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RBTZNeue Chefs und neuer Standort für die Bergisch Gladbacher Gründerhelfer

Lesezeit 4 Minuten
Luftbild des Bergisch Gladbacher Technologieparks, im 20. Jahrhundert Sitz der Firma Siemens Interatom.

Das Rheinisch-Bergische Technologie-Zentrum hat seinen Sitz derzeit im Bergisch Gladbacher Technologiepark.

Das RBTZ, das seit 30 Jahren Gründer in Bergisch Gladbach an die Hand nimmt, hat neue Chefs. Und bald auch einen neuen Standort im Zentrum.

Eine kleine, aber feine Adresse ist das Rheinisch-Bergisches Technologie-Zentrum, mit Sitz derzeit im Bergisch Gladbacher Technologiepark, denn diese Gesellschaft hilft Leuten mit guten Gründer-Ideen beim Laufen lernen in der Wirtschaft.

1994 im Zusammenhang mit dem Ende von Interatom gegründet, steht das RBTZ heute, 30 Jahre danach, vor tiefgreifenden personellen, räumlichen und konzeptionellen Veränderungen, wie bei der Verabschiedung der drei bisherigen Geschäftsführer anklang.

Staffelstabübergabe v.l. Stefan Dürselen, Markus Westermann, Erik Werdel. Volker Suermannn, Jonas Geist

Die Fünf vom RBTZ: Stefan Dürselen, Martin Westermann und Erik Werdel hören auf, Volker Suermann und Jonas Geist übernehmen (v.l.).

Dazu wird auch ein neuer Standort in der Bergisch Gladbacher Stadtmitte gehören, wie Frank Stein, Bürgermeister der Kreisstadt und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung, am Donnerstagnachmittag in den Räumen des Technologieparks in Moitzfeld ankündigte.

Drei Geschäftsführer gehen, zwei kommen

Für die drei GmbH-Chefs, die gehen, gibt es zwei neue. Einer ist schon (wieder) da, der zweite folgt zum 1. Mai. Mit den Personen und Institutionen der hiesigen Wirtschaftsförderung ist es nicht ganz leicht, was wohl auch an der seltenen Kombination eines recht kleinen 300 000-Einwohner-Kreises mit einer recht großen 100 000-Einwohner-Kreisstadt liegt.

Es gehen die Geschäftsführer Martin Westermann (65), seit 1994 im Amt und zugleich städtischer Wirtschaftsförderer, Stefan Dürselen (59) und Kreisdirektor Dr. Erik Werdel (55) — letzterer, weil er von der Kreisverwaltung zur Kölner Handwerkskammer wechselt.

Sollten Sie und solltet ihr mal nicht einer Meinung gewesen sein, hat man es euch nie angemerkt.
Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein zu den alten Geschäftsführern

Bereits nachgerückt ist Volker Suermann, Chef der Kreis-Wirtschaftsförderungsgesellschaft RBW und ein alter Bekannter des RBTZ, da er hier bis 2014 schon einmal Geschäftsführer war. Als Co-Chef bekommt der Mann vom Kreis den künftigen Leiter der Bergisch Gladbacher Wirtschaftsförderung, Jonas Geist.

In seinen Dankesworten für das scheidende Trio fand Bürgermeister Stein viel Lob. „In den Sitzungen hatte ich immer das Gefühl: Hier stehen drei für eine Sache.“ Sollten sie einmal nicht einer Meinung gewesen sein, „hat man es euch nie angemerkt“. Im RBTZ sei ein „gewaltiger Beitrag für die Wirtschaft, für die Innovation und den Arbeitsmarkt in der Stadt und der Region geleistet“ worden.

Wir bleiben erst mal hier. Ob das aber ewig so weitergeht, wird die Zukunft zeigen. Jedenfalls wollen wir uns mit einem zweiten Standbein in der Stadtmitte engagieren, um dort auch präsent zu sein.
Bürgermeister Frank Stein

Indes, so Stein weiter, sei in den vergangenen zwei Jahren in den RBTZ-Gremien sehr intensiv mit den Gesellschaftern (Stadt, Kreis, Kreissparkasse und IHK) über die Zukunft diskutiert worden. Dabei sei es auch um Kontinuität im Sinne der Annahme neuer Herausforderungen gegangen. Stein: „Wir bleiben erst mal hier, die Verträge sind geschlossen und gelten.“ Ob das aber „ewig so weitergeht, wird die Zukunft zeigen. Jedenfalls wollen wir uns mit einem zweiten Standbein in der Stadtmitte engagieren, um dort auch präsent zu sein.“

Der Verwaltungschef schmunzelnd: „Wir spielen nicht nur unseren Stiefel runter. Bayer Leverkusen ist ja auch nur deshalb Meister geworden, weil es das nicht getan hat.“ Gleichwohl bescheinigte er dem Trio: „Ihr übergebt ein bestelltes Haus – und das ist mehr, als viele, die eine Aufgabe beendet haben, von sich sagen können.“

Das Ende des Schnellen Brüters war der Anfang der RBTZ

In einer im Nachgang verbreiteten Presseerklärung teilt das RBTZ mit, dass „auch in Zeiten des Fachkräftemangels“ in Rhein-Berg die Themen Gründung und Selbstständigkeit gefördert sollten. Darum hätten die Gesellschafter entschieden, die „gute Arbeit fortzuführen und auch zukünftig personell und finanziell zu unterstützen“.

Blick auf den Freizeitpark Wunderland in Kalkar

Freizeitpark statt Schneller Brüter: Das 1991 verkündete Aus für die Atomanlage in Kalkar hatte erhebliche Auswirkungen auch auf Rhein-Berg.

Entstanden ist das RBTZ vor rund 30 Jahren aus einer Not heraus: Mit dem kurzen Satz „Der Schnelle Brüter in Kalkar wird nicht in Betrieb genommen“ verwandelte am 21. März 1991 der damalige Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber ein milliardenschweres Großprojekt der Atomindustrie in eine der teuersten deutschen Investitionsruinen. In Bergisch Gladbach-Moitzfeld gab die Firma Siemens Interatom daraufhin ihren Forschungsstandort auf.

40 000 Quadratmeter Gebäudenutzfläche drohten auf 20 Hektar Gesamtfläche zu einer Industriebrache zu verkommen, eine Vielzahl hoch qualifizierter Ingenieure verlor ihren Arbeitsplatz. Stadt und der Kreis fanden mit Unterstützung der Kreissparkasse Köln einen Investor, der den Standort in einen Gewerbepark, den Technologiepark Bergisch Gladbach, umbaute. Dort angesiedelt wurde auch das neu gegründete RBTZ.

Vier Gesellschafter: Kreis, Stadt, Kreissparkasse und IHK

Als dessen Gesellschafter brachten Stadt und Kreis (heute je 25 Prozent Prozent der Geschäftsanteile) , Kreissparkasse (48 Prozent) und IHK (2 Prozent) ihre Expertise ein, um die Ansiedlung von Existenzgründern und die Entwicklung des neuen Technologieparks zu fördern.

Martin Westermann erklärte, warum es wichtig und richtig sei, Gründungen auch zukünftig zu fördern. „Der größte Flächenanteil im Technologiepark Bergisch Gladbach ist heute noch mit Unternehmen belegt, die hier am Standort gegründet haben“, so Westermann. „Ausgründungen der ehemaligen Siemens-Ingenieure und weitere Gründungsunternehmen haben sich zu hoch spezialisierten Weltmarktführern entwickelt.“

Den beiden neuen Geschäftsführern sei es nicht nur wichtig, dass Gründungsinteressierte weiterhin eine zentrale Anlaufstelle im Rheinisch-Bergischen Kreis finden, wo zukunftsfähige Ideen auf fruchtbaren Boden fallen. Das Gründungspotenzial im Kreis sei hoch.