Für die UkraineRussischer Pianist in Gladbacher Benefizkonzert
Bergisch Gladbach – In einer Woche ein Benefizkonzert im Bergischen Löwen zugunsten der Hilfe für die Ukraine-Flüchtlinge auf die Beine zu stellen, ist eine ganz besondere Leistung. Doch Roman Salyutov, Pianist und Dirigent der Bergisch Gladbacher Sinfoniker, hat es geschafft, nicht nur seine Musikerkollegen zu aktivieren, ohne Honorar zu spielen.
Mit im Boot saß auch der Löwen-Geschäftsführer Norbert Pfennings, der den Theatersaal spontan zur Verfügung stellte – den die vielen hundert Besucher nach ausgiebiger Impfkontrolle nahtlos füllten.
Ein Zeichen setzen
„Eine Woche ist schon sportlich. Wir haben alle Engagements storniert, um ein Zeichen zu setzen“, sagt Roman Salyutov. „Kollegen aus Deutschland, Belgien, Ukraine, Russland und Israel haben sich zusammengefunden und beweisen, dass es keine Grenzen gibt.“ Trotz der Solidarität für die Ukraine in ganz Europa mahnt er davor, russische Komponisten zu verbannen: „Kunst und Kultur können uns nicht beleidigen, sondern Trost für die Seele geben.“
Ganz bewusst hat er außer den deutschen Romantikern auch den russischen Komponisten Sergej Rachmaninow in das anspruchsvolle Programm aufgenommen: Das Klaviertrio Nr. 1 g-Moll, eine sinfonische Dichtung mit elegischem Aufbau und düster-dramatischen Duktus, die in die Tiefen der russischen Seelen und Landschaften abtaucht. Egon Andre (Violine), Lev Gordin (Cello) und Roman Salyutov (Klavier) spielten das Trio in mitreißender Kongenialität.
Akzent mit Gustav Mahler
Nach Jules Massenets „Meditation D-Dur“, die Violinistin Lea Brückner und Roman Salyutov in betörend süßer Klangschönheit erklingen ließen, setzte das Ensemble mit Gustav Mahlers Klavierquartett a-Moll einen weiteren Akzent: Mit sattem Streicherklang führten Birgit Heydel (Violine), Sonja Scholz (Viola), Lev Gordin (Cello) und Roman Salyutov (Klavier) in das Frühwerk mit verhaltenem Intermezzo und einer exzessiver Kadenz der Violine, meisterhaft gespielt von der Konzertmeisterin Heydel.
Als Kostbarkeit entwickelten sich auch die „Vier Märchenbilder“ von Robert Schumann, deren bildhafte Schilderungen von dem Klarinettisten Alexander Morogovski in transparenter Klangschönheit gespielt wurden, kongenial und zurückhaltend begleitet von Roman Salyutov.
Das Finale gestaltete die Mezzosopranistin Silke Weisheit mit Johannes Brahms’ „Vier ernsten Gesängen“. Sowohl die Ängste und Trauer um den Krieg und die Toten, aber auch Zuversicht vermittelte das exzellente Programm.
Bundestagsabgeordneter Tebroke im Publikum
Mit heftigem Beifall belohnte das Publikum, darunter auch der Bundestagsabgeordnete Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU), Landrat Stephan Santelmann (CDU) und Bürgermeister Frank Stein (SPD), die Musiker.
„Ein beeindruckendes Ausrufezeichen gegen Gewalt, Aggression, Krieg und für Frieden und Verständigung“, würdigte Stein das Ensemble und zeigte tiefe Betroffenheit: „Menschen als Kriegsvertriebene sind leider wieder traurige Realität. Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für unser friedliches freies demokratische Europa – ein ungeheuer wertvolles Gut.“
Stolz auf die Stadtgemeinschaft
Und er zeigte sich stolz auf die Stadtgemeinschaft, die mit einem hohen Maß an Empathie hoffnungsvolle Zeichen setze in diesen dunklen Zeiten: „Viele wollen helfen, stellen Häuschen, Appartements, Wohnungen zur Verfügung – das ist unsere Antwort auf die Aggression.“
Darius Timm, Initiator der Schildgener Hilfsinitiative, berichtete, dass inzwischen 250 Notunterkünfte generiert werden konnten, Busse an die polnische Grenze geschickt werden konnten. Er bedankte sich bei Ingrid Schaeffer-Rahtgens, die sich in den letzten Tagen unermüdlich für die Unterbringung einer Familie mit zehn Kindern eingesetzt habe – mit Erfolg.
Spendenhöhe 13 066 Euro
Wie sollen die Spenden, die später beim Ausgang in großen Kisten eingesammelt wurden, verwendet werden? Roman Salyutov hat exakte Pläne: Unterstützung der lokalen Initiative, Hilfe für den Verein Ukraine Hilfe Berlin, der den Erhalt der medizinischen Hilfe vor Ort organisiert für Pflegebedürftige und Kranke.
Als Dritter im Bunde der vielschichtigen umfassenden Hilfe soll der Landesverband jüdischer Gemeinden in der Region Nordrhein unterstützt werden. „Sie haben 30 Jahre Erfahrung in der Begleitung und Integration der Menschen aus Osteuropa – es soll eine Kette der Hilfsangebote aufgebaut werden“, so Roman Salyutov.
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Kurz vor Mitternacht gab er die Spendensumme des Gladbacher Publikums bekannt: 13 066 Euro. Dem Benefizkonzert im Bergischen Löwen wird schon heute, Donnerstag, ein weiteres folgen: ab 20 Uhr, im Veranstaltungshaus Schauplatz Langenfeld, Hauptstraße 129.