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GemüsegärtenStadt ermuntert Gladbacher zum „Urban Gardening“

Lesezeit 3 Minuten

Prominentes Vorbild für Urban Gardening ist der Carlsgarten vor dem Kölner Schauspiel in Mülheim.

Bergisch Gladbach – Die Idee hat was von Schlaraffenland und Leckereien, die einem fast von allein in den offenen Mund fallen. Bohnen, Tomaten, Äpfel, die im Park blühen und gedeihen und von jedermann geerntet werden können. Hobbygärtner beackern öde Brachflächen, und üppige Ernte gibt es in jedem Sommer.

Urban oder Guerilla Gardening, übersetzt etwa städtisches Gärtnern, heißt dieser neue Trend, der immer größere Kreise zieht. In Zeiten, in denen in Megacitys jeder Quadratmeter Fläche bebaut wird, öffnen sich mit der Idee des Stadtgärtners neue Perspektiven. Dass selbst auf Dächern gegärtnert wird, ist in diesen Riesenstädten Amerikas und Asiens nicht ungewöhnlich.

2.000 Euro fürs Gärtnern im Park

In Bergisch Gladbach gibt es seit 2016 ein erstes Urban-Gardening-Projekt auf dem Spielplatz an der St. Joseph-Straße, als Teil des vom Land geförderten Projekts „Heidkamp – leben und spielen im Quartier“.

Ein zweiter Ansatz ist jetzt hinzugekommen: 2.000 Euro wird die Stadt ab 2019 in jedem Jahr bereitstellen, um Bürgern das Gärtnern im Park oder auch am Straßenrand zu ermöglichen. Der Stadtrat hat dem städtischen Gärtnern zugestimmt nach einem gemeinsamen Antrag von CDU und SPD-Fraktion. Jetzt kommt das Projekt ans Rollen. Es wirkt als kleiner Bruder des „Gedecken Tischs“ für die Insekten: Hierbei können Bürger Blumensaaten erwerben, die besonders prächtig gedeihen und den Bienen reichlich Nektar bieten.

Dabei sehen CDU und SPD die Rolle der Stadt eher als Unterstützer, der Hauptansatz liegt bei den Bürgern. Mit dem Budget solle Wasser für das Gießen der Pflanzen bereitgestellt sowie Gartengeräte angeschafft werden. „Ausdrücklich darf jeder Bürger auf diesen Beeten pflanzen und ernten“, steht im Antrag, der auf das Projekt „Essbare Stadt“ verweist.

Das US-Vorbild ist Seattle

Mögliche Pflanzgärten nennt der Antrag nicht. Grüne Flecken gibt es aber einige im Stadtbild, im Rosengarten oder an der Buchmühle in der Stadtmitte, im Park an der Wilhelm-Klein-Straße in Refrath, in Bensberg an der Saaler Mühle. Ein städtisches Konzept liegt allerdings noch nicht vor.

Vorbild in Deutschland ist die Stadt Andernach, für die USA Seattle, in den Niederlanden die Stadt Almere. Auf der Andernacher Webseite wird die Besucher mit der Initiative Essbare Stadt bekannt gemacht. Auf appetitanregenden Bildern werden die Erfolge präsentiert, Kürbisse, Kohl, Zucchini, Obstsorten, die in einem grünen Zug entlang der römischen Stadtmauer gedeihen. Über 100 Obst- und Gemüsesorten wachsen im Schlossgarten, auf dem Spielplatz am Andernacher Mariendom und am Heimwartsturm.

Seit 2010 läuft das Projekt, und gelobt wird es in der Stadt am Rhein in den höchsten Tönen. Es habe die Lebensqualität erhöht, sagen die Andernacher Stadtgärtner. Auf der Grünen Woche in Berlin haben sich die Andernacher sogar schon vorgestellt, Frankfurt und Münster denken an ähnliche Projekte.