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„Das rote Pferd“Gladbacher Schulbau-Chef steht als „Mallorca Cowboy“ auf Schlagerbühnen

Lesezeit 5 Minuten
Die Mallorca-Cowboys performen auf einer Bühne.

Sebastian Rolko (l.), Chef der städtischen Schulbaugesellschaft in Bergisch Gladbach, ist in seiner Freizeit Teil des Schlager-Duos 'Mallorca Cowboys'.

Sebastian Rolko ist Geschäftsführer der Bergisch Gladbacher Schulbaugesellschaft. Und er hat ein ganz besonderes Hobby.

Sein Hobby ist Sebastian Rolko an diesem Nachmittag nun wirklich nicht anzusehen. Mit Aktentasche, Anzug und Krawatte erscheint er zum Interviewtermin in der Bergisch Gladbacher Innenstadt. Er kommt gerade von der Arbeit, genug zu tun hat er. Rolko ist seit Juli 2022 Geschäftsführer der Schulbaugesellschaft, einer 100-prozentigen-Tochter der Stadt Bergisch Gladbach.

Während er sich also die meiste Zeit des Tages darum kümmert, dass die Bergisch Gladbacher Schulen wieder in Schuss gebracht werden und die Raumnot gelindert wird, steht er in seiner Freizeit als Schlagersänger auf der Bühne.

Der 45-Jährige ist Teil des Partyschlagerduos „Mallorca Cowboys“. Seit den frühen 2000ern steht er mit seinem Kumpel Marc Horstmannshoff auf den Schlagerbühnen.

Mallorca Cowboy startete als DJ

„Die Faszination für Musik war damals schon da.“ Das habe sich dann so geäußert, dass er als kleiner Junge mit Kassettenrekorder den DJ gemacht habe. Das wurde irgendwann immer mehr, Rolko legte in der Schule oder in der Tanzschule auf. Und sein Lieblingsgenre war damals schon klar: Partymusik, wie er es nennt.

„Klar, alle sagen am Anfang, sie finden Schlager doof, aber wenn dann früher Wolfgang Petry oder heute Helene Fischer läuft, können alle mitsingen.“ Diese Einstellung eint ihn mit seinem Kompagnon Marc Horstmannshoff. Anfang der 2000er waren sie neben dem Studium erstmals als DJ-Team „Mallorca Cowboys“ auf Bühnen unterwegs.

Ihr Name hängt übrigens mit Schlagerstar Olaf Henning zusammen. Rolko und Horstmannshoff waren große Fans des Sängers von „Cowboy und Indianer“. Sie besuchten viele Konzerte, wo sie immer wieder mit demselben Tanz auffielen, den sie sich dazu hatten einfallen lassen. Schließlich adaptierte nicht nur der Sänger selbst den „Lasso-Tanz“, sondern viele andere Menschen in Deutschland auch, wenn sie „Komm, hol das Lasso raus ...“ hörten.

Riesenhit mit „Das rote Pferd“

Ein paar Jahre tourten die „Mallorca Cowboys“ dann durch die Säle, bis die Begegnung mit einer Cousine von Horstmannshoff ihrer Geschichte eine neue Wendung gab. Diese Cousine war Erzieherin und erzählte den beiden von einem Lied, auf das die Kinder in ihrer Einrichtung geflogen seien: das Kinderlied vom „roten Pferd“, gesungen auf die Melodie des Chansons „Milord“ von Edith Piaf. Die „Mallorca Cowboys“ gingen sicher, dass noch niemand as Lied schon aufgenommen und veröffentlicht hatte, und machten ihre eigene Version draus. Das passte gut, denn die beiden spielten ohnehin mit dem Gedanken, einen eigenen Song zu veröffentlichen.

Sie nahmen den Song 2006 im Tonstudio auf und verteilten die Nummer an ihre DJ-Kollegen. „Das rote Pferd“ wurde ein großer Erfolg auf Après-Ski-Partys, im Karneval und in der Ballermann-Szene. So wurde auch der Ballermann-Star Markus Becker auf das Duo aufmerksam. „Er meldete sich und sagte: ‚Der Song ist gut, sollen wir den zusammen noch mal aufnehmen‘, erinnert sich Rolko. Und die neue Aufnahme ging durch die Decke. 2008 traten „Markus Becker feat. Mallorca Cowboys“ bei der damals populären Musikshow The Dome auf, die Single erreichte Goldstatus und verkaufte sich mehr als 150.000-mal.

Das wäre für das Familienleben eine Herausforderung gewesen. Aber wir haben das nie bereut.
Sebastian Rolko, Schulbauchef in Bergisch Gladbach

Der Erfolg stellte die „Mallorca Cowboys“ vor eine Entscheidung: Wollten sie hauptberuflich Schlagersänger werden? „Wir haben überlegt und wahrscheinlich hat der Faktor Sicherheit eine Rolle gespielt“, sagt Rolko. Schließlich entschieden sich beide Duo-Partner, Berufe abseits der Showbühne zu ergreifen. Horstmannshoff arbeitet bei einem Automobilzulieferer und Rolko eben inzwischen in Bergisch Gladbach. „Das wäre für das Familienleben eine Herausforderung gewesen. Aber wir haben das nie bereut“, sagt Rolko. Die „Mallorca Cowboys“ sind ein Hobby.

Nach dem Song über das „rote Pferd“ sei es schwer gewesen, einen solchen Hit zu wiederholen. Vielleicht habe die Branche sie auch nicht mehr so wahrgenommen, weil sie nicht die Energie in die Bühnenshows hätten stecken können wie als hauptberufliche „Mallorca Cowboys“, überlegt Rolko.

Es gibt die „Mallorca Cowboys“ jedoch immer noch. Erst vor Kurzem seien sie im Studio gewesen, berichtet das Duo. Es arbeitet an einem dritten Album.

Sebastian Rolko von den Mallorca Cowboys steht in der Fußgängerzone in Bergisch Gladbach.

Sebastian Rolko ist Geschäftsführer der Schulbaugesellschaft Bergisch Gladbach.

Rolko denkt gern an die Höhepunkte der „Mallorca Cowboys“ zurück: an den Auftritt vor rund 20 000 Leuten bei der Schlagernacht auf Schalke, an Konzerte im Bierkönig auf Mallorca und an eine Begegnung mit Heino: „Wir fuhren mit dem Aufzug zum Konzert auf Schalke. Als die Türe aufging, stand plötzlich Heino vor uns und sagte nur: „Hallo Jungs““, sagt Rolko und lacht.

Dass er für sein Hobby durchaus auch kritisch beäugt wird, weiß er. Damit könne er aber leben. „Für mich ist das in Ordnung. Ich bin jedenfalls sicher, dass ich mein Hobby und meinen Beruf gut voneinander trennen kann.“ Rolko liebt es, auf der Bühne zu stehen und mit dem Publikum zu interagieren. Das Wichtigste: „Wenn ich sehe, dass die Zuschauer Spaß haben, habe ich auch Spaß.“


Seit einem Dreivierteljahr in Bergisch Gladbach

Sebastian Rolko wurde im Juni 1977 geboren und wuchs in Mülheim an der Ruhr auf. Er hat eine Frau und zwei Kinder und lebt derzeit in Ratingen. Nach dem Abitur hat er eine Ausbildung zum Bauzeichner gemacht, dann zwei Jahre in einem Architektenbüro gearbeitet. Mit 23 Jahren begann er sein Studium als Bauingenieur mit Spezialisierung auf Projektmanagement. Danach war er unter anderem Regionalbauleiter von Karstadt.

Anschließend arbeitete er 13 Jahre bei der Landesbauverwaltung Nordrhein-Westfalen, nun ist er seit gut einem Dreivierteljahr für die Schulen in Bergisch Gladbach zuständig. „Ich finde die Stadt sehr lebenswert“, sagt er über Bergisch Gladbach. Die Aufgabe als Geschäftsführer der Schulbau GmbH sei spannend. Er gehe mit Respekt, aber auch mit Freude an die Herausforderungen. „Es ist schön zu sehen, dass jemand etwas davon hat, wenn man etwas saniert“, sagt er über die Schulbauten in Bergisch Gladbach.