Kultur und ActionStadtfest bringt Bergisch Gladbach zusammen
- Das Gladbacher Stadtfest mit Kultur- und Vereinsbörse sowie verkaufsoffenem Sonntag war geprägt von ungewöhnlichen Begegnungen und unverhofften Gegensätzen - und hatte für fast jeden etwas zu bieten.
- Da Vinci und Aristoteles gemeinsam an der Strunde, Spaßfaktor und Flüchtlingsalltag, Sonnenschein und Gewitterschauer – wir zeigen, was los war.
Bergisch Gladbach – Für jeden war am Sonntag in Bergisch Gladbach etwas dabei. Wir geben einen ausführlichen Überblick...
Für Rennfahrer: Schlange stehen, um mal so richtig Gas zu geben konnten die Besucher in der RheinBerg-Galerie auf einer gut 40 Meter langen Carrera-Bahn. Wer schon beim Training mit seinem magnetischen Formel 1-Flitzer abhob, den brachten Thomas Teifke und seine Kollegen mit selbstgebauten Spachtelstäben wieder in die Spur. Rekordverdächtig waren aber nicht nur die Geschwindigkeiten, sondern war auch die XXL-Bahn: 30 Arbeitsstunden waren nötig, um die 1,4 Tonnen Material so auszurichten, dass jede der vier Spuren gleich lang ist.
Für Wissbegierige: Einmal bei einer Magenspiegelung dabei sein? Selber mit dem 1,5 Millionen Euro teuren Da Vinci-Roboter im künstlichen Darm operieren oder in aller Öffentlichkeit Herzmassage am Dummy trainieren? All das war bei der Gesundheitsmesse des Evangelischen Krankenhauses (EVK) möglich. Für Mediziner von morgen hatte die Teddyklinik geöffnet. Hier wurden Plüschtiere geröntgt, Arme geschient und Verbände angelegt. Eher fürs Spielen daheim gedacht: die Spiegel und Spatel, Zangen und Pinzetten am Marktstand von „Dr. G. Blümchen, Zahnarzt“.
Für Glücksritter: Wer psychische Erkrankungen verstehen will, musste am Rad drehen. Dr. Christian Nies-Bauer, Facharzt für Psychologie am EVK, lud die Besucher der Gesundheitsmesse ein, das Glücksrad der Emotionen zu betätigen und über Emojis als Türöffner über Gefühle zu sprechen. „Berühmte psychisch Kranke“ nahmen zusätzlich die Schwellenangst. Wer weiß, dass der Darsteller von Anakin Skywalker (aus „Krieg der Sterne“) schizophren ist und David Beckham eine Zwangsstörung hat, fühlt sich gleich besser.
Für Wagemutige: Flüchtlingselend statt Spaßfaktor bot der Missio-Truck, den die Aktion Neue Nachbarn in den Kreis geholt hatte. Eine Viertelstunde in die Rolle eines jungen Menschen im Kongo schlüpfen, durch das Kirchenfenster sehen und hören, wie draußen im Dorf gemordet und gebrandschatzt wird, die Enge und Dunkelheit auf dem Transport aushalten. „Die meisten, die hier reingehen, kommen anders wieder raus“, so Christin Wichert und Marcus Composs.
Für Engagierte: Wer sich engagieren möchte, dem bot die Vereinsbörse ein Dorado an Möglichkeiten ehrenamtlicher Mitarbeit, vom griechischen Elternverein Aristoteles über „Die Platte“, die Obdachlose unterstützt, bis zum Hospiz oder dem „Round Table 215“, einem Runden Tisch sozial engagierter junger Männer.
Stadtfest-Schwerpunkt Partnerstädte
Grenzenloses Engagement, das Hilfe ins Rollen bringt: Wenn Bergisch Gladbach feiert, stehen auch die zehn Partnerstädte in acht Ländern im Fokus. Zum ersten Mal präsentierte sich am Sonntag „Gläbbisch in aller Welt“ mit einem Stand auf der Vereinsmeile. Gäste aus dem litauischen Marijampole waren ebenso angereist, um die 30-jährige Partnerschaft zu feiern, wie Vertreter aus dem englischen Runnymede, dessen legendäre Egham Band ein Revival-Konzert mit dem Blasorchester aus Dürscheid gab (das vor 1975 zu Bensberg gehörte).
Anne Paweldyk, Geschäftsführerin des Arbeiter Samariter Bundes (ASB) stellte dem Litauischen Samariterbund ein Fahrzeug aus der ASB-Flotte zur Verfügung, mit dem dort ein sozialer Hilfsdienst aufgebaut werden soll, der alten und behinderten Menschen durch Hilfe im Haushalt, bei der Körperpflege, bei Einkäufen und Behördengängen den Verbleib in der eigenen Wohnung ermöglichen soll. Zudem wird das zunächst auf ein Jahr angelegte Projekt mit 20 000 Euro für Personal und Beratung unterstützt. (kme)
Für Nostalgiker: Eine wahre Fundgrube war der Antikmarkt. Jürgen Vorwerk hatte einen alten Eis-Schlitten am Start, der einst auf zugefrorenen Grachten als Einkaufswagen gedient hat und ein skurriles Gefäß aus Flandern, in dem früher die Milch per Zentrifuge zu Sahne oder Butter verarbeitet wurde. Gefragt waren auch alte Waschgeschirre und Nachttöpfe - als Vorratsgefäße für Zwiebeln oder Kartoffeln.
Für Überflieger: Der Bergische Luftsportverein hatte mehrere Flugzeugmodelle am Start; Berufsnachwuchs, der ohne Ausbildung gleich Geschäftsführer werden wollte, konnte bei der Verlosung der „Initiative Leben + Arbeiten in GL“ in sechs Unternehmen einen „Chefsessel für einen Tag“ gewinnen.
Für Musikliebhaber: Jazz und Swing, Rock und Rap, Saitentänzer und Blasorchester begleiteten das Stadtfest. Der Höhepunkt: das Konzert am Samstagabend mit Juicy Jam, Rockemarieche, Planschemalöör, Fabian Kronbach und Kempes Feinest.