Hinab ins DunkelStadttunnel Bergisch Gladbach wird gewartet
Bergisch Gladbach – Das Rauschen ist heute nur halb so stark wie sonst. Autorauschen, kein Meeresrauschen, die Stadtmitte von Bergisch Gladbach liegt auch nicht am Strand. Laut ist es dennoch. Es geht an diesem Vormittag hinab ins Dunkel. Rainer Mahn schreitet voran, er kennt den Weg vom Notausgang zur Tunnelröhre. 18 Stufen, ein Treppenabsatz, 15 Stufen, noch ein Absatz, 22 Stufen. Ganz schön tief unter der Stadt sind wir hier.
Der Mitarbeiter der Stadt, Abteilung Verkehrstechnik, stößt eine schwere Eisentüre auf, und auf einmal ist die Fahrbahn sehr nah. Scheinwerferkegel der Autos blitzen auf, die Spur aus Richtung Leverkusen wird an diesem Tag auf die Gegenfahrbahn umgelenkt.
Rund 5000 Fahrzeuge nutzen Anbindung täglich
Ein Auto rauscht vorbei, noch ein Auto, noch eines. Rund 5000 Fahrzeuge nutzen täglich die schnelle Anbindung an die Stadtmitte. Auch in den Nachtstunden ist hier noch Betrieb, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr.
Die Tunnel-Inspektion läuft. Regelmäßig steht das an es ist eine Art „Tunnel-Tüv“. Gerade sind die „Lampen“ an der Reihe. Es sind eigentlich riesige Leuchtstoffröhren, die unten im Halbdunkel für den Durchblick sorgen. „380 sind es“, sagt Mahn.
Gladbach: Licht und Löschkästen werden geprüft
Das Licht muss stimmen, sonst müsste der Stadttunnel gesperrt werden. Am Dienstag schauten sich die Fachleute die linke Tunnelhälfte an, am Mittwoch die rechte. Ordnung muss sein, auch im Stadttunnel. Das eigentlich Schwierige sei dabei, die Gewerke unter einen Hut zu bringen. Fünf Fachfirmen hat der Mitarbeiter zu koordinieren, mit ihren Spezialisten sind sie an den beiden Prüftagen im Tunnel unterwegs.
Der Stadttunnel
Technisches
Der Gladbacher Stadttunnel hat eine Länge von 466 Metern. Die Rampen sind 240 Meter lang, der gesamte Straßenabschnitt mit Ein- und Ausfahrt hat eine Länge von 1184 Metern. Im Tunnel sind 5500 Quadratmeter Verkehrsflächen entstanden. 100 000 Kubikmeter Erdaushub wurden während der Bauzeit (17. Februar 1988 bis 7. September 1990) bewegt. 26 500 Kubikmeter Beton wurden verbaut und 1600 Tonnen Stahl. Der Tunnel verfügt über ein Regenrückhaltebecken mit einem Fassungsvermögen von 200 Kubikmeter. Zum Vergleich: Der Stadtbahntunnel Bensberg, von 1997 bis 1999 entstanden, ist 487 Meter lang und kostete seinerzeit 64 Millionen Mark.
Untersucht werden die Löschkästen für die Feuerwehr. Die Pumpen für die Wasserversorgung. Die Abwassertechnik. Die Luftfilter. „Da kommt einiges zusammen“, erklärt der städtische Tunnelfachmann. Während der Autofahrer die exakt 466 Meter des Stadttunnels in einigen wenigen Sekunden hinter sich gebracht hat, wird er die Komplexität der Technik kaum mitbekommen. Zwei große Technikräume gibt es. Schaltschränke reichen hier bis unter die Decke. Lämpchen blinken. Von hier unten kann alles gesteuert werden. Es ist das Herz des Tunnels.
Elektro Frings: Leuchtröhren fast fertig
„Er hat sich für seine 32 Jahre gut gehalten“, meint Mahn. Größere Probleme gebe es nicht bei der Technik. Die große Prüfung, wie sie jetzt ablaufe, gebe es einmal im Jahr. Aber mindestens zweimal in der Woche sei er zu Kontrollgängen im Stadttunnel. „Hier ist unser Notstromaggregat“, sagt er und schließt einen weiteren Raum auf. Fiele der Strom aus, werde zuerst auf Batteriebetrieb geschaltet, dann springe die Ersatzversorgung an.
Mit den Leuchtröhren sind die Kollegen von Elektro Frings in Aachen schon fast fertig. Alle sind einzeln geprüft und gereinigt worden. Eine Arbeit für zwei Tage, erklärt Hans Peter Adamski, einer aus dem Handwerkstrupp. Mit drei Wagen und vier Mitarbeitern ist die Fachfirma im Stadttunnel. Per Hubwagen wird auf der abgesperrten Spur gearbeitet. „Wir sind gut durchgekommen“, sagt Adamski. Mit Ersatzstücken werde es allmählich schwieriger, die Leuchtmittel seien ja noch ohne LED-Technik installiert. Am Dienstag waren auch einige weitere Fachfirmen im Tunnel unterwegs.
Lange Vorgeschichte
Knapp 32 Jahre alt ist jetzt der Bergisch Gladbacher Stadttunnel. Am 7. September 1990 endete die zweieinhalbjährige Bauzeit, 51,5 Millionen Mark kostete das unterirdische Bauwerk, zu 80 Prozent bezuschusst aus Mitteln von Bund und Land. Über sieben Jahren plante die Stadt, im Januar 1983 leitete sie ein Planfeststellungsverfahren zum Bau des zweispurige Straßentunnels ein, der Beschluss datierte dazu aus dem Januar 1978. Und als das Bauwerk, bis dato die aufwendigste und schwierigste Verkehrsbaumaßnahme in Bergisch Gladbach, 1990 eröffnet wurde, taufte ihn die Stadt auf den prosaischen Namen „City-Lichtblick Tunnel“.
Es hätte auch anders kommen können für die Stadtmitte. Ohne Stadttunnel, dafür mit Stelzenstraße quer durch die Stadtmitte. Beschlüsse lagen zu Anfang der 1970er Jahre vor für eine Hochstraße, 370 Meter lang und zweispurig, etwa vom Konrad-Adenauer-Platz zur Paffrather Straße, mit Abbruch eines der beiden Stadthäuser, mit Abbruch mehrere Ladenlokale in der Fußgängerzone und der Grünen Ladenstraße - heute kaum vorstellbar.
Autoverkehr war schon in den 70ern ein Problem, zwei Landstraßen kreuzten die Stadtmitte, und die Stadt glaubte lange Zeit an ihre Stelzenstraße; die Politiker auch. Dann aber kam der Stadttunnel, und der Verkehr rauscht seitdem unterirdisch. Zur Eröffnung blickte die Stadt auch auf den autofreien Konrad-Adenauer-Platz, dort würden fortan Fußgänger den Rhythmus bestimmen, nicht die Autofahrer. Statt Hupen und Bremsen gebe es jetzt Lachen,
Reden und Kinderlärm, der Platz werde zur Begegnungsfläche und Erlebnisraum für alle Bürger hieß es zur Eröffnung. Seit der Tunneleröffnung ist der Konrad-Adenauer-Platz autofrei geblieben.