Einsatzstelle fahren zu können (die Navigation startet automatisch auf Basis der eingehenden Einsatzmeldung), verfügen auch das bereits vorgestellte neue Einsatzleitfahrzeug und ein gestern neu präsentiertes Mehrzweckfahrzeug (MZF) über Allradantrieb und spezielle Fahrwerke.
Das bei der Feuerwehreinheit Schildgen stationierte Mehrzweckfahrzeug lässt sich sowohl zur Beförderung von Feuerwehrleuten zum Einsatzort als auch zum Materialtransport sowie zur Rettung von Personen in einer auf dem Boden zu befestigenden Schleifkorbtrage aus unwegsamem Gelände nutzen. „Da, wo man gegebenenfalls mit dem Rettungswagen nicht mehr hinkommt“, sagt Feuerwehrchef Köhler.
Feuerwehr kann Verletzte retten, wo bisher kein Rettungswagen hinkam
Nicht ungewöhnlich im Bergisch Gladbacher Stadtgebiet: „Genau hier an dieser Stelle im Tal unterhalb von Haus Hardt ist mal ein Wanderer zusammengebrochen, der gerettet werden musste“, erinnert sich Feuerwehrsprecher Elmar Schneiders. Medizinisches Grundgerät wie ein Notfall-EKG oder ein Beatmungsgerät hat das MZF ebenso an Bord wie Funk- und PC-Technik sowie einen mobilen Tisch, um im Handumdrehen eine kleine Führungszentrale für einen Einsatzabschnitt einzurichten.
Ssssst – vom roten Start- und Landetuch mit dem „H“ im Kreis steigt eine Drohne auf. Marco Braun steuert sie über die Baumwipfel. „Gerade bei Meldungen von Feuer im Wald ist es ganz wichtig, erkunden zu können, was brennt, und vor allem, wo es genau brennt“, erklärt Jörg Köhler. Zwar haben auch das DRK und die DLRG in Rhein-Berg bereits Drohnen, „wir haben uns aber bewusst dafür entschieden, eine eigene Drohne vorzuhalten. Denn es ist wichtig, dass der, der fliegt, auch die Bilder aus der Luft bewerten kann“, so Köhler.
Auch für Großbrände wie vor einigen Jahren am Zanders-Papierlager nutzt Drohne
Zwölf Mitglieder der Einheit Schildgen werden bereits zum Drohnenpilot ausgebildet, weitere sollen folgen, um die erste Feuerwehrdrohne im Kreisgebiet bei Waldbränden, aber auch bei Großbränden wie im Papierlager der Firma Zanders vor einigen Jahren und Personensuchen steuern zu können. Dabei verfügt das rund 5000 Euro teure Fluggerät auch über eine Wärmebildkamera.
Das Bild der Drohne kann aus der Luft live auf die Bildschirme im Einsatzleitwagen übertragen werden – oder auch auf die Tablets, die wie im Januar berichtet, jetzt auf den Einsatzfahrzeugen der Bergisch Gladbacher Feuerwehr sind.
Einen mittleren sechsstelligen Betrag hat die Stadt Bergisch Gladbach laut Feuerwehrleiter Köhler in die Anschaffung der drei neuen Fahrzeuge investiert. „Das sind natürlich alles Unikate und Sonderanfertigungen, die für solche Einsätze umgebaut werden müssen“, erklärt Köhler. Geld, das gut investiert ist, in die Sicherheit der Menschen in der Kreisstadt angesichts immer häufiger auftretender Unwetter- und Geländeeinsätze.