Das Bergisch Gladbacher Bibliotheksgebäude aus den 1970ern dümpelt vor sich hin.
Sanierung oder Neubau erforderlichDie Stadtbücherei in Bergisch Gladbach ist in Not
Gegen Widerstände zu kämpfen, ist die Gladbacher Bibliotheksleiterin Monika Gippert gewohnt. Sie hat die Leitung der Stadtbücherei im Jahr 2017 von Monika Lenz-Reichwein übernommen. Schon damals wurde vom Umzug der Kultureinrichtung in größere, modernere Räume gesprochen.
Passiert ist seitdem nichts. Das Gebäude aus dem Anfang der 1970er Jahre mit seinem dunkelgrauen Waschbetoncharme (damals ein Vorzeigeprojekt) dümpelt vor sich hin. Weil immer wieder Veränderungen möglich schienen, hat die Stadt eher wenig am Erhalt getan. Mittlerweile erscheint es möglich, dass sich die Debatten um die Stadtbücherei noch Jahre hinziehen.
Am Jahresende wird Monika Gippert 62 Jahre alt sein. Ob sie die möglichen Veränderungen noch vor ihrem Ruhestand miterlebt, bleibt da offen. Zuletzt hatte die Stadt auf das leerstehende Einkaufszentrum Rhein-Berg-Passage am S-Bahnhof gehofft, mit einem irgendwie gearteten Aufbau für Verwaltung und Bücherei.
Aber eigentlich sei man froh, dass dieses Projekt nicht realisiert wird, sagte dazu zuletzt der Beigeordnete Ragnar Migenda. Dort habe der Platz nicht ausgereicht. Im künftigen Verwaltungsgebäude „AOK“ an der Bensberger Straße ist für die Stadtbücherei von vornherein kein Platz.
Zahlen lügen nicht. Und die Ausleihzahlen für die Stadtbücherei sprechen eine deutliche Sprache. Die Gladbacher mögen ihr „Forum“ und das Angebot an Büchern, CDs, DVDs, Hörbüchern und Spielen. Über 74.000 Besucher und Besucherinnen fanden im Jahr 2021 den Weg in die Stadtbücherei, die Zahlen umfassen auch die Stadtteilbüchereien in Bensberg und Paffrath. 2095 Öffnungsstunden gab es.
Bergisch Gladbach: Mehr als 1000 neue Nutzer
Der Bestand der Bücherei umfasst 159 224 Medien, für 2021 zählte die Bücherei 250 126 Entleihungen. 9156 Medien wurden neu angeschafft, etwa sieben Prozent des Bestands. Es gab 5853 Nutzer mit mindestens einer Kontobewegung. 1023 Nutzerinnen und Nutzer meldeten sich neu an. Das Projekt Bergische Onleihe, gemeint ist die elektronische Ausleihe, kletterte um fünf Prozent auf 51302 Entleihungen. 183 Medien wurden auf Vorschlag der Kunden angeschafft.
Im Medienbestellservice wurden 1682 Bestellungen für 6689 Medien in Tüten verpackt; diese Zahlen haben sich im Vergleich zu den Vorjahren verdreifacht. Unterstützend tätig ist hier der ADFC. Für die Belieferung von Schulen und Kitas denkt die Bücherei an die neuen E-Lastenräder der Stadt. Derzeit übernimmt den Bring- und Holdienst die GL Service gGmbH, eine Spende der Rotarier ermöglicht dies.
Auch Aktivitäten auf den Sozialen Kanälen (Facebook, Instagram) nehmen immer weiteren Raum ein, sie gelten als „unverzichtbares Mittel, um die Kunden und Kundinnen aktuell zu informieren.“ 241 Veranstaltungen fanden 2021 statt, meist kleinere oder digitale. Die fehlenden Räume für repräsentative Veranstaltungen sind ein Problem, das die Bücherei seit Jahrzehnten kennt. Eine 24-Stunden-Rückgabe der Medien ist nicht möglich, Kreativräume fehlen.
Hinzu kommen bauliche Unpässlichkeiten: undichte Fenster, Probleme bei der Eingangstüre, Feuchtigkeit. Im Sommer 2021 löste sich eine große Glasscheibe im Geländer der Galerie und fiel ins erste Obergeschoss. Die Etage musste acht Wochen gesperrt werden, alle 26 Scheiben wechselte die Stadt daraufhin aus.
Als wäre das alles nicht genug: Auch beim Personal gibt es Baustellen. 18 Fachstellen an drei Büchereistandorten gibt es , 2022 fiel Personal unter anderem durch zwei Elternzeiten aus, aufgefangen wurden die Lücken nur teilweise durch Vertretungen. Durch Stundenreduzierungen von Mitarbeitern sind aktuell 0,7 Stellen unbesetzt, und weitere Wünsche zur Verringerung der Arbeitszeit gebe es. Bei weiterem Personalausfall müsse über reduzierte Öffnungszeiten gesprochen werden. Leseangebote für Kitas und Schulen sieht die Stadt dann gefährdet.
Einen Fahrplan für Sanierung oder Neubau der Bibliothek will die Stadt noch in der ersten Jahreshälfte vorstellen.