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Reporterlegende ist fassungslosBergisch Gladbach plant ohne Watterott für „Rund um Köln“

Lesezeit 3 Minuten
Reporterlegende Herbert Watterott

Die Auffahrt zum Bensberger Schloss ist mit „Rund um Köln“ so eng verbunden wie die Stimme von Sportmoderator Herbert Watterott (r.).

Reporterlegende Herbert Watterott hat 25 Jahre lang immer den sportlichen Teil des Events am Schloss kommentiert.

41 Jahre moderierte er im Fernsehen die „Tour de France“, 45-mal managte und kommentierte er die Fernsehübertragung von „Rund um Köln“, doch am Event-Punkt am Bensberger Schlossberg darf er bei der kommenden Auflage des Radklassikers am 21. Mai nicht mehr sprechen. Herbert Watterott ist fassungslos: Die Stadt hat offenbar bewusst ohne ihn geplant, einen anderen Moderator engagiert, was Watterott nur durch eigene Nachfrage erfuhr, wie er erzählt.

„Dabei habe ich den sportlichen Teil am Eventpoint oben am Schloss seit 25 Jahren immer kommentiert“, sagt der eingefleischte Bensberger traurig und schüttelt den Kopf. Noch bei der Sportlerehrung des Kreissportbunds vorige Woche zeigte er im Interview mit Moderator und Sportreporterkollege Tom Bartels eindrücklich, wie er sich auskennt in der Geschichte des Radsports, aber auch in der aktuellen Szene. „Ein wandelndes Radsportlexikon“, staunte Bartels.

Für mich bleibt nach 25 Jahren, die ich dort moderiert habe, nur die Frage: Warum?

Im Gladbacher Rathaus hat man unterdessen anders geplant, hat einen Moderator engagiert, den auch Watterott gut kennt, von dem er keinen Zweifel hat, dass er seine Sache gut macht, wie der 81-Jährige sagt. „Aber es tut doch weh, vor allem, wenn man nicht weiß, warum“, so Watterott. Auf seine Nachfrage hin, habe man ihm nur gesagt, man wolle alles anders machen. Auf Nachfrage der Redaktion räumt Stadtsprecher Martin Rölen ein: „Etwas grundsätzlich Neues ist das Konzept eigentlich nicht, es kehrt allerdings zu dem zurück, was den Event Point in der Vergangenheit schon ausgemacht hat.“

Rölen nennt den Live-Stream auf der Großleinwand, musikalische Unterhaltung, Essen, Trinken – alles Punkte, die auch bei Watterotts Engagement als Sportkommentator in den vergangenen Jahrzehnten mit von der Partie waren. Warum es jetzt ohne ihn stattfindet? Einen Grund nennt die Stadt auch auf Redaktionsanfrage zunächst nicht. Nur so viel: „Als Moderator konnte diesmal Sebastian Hempfling gewonnen werden, (. . .) mit dem die Sportverwaltung bei früheren Veranstaltungen schon gute Erfahrungen gemacht hat.“

Watterott hat nie einen Cent von der Stadt bekommen

Einen Tag später dann begründet die Stadt den Schritt damit, dass sich das Publikum nach Corona verändert habe: Von der Mehrzahl fachkundiger Besucher sei der „Trend nun mehr und mehr hin zu radsportbegeisterten Familien“ gegangen. Rölen: „Dem versuchen nun die Organisatoren unter anderem mit der neuen Moderation Rechnung zu tragen.“ Was Watterott besonders schmerzt: Er habe nie einen Cent von der Stadt bekommen, stets habe ihn der Veranstalter von „Rund um Köln“ engagiert.

„Ich kann da nichts zur Aufklärung beitragen, der Event Point ist Sache der Stadt Bergisch Gladbach“, sagt „Rund um Köln“- Geschäftsführer Markus Frisch auf Anfrage: „Dinge verändern sich eben.“ „In Bergisch Gladbach ist das Radrennen seit vielen Jahren eine feste Konstante“, schwärmt Bürgermeister Frank Stein bei der Vorstellung des örtlichen Rahmenprogramms: „Viele Radsportbegeisterte treffen sich hier an der Strecke, um die Profis und Amateure anzufeuern.“ Radsportlegende Herbert Watterott soll nach Planung der Stadt offenbar nicht mehr dazugehöen.


Als „Stimme der Tour de France“ wurde Herbert Watterott den deutschen Fernsehzuschauern bekannt. Ab 1965 berichtete der Bensberger 41-Mal für die ARD von diesem Radsportereignis. Zudem 25-mal vom Giro d’Italia, von 40 Radweltmeisterschaften und seit 1968 von 17 Olympischen Spielen. 45 Jahre brachte er „Rund um Köln“ ins Fernsehen. (wg)