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Neuer BerufVerein „Die Kette“ schult in Bergisch Gladbach zur Wiedereingliederung

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Unterricht in kleinen Gruppen mit moderner Technik in den Räumen am neuen Standort des Vereins „Die Kette“. 

Bergisch Gladbach – Aufmerksam verfolgt Lilian Augustin den Unterricht, schreibt Notizen in ihr Laptop, stellt Fragen. Gemeinsam mit etwa 15 weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern lernt die 45-Jährige im neuen Schulungsraum des Vereins „Die Kette“. Sie freut sich darauf die Gruppe nach langem Online-Unterricht persönlich kennenzulernen. Denn sie alle haben ein ähnliches Schicksal: Als gelernte Fachkräfte wollen sie nach Unfall oder Krankheit in einem Beruf wieder neu anfangen.

Mit einem speziellen Angebot bereitet der Verein in Bergisch Gladbach Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit seelischen oder anderen gesundheitlichen Einschränkungen auf ihren Wiedereinstieg ins Berufsleben vor. „Die Frauen und Männer haben alle langjährige Erfahrungen in ihrem Job, sind durch ihre Erkrankungen aber nicht mehr im bisherigen Arbeitsleben“, erläutert Beate Simons, Fachgebietsleiterin Arbeit und Rehabilitation bei „Die Kette“.

Das berufliche Aus kommt oft schnell

Wie schnell sich das berufliche Aus ergeben kann, schildert Lilian Augustin: „Ich hatte mehrere Operationen an der rechten Hand. Seitdem ist meine Feinmotorik gestört.“ Für ihre Arbeit als Zahnarzthelferin mit der Zusatzausbildung zur Prophylaxeassistentin hatte diese Veränderung enorme Folgen. „Wenn das Gespür und Feingefühl in der Hand fehlen, vor allem bei den Operationen, dann kann man den Beruf nicht mehr ausüben“, sagt die Fachfrau, die mehr als 20 Jahre in Zahnarztpraxen gearbeitet hat.

Lilian Augustin hat sich an die Rentenversicherung gewandt. Dort erhalten betroffene Berufstätige nicht nur ein Übergangsgeld, sondern auch Beratung, wie es weitergehen kann. Sie beantragte dort Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben. „Der Verein Die Kette ist mir als lokaler Anbieter in Bergisch Gladbach empfohlen worden“, erzählt sie. So wird die 45-Jährige seit Juli 2021 an fünf Tagen in der Woche im kaufmännisch-verwaltenden Bereich geschult und qualifiziert.

Die Angst vor dem Computer verloren

Computerprogramme wie Excel, Power Point oder Word waren der gelernten Zahnarzthelferin lange fremd. „Ich hatte sehr großen Respekt davor, mit einem Computer zu arbeiten. Hier in den Schulungen wurde mir die Angst vor dem Ding genommen“, sagt Lilian Augustin und streicht mit ihrer Hand über ihr Laptop.

Inzwischen hat sie als Teilnehmerin an der Wiedereingliederung die Bewerbungsphase erreicht und macht bereits ihr erstes Praktikum im Verwaltungsbereich – und damit erste Erfahrungen mit Büroarbeit. „Es macht mir Spaß“, sagt sie und freut sich darauf, im Beruf auf einer festen Stelle wieder durchzustarten. „Endlich wieder selbstständig sein. Das ist eine neue Freiheit!“

Vieles bespricht sie regelmäßig mit ihrer Lehrgangsleiterin Janina Papenbrock. „Ich fühle mich hier in der Einrichtung und dem Mitarbeiterteam sehr gut aufgehoben und begleitet“, erklärt Lilian Augustin. Ein Jahr dauert die Vorbereitung für alle Teilnehmenden, bis sie wieder an den Arbeitsmarkt zurückkehren. Finanziert wird es von der Deutschen Rentenversicherung, die den betroffenen Frauen und Männern auch ein Übergangsgeld zahlt.

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„Wir helfen bei der Suche nach Praktika und bei der anschließenden Stellensuche. Wir fördern in den Gruppen ebenso, dass sich die Bewerberinnen und Bewerber selbstständig auf die Jobsuche machen“, erläutert Janina Papenbrock. Ein Praktikum biete vor allem Betroffenen, die wenig Erfahrung im Beruf oder psychische Beeinträchtigungen haben, die Möglichkeit ihre Eignung für die Praxis zu beweisen, erläutert Beate Simons. „Eine Praktikumsstelle soll möglichst die Perspektive bieten, im jeweiligen Betrieb anschließend fest arbeiten zu können.“

Nicht nur fachlich, auch pädagogisch und psychologisch begleitet das Team der „Kette“ die Lehrgangsteilnehmenden. Denn das Verarbeiten von plötzlicher Krankheit oder Unfall und den Verlust des Berufes, das bewältigen die Betroffenen individuell sehr unterschiedlich. Lilian Augustin hat es geschafft, wieder optimistisch in die Zukunft zu blicken und nimmt die neue Herausforderung mutig an.