Ausstellung in Bergisch GladbachVilla Zanders zeigt Gesa Langes Liebe zur Geometrie
Bergisch Gladbach – Bleischwer und federleicht: Gesa Lange hat keine Angst vor Gegensätzen, wie im Kunstmuseum Villa Zanders zu sehen ist. Denn die Hamburgerin schafft einerseits Leinwände, die sie mit dicken Graphitschichten bedeckt, bekratzt, verwischt, wieder mit Graphit bedeckt, solange bis die schwarz-grau-weiß-tonigen Blätter aussehen, als ob sie aus Blei bestünden.
Die Kehrseite der Medaille sind hauchzarte „Stickereien“, die feinste Linien und Kapriolen auf das Papier zaubern oder fast durchsichtige 3-D-Effekte. „Filamente“ nennt die Künstlerin diesen Mix aus Graphit und Garn. Dabei folgen beide Strategien einer gemeinsamen Linie, und das ist die sichtliche Vorliebe Gesa Langes für die Grundlagen der Geometrie.
Millimeterpapier wird zum Spielraum für verblüffende Effekte
Sie sammelt Millimeterpapier, das von Grafikern für die passgenaue Berechnung von Architekturen und Entwürfen verwendet wird. Als Raster sind sie vielen ihrer Arbeiten unterlegt, mal mehr, mal weniger zu erkennen. Mal aufgezeichnet, mal als Druckvorlage, mal gesponnen. In diesem scheinbar gebändigten Rahmen erlaubt sich die 1972 geborene Künstlerin allerdings die Freiheit, über die Grenzen zu gehen.
So werden die Linien nicht zum Gefängnis der Kreativität, sondern zum Spielraum für verblüffende Effekte. Helle Wolken plustern sich über graue Gitter, eingefangen von blutroten Fäden. Schwarz gestickte geometrische Muster zerfetzen an den Rändern zu unberechenbarem Chaos und fransen am unteren Bildrand in den Raum aus.
Große Formate stehen kleinen Tafeln gegenüber, auf denen man sehr nah hinsehen muss, um die winzigen gestickten Farbpunkte zu erkennen. Besonders faszinierend sind Blätter wie „Sutur“, auf denen Gesa Lange mit Nadel und Faden Landschaften erschaffen hat. Die feinen vertikalen Linien sind horizontal „vernäht“ und zwischenzeitlich aufgerissen – das ist unglaublich raffiniert gemacht und und unübersehbar extrem arbeitsintensiv.
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Es ist kein Zufall, dass diese Arbeiten auf grafischen Grundlagen basieren. Denn Gesa Lange macht auch Skulpturen, in Form von Häusern etwa, die mit ihren Sprossen und Streben das räumliche Pendant zu den Arbeiten auf Papier und Leinwand darstellen. Man kann diese Arbeiten als Reduktion des Objekts betrachten, obwohl sie in ihrer Vielschichtigkeit eigentlich das Objekt überflügeln.
Immer wieder sind dabei Nuancen zu entdecken in diesem faszinierenden Kosmos aus Materialien, die nicht wirklich zueinander passen und sich doch zu einer eigenwilligen Harmonie zusammenfügen. Es ist übrigens die erste Einzelausstellung der Künstlerin in einem Museum – eine echte Entdeckung.
Ausstellung bis 6. März, Di/Fr 14-18 Uhr, Do 14-20 Uhr, Mi/Sa 10-18 Uhr, So 11-18 Uhr