Bergisch Gladbach – Nur noch wenige Tage bis der Unterricht an den Schulen wieder losgeht. Kurz vor Ferienende sitzt Lehrerin Tanja Witteck mit Schulleiter Rolf Faymonville und seinem Vertreter Uwe Fischer im Büro des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG) in Bensberg. Die drei machen sich dran, die letzten Änderungen am Stundenplan für das anstehende Schuljahr einzuarbeiten.
Denn über die Ferien haben sich noch Änderungen ergeben. Zum Glück nur zwei, erzählen die drei zufrieden. 16-mal musste die Lehrerin den Stundenplan des AMG im vergangenen Schuljahr insgesamt ändern. Dass das Stundenplanteam so wenig ändern muss, ist durchaus als gutes Zeichen zu werten. Das Team hat somit wohl die meisten Vorgaben und Voraussetzungen für den fertigen Stundenplan erfüllt.
AMG in Bensberg gibt Stundenpläne kurz vor Schulbeginn raus
Aber: Auch wenn der Plan meistens in der ersten Ferienwoche fertig ist, können sich noch Änderungen ergeben, zum Beispiel für Referendare, an deren Seminarzeiten sich etwas geändert hat. Das ist auch der Grund dafür, dass das AMG den Stundenplan an Schüler und Eltern in der Regel erst am Montag vor Schulbeginn herausgibt.
Das Stundenplanteam des AMG sind Tanja Witteck und ihr Kollege Christian Röttges. Sie arbeiten eng mit der Schulleitung zusammen. Denn der gesamte Prozess, an dessen Ende so ein Stundenplan für rund 950 Schülerinnen und Schüler sowie 87 Lehrkräfte steht, dauert Monate. „Nach dem Stundenplan ist vor dem Stundenplan“, scherzt Fischer.
Erste Schritte werden schon im Februar gemacht
Der erste Schritt zu den fertigen Tabellen und Raumplänen zum Schuljahresbeginn erfolgt schon im Februar. Dann gehen die ersten Infoveranstaltungen für Schüler und Eltern los, die demnächst wählen müssen: Latein oder Französisch in der Sieben? Eine weitere Fremdsprache, Naturwissenschaften oder Geisteswissenschaften in der Neun? Und welche Oberstufenkurse soll man belegen? Bis zu den Osterferien müssen die Jugendlichen diese Entscheidungen treffen. Die Koordinatoren von Erprobungs-, Mittel- und Oberstufe versuchen dann, den Schülern ihre Wünsche zu erfüllen.
Welche Lehrkräfte die dann entstehenden und alle weiteren Klassen und Kurse übernehmen, entscheidet die Schulleitung in der sogenannten Unterrichtsverteilung, sozusagen die Vorarbeit für die spätere Arbeit des Stundenplan-Duos. Die Fachschaften hatten zuvor Vorschläge eingereicht. Ist das entschieden, kommt die eigentliche Arbeit von Witteck und Röttges. Die Lehrkräfte können im Vorfeld Wünsche äußern, zum Beispiel, wenn sie selbst Zeit brauchen für die Betreuung der eigenen Kinder. Dafür füllen sie einen sogenannten Ampelzettel aus. Unter „rot“ werden Gründe angegeben, die unbedingt berücksichtigt werden müssen, darunter folgen die Abstufungen „gelb“ und „grün“.
AMG in Bensberg: Computerprogramm hilft
Ein Computerprogramm rechnet den ersten Stundenplanentwurf aus. Dafür musste das Stundenplanteam zuvor etliche Daten eingeben: vertraglich festgelegte Stundenzahlen der Lehrkräfte, Parallelkurse, Lehrerwünsche und Freistunden. Die Freistunden sind Springstunden, in denen die Pädagogen korrigieren, Verwaltungsarbeit erledigen, Gesprächen führen und Kollegen im Unterricht vertreten. Das Programm rechnet mit diesen Eingaben verschiedene Stundenplanmodelle aus.
Dann geht es ans Nachbessern. Alles per Hand. Das Stundenplanteam wälzt Listen, durchsucht zahllose Exceltabellen, schiebt Belegungen für Räume hin und her, versucht, Hauptfächer möglichst früh am Tag stattfinden zu lassen, hat Seminartage im Blick, vergisst dabei Kooperations-Leistungskurse mit anderen Schulen nicht und hat auch auf dem Schirm, dass einzelne Kollegen auch an anderen Schulen eingesetzt werden.
Lehrkräfte geben Änderungen per Hand ein
Dafür sitzen beide Lehrkräfte an zwei PCs. „Ab dem dritten Tag setzt der Frust ein“, sagt Tanja Witteck und lacht. Denn das Stundenplanpuzzle ist eine echte „Tüftel- und Detektivarbeit“, so Schulleiter Faymonville.
Die Raumplanung stellt das Kollegium des Bensberger Gymnasiums noch mal vor besondere Herausforderungen. Denn die Schule hat zu wenig Platz. „Wir sind mit ungefähr 900 Quadratmetern für G8 schon unterversorgt“, erklärt der Schulleiter. Für G9, also das Abitur nach 13 Jahren, brauche das AMG weitere 1500 Quadratmeter. Außerdem muss das Team bei Vertretungen bedenken, dass nicht jeder Fachlehrer zum Beispiel in einem Chemieraum unterrichten darf.
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Ist der Plan zum Schuljahresstart endlich fertig, ist es damit lange nicht getan. Kolleginnen werden schwanger, Referendare und anderen Lehrkräfte verlassen die Schule oder jemand wird länger krank – all das bedeutet für das Schulleitungsteam wieder viel Arbeit. Denn eine Änderung betrifft immer mehrere Kollegen oder Räume. Egal, ob das Halbjahr wechselt oder Stunden von Lehrkräften neu verteilt werden müssen, weil die Abiturienten nach den Osterferien weg sind – die Arbeit am Stundenplan endet eigentlich nie.