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KinderbetreuungTageseltern in Bergisch Gladbach kämpfen weiter um Mitspracherecht

Lesezeit 3 Minuten
Eine Tagesmutter zieht einen Bollerwagen mit Kindern, dahinter läuft eine Tagesmutter mit einem Kind auf ihrem Arm.

Die Kindertagespflege funktioniert so wie ein Mini-Kindergarten. In Bergisch Gladbach wollen die Tageseltern bei den Planungen berücksichtigt werden.

Das Streitthema eines beratenden Sitzes der IG Kindertagespflege im Jugendhilfeausschuss geht in die nächste Runde.

Der Kampf der Kindertageseltern in Bergisch Gladbach um mehr Anerkennung geht in die nächste Runde. In der kommenden Sitzung des Jugendhilfeausschusses wird die Vorentscheidung fallen, ob die Interessengemeinschaft Kindertagespflege künftig mit einem Vertreter an den Beratungen des Jugendhilfeausschusses teilnehmen darf oder nicht.

Um ihre Interessen vertreten zu können, besteht wie berichtet schon lange der Wunsch, beratend, nicht stimmberechtigt, an den Sitzungen des Jugendhilfeausschusses teilnehmen zu dürfen. Doch daraus wurde bislang nichts. Bei den Diskussionen – etwa wenn es um die Planungen des neuen Kindergartenjahrs geht – ist den Mitgliedern der eigens in 2023 gegründeten IG Kindertagespflege verwehrt, sich zu Wort melden. Sie müssen stumm auf den Zuschauerplätzen ausharren.

Die AG Jugendhilfe meldet konkrete Bedenken an

So war es auch zuletzt, Ende November. Die beiden Vorsitzenden Jenny Löllgen und Sarah Heller saßen stumm auf den Zuschauerplätzen, als im Ausschuss in einer langen Debatte Pro- und Contra-Argumente zu diesem Thema ausgetauscht wurden. Diesmal hatten CDU und FDP sogar konkret einen Antrag auf einen beratenden Sitz, ohne Stimmrecht, für die IG gestellt.

Doch dem widersprach Frank Köchling als Vorsitzender der AG-Jugendhilfe ausdrücklich. Denn die Kindertagespflegepersonen seien in diese Planungsgruppe eingebunden. Sie seien somit bereits im Ausschuss repräsentiert.

Köchling befürchtete, dass die bewährten bestehenden Strukturen aufweichen würden, wenn weitere Leistungsträger ebenso auf die Idee kämen, einen Sitz für sich zu beanspruchen. Die AG Jugendhilfe würde dann nicht mehr mit einer Stimme sprechen.

IG-Vorsitzende darf doch noch ans Mikrofon

CDU und FDP bezeichneten dagegen die Kindertagespflege als „wichtige Säule der frühkindlichen Bildung“, die für viele Eltern aufgrund des Defizits an Kita-Plätzen die einzige Möglichkeit für eine Betreuung biete. Die Interessen der IG sollten deshalb gehört und berücksichtigt werden.

Jenny Löllgen durfte auf Vorschlag der AfD schließlich doch noch kurz ans Mikrofon. Sie sagte, dass die Kindertagespflege sich nicht gleichgestellt zu den Kitas behandelt fühle. Dies hänge auch mit dem Status von Tagespflegepersonen zusammen, die selbstständig arbeiteten. Am Ende fehlten CDU und FDP die nötigen Stimmen, um den Antrag durchzubringen. Das Thema wurde vertagt.

Stadtverwaltung gibt sich neutral

In ihrer Vorlage für die nächste Sitzung betont die Stadtverwaltung, sie stünde einer Aufnahme der IG Kindertagespflege neutral gegenüber. Sie gibt aber den Hinweis, dass die Anzahl der beratenden Mitglieder aus formalen Gründen nicht einfach aufgestockt werden könne. Stattdessen könne die IG namentlich in die Satzung aufgenommen werden, um ihr auf diesem Weg ein Rederecht zuzugestehen.

Die Tageseltern haben ihre Forderungen an die Stadt schon mehrfach vorgetragen: Sie wollen Wertschätzung, eine angemessene Bezahlung für die Arbeit, die sie leisten, und mit Politik und Verwaltung auf Augenhöhe sprechen. Rund ein Drittel der unter dreijährigen Kinder werden in Bergisch Gladbach in der Kindertagespflege betreut. Es gibt 383 Plätze und 82 Tageseltern, Stand Oktober 2024.

Bevor der Tagesordnungspunkt im Jugendhilfeausschuss am 28. Januar aufgerufen wird, sollen in einem Vortrag beide Formen der Betreuung, Kindertagespflege und Kita, vorgestellt werden: 17 Uhr, Ratssaal in Bensberg.