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Uralte Erzgrube „Prinz Wilhelm“In Bergisch Gladbach wird nach historischem Bergbauschacht gesucht

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt Bohrungen auf der Wiese bei Hebborn

Die Bohrungen auf der Wiese bei Hebborn

Hier könnte schon im Mittelalter nach Erz gesucht worden sein. Hinweise auf einen ehemaligen Abbau wurden schon gefunden.

Wer sucht, der findet, heißt es im Volksmund. Wer noch nichts gefunden hat, muss länger suchen: Das trifft auf eine unscheinbare Kuhwiese im Doppelweiler Grube/Kley an der Bundesstraße 506 nördlich von Hebborn zu. Normalerweise rauschen hier nur die Autos auf ihrem Weg ins Oberbergische vorbei.

Nun gibt es auch im Dorf selbst etwas zu gucken. Schweres Gerät ist dort seit mehreren Tagen schon im Einsatz. Es wird aber nichts gebaut. Es ist ganz anders: Mit einem Bagger wird nach Überresten des Bergbaus gesucht, die es dort geben könnte, von einer uralten Erzgrube aus dem 19. Jahrhundert mit Namen „Prinz Wilhelm“. Ab Ende der 1840er-Jahre bis um 1925 wurde dort nach Erz gesucht.

Das Foto zeigt die Bohrungen in Bergisch Gladbach

Das Wiesengelände, auf dem gebohrt wird

Weil die Bezirksregierung in Arnsberg als Auftraggeber der Suchmaßnahme aber nicht genau weiß, wo genau es in Grube/Kley tatsächlich einmal Bergbau gegeben hat, zieht sich die Maßnahme hin. Auch in den kommenden Wochen werde der Suchbagger weiter im Einsatz sein und im Untergrund nach verborgenen Hohlräumen suchen.

Lockeres im Boden

Ein Sprecher der Behörde erklärt: „Aktuell läuft im Bereich des Ortsteils eine Erkundungs- und Sicherungsmaßnahme eines ehemaligen Bergbauschachtes an der Romaneyer Straße 160.“ Erste Bohrarbeiten habe es gegeben, mit dem Ergebnis, dass im Untergrund tatsächlich gelockerte Bereiche festgestellt worden seien.

Diese ersten Resultate seien gesichert auf einen ehemaligen Abbau zurückzuführen. Die Arbeiten auf der Weide würden noch eine Weile andauern, ein genaues Ende der Suche könne nicht benannt werden. Offenbar rückt der schwere Bagger Meter um Meter auf der Wiese nach vorne und ermittelt lockere Stellen oder Hohlräume im Untergrund.

Vorbeugende Maßnahme

Wie der Sprecher erklärt, seien dies vorsorgliche Sicherungsarbeiten, beim Land laufe dies unter der Bezeichnung „Risikomanagement Altbergbau“. Überall in NRW wird auf diese Weise nach Bergbaurelikten gesucht. Die Grube in der Nähe des Ortsteils Hebborn ist halbwegs gut bekannt. Von einem Grubenfeld nahe der Schlade (in der Paffrather Kalkmulde) wird in historischen Dokumenten berichtet.

Die damals Verantwortlichen vermuteten, dass bereits im Mittelalter (also die Zeit vor 1500) hier nach Erz gesucht worden sein könnte. Das Grubenfeld zog sich offenbar über den gesamten Bereich. Wer mit kundigem Blick beim Weiler Romaney nach Spuren sucht, findet auch heute noch viele Hinweise auf Schächte und Gruben. Nun muss man sich den Bergbau nicht als große Industrieanlage wie am Lüderich in Overath-Steinenbrück vorstellen.

Je nach Fundsituation beschäftigte die Grube in einem Jahr 20 Mitarbeiter, im darauffolgenden zwei. Die letzten Angaben liegen aus dem Jahr 1925 vor, als noch drei Bergwerksarbeiter angestellt waren. Als der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich war, stellte „Prinz Wilhelm“ seinen Betrieb ein. Die Bergbautätigkeit geriet über Jahrzehnte in Vergessenheit, und irgendwann später erlosch das Eigentum am Bergwerk.

Dokumente in Arnsberg

Bergbauspezialisten um Herbert Stahl haben in ihrem Standardwerk „Das Erbe des Erzes“ ermittelt, dass das Land seit 1989 in der Verantwortung steht, offenbar gab es seit diesem Jahr keine Rechtsnachfolger der seinerzeitigen Bergwerkseigentümer. Die Folge: Seit 1989 ist das Land in der Pflicht, alle Sicherungsmaßnahmen für die Grube selbst vorzunehmen.

Bei der Bezirksregierung in Arnsberg im Sauerland werden die wenigen noch vorhandenen Dokumente aufbewahrt. Sie sind die Grundlage für die Arbeiten im Untergrund in Grube/Kley. Sicherungsarbeiten sind grundsätzlich von großer Bedeutung. Auch im Bergischen kommt es regelmäßig vor, dass sich unerwartet Löcher in die Tiefe auftun. Die Region zwischen Bergisch Gladbach, Rösrath und Overath ist, was den Bergbau angeht, löcherig wie ein Schweizer Käse. Immer wieder wird es unruhig unter der Oberfläche, oft sind lockere Rollsteine in Hohlflächen die Ursache.

Viele Bergwerke

Kleine Bergwerke, eher einfache Schächte, gab es ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zu Hunderten in der Region, die Arbeit im Bergbau war eines der wichtigsten Betätigungsfelder damals. Diese Schächte wurden begonnen und bei geringer Ausbeute stillgelegt. Mit einer Betriebsdauer von etwa sieben Jahrzehnten ist „Prinz Wilhelm“ eines der am längsten genutzten Grubenfelder in Bergisch Gladbach.

Die Geschichte des Bensberger Erzreviers, zu dem die Grube zählte, endete im Jahr 1978 mit der Stilllegung des Lüderich-Bergwerks.