Maske, Abstand, EinbahnstraßeWie die Gesamtschule Paffrath die Krise meistert
- Am Donnerstag erlebten viele Schülerinnen und Schüler den ersten Tag Unterricht in der Corona-Krise.
- Auch die Schulen Bergisch Gladbach haben viele Vorkehrungen getroffen, um die Sicherheit zu gewährleisten.
- Was neben Masken und Abstandsregeln auch eine Einbahnstraße am IGP damit zu tun hat, zeigt der Besuch und das Gespräch mit Schulleiterin Angelika Wollny.
Bergisch Gladbach – Schule auf Abstand: Schüler der Abschlussklassen haben damit am Donnerstag ihre ersten Erfahrungen gesammelt. Schüler und Schulleitung der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) berichten, wie sie die Rückkehr in den Unterricht nach fast sechs Wochen erlebt haben. Für die Rückkehrer gelten wegen der Corona-Pandemie viele Auflagen zu Abstand und Hygiene.
Die Schule ist nicht mehr so, wie die 160 Abiturienten und Zehntklässlern der IGP sie in Erinnerung haben: Hygienespender, Warnungen 1,5 Meter Abstand zu halten, Einbahnstraßenschilder wie im Straßenverkehr an jeder Wand und in jeder Ecke im Gebäude. Auf den Fluren reihen sich lange Absperrungen mit rot-weißem Flatterband aneinander – das alles erinnert eher an eine Baustelle oder einen Flughafen als an ein Schulgebäude. „Einerseits wirkt es beklemmend“, sagt Felix Naal, 18 Jahre alt und Abiturient, „andererseits geben die ganzen Hinweise einem aber auch das Gefühl von Sicherheit.“
Fast alle Schüler sind gestern mit Maske gekommen, 90 Prozent schätzt Zehntklässler Elias Fischer : „Ich kam mir schonein bisschen komisch vor“, sagt der Sechzehnjährige, „aber wenn alle eine Maske tragen und der Lehrer auch, ist es nicht mehr so schlimm.“ Nur für die letzten 20 Minuten der drei Schulstunden habe er den Mund-Nasen-Schutz abgenommen: „Darunter war es einfach zu heiß.“
Schulleiterin sehr zufrieden mit dem Start
Schulleiterin Angelika Wollny sagt, sie sei sehr stolz auf ihre Schüler: „Der Start ist total gut gelaufen.“ Das Lehrerteam hat diesen Tag von langer Hand vorbereitet: Mit 30 Kindern vollgepackte Klassen mussten gedrittelt werden, damit sie zu zehnt an weit auseinandergestellten Tischen sitzen zu können. Zusätzliche Waschbecken wurden in den Fluren angebracht. Im Sekretariat gibt es einen selbst organisierten Spuckschutz aus Plexiglas.
Der Clou ist aber: Die Unterrichtsräume auf drei Ebenen sind in einem raffinierten Einbahn-Rundlauf zu erreichen. „So kommt es zu keinen Begegnungen in den Fluren, wo es sonst mit dem Mindestabstand schwierig geworden wäre“, erklärt Wollny. Das One-Way-System hat aber lange Laufwege zur Folge: Wenn man zum Beispiel oben im dritten Stock Unterricht hat und muss in den Raum nebenan wechseln, muss man erst wieder über das eine Treppenhaus ganz nach unten und von unten dann wieder über das zweite Treppenhaus nach ganz oben gehen.
„Schule ganz anders“, sagt Wollny, aber Bewegung schade ja nicht. Die Erleichterung darüber, dass am ersten Tag alles so gut geklappt hat, ist ihr deutlich anzumerken: „Ich musste keine Knöllchen verteilen“, sagt sie lachend und bedankt sich bei ihrem Team: „So ein Riesen-System mit all den Vorgaben wieder ans Laufen zu kriegen, ist schwer.“
Auch die Stadtverwaltung habe ihre Zusagen eingehalten. Gerade noch rechtzeitig am Nachmittag vor der Öffnung sei eine große Lieferung mit Desinfektionsmittel angekommen, sagt Wollny. So fehlte es dann nur noch im Kleinen: Aber dafür haben schnell noch Eltern gesorgt und Masken genäht für Schüler, die noch keine haben. Auf Wollnys Maske sind Hunde- und Katzenmotive – denn alle wissen hier, das sind ihre Lieblingstiere.
Zurückkommen können aber nicht alle Lehrer und alle Schüler: von 136 Kollegen bleiben 37 zuhause, weil sie zur Risikogruppe gehören. Von den 100 Abiturienten haben sich zehn abgemeldet – die Prüfungsvorbereitungen sind für Abiturienten freiwillig. „Ich kann das gut verstehen“, sagt Elias Fischer, der Mitschüler kennt, die Risikopatienten in ihren Familien haben, die sie nicht in Gefahr bringen wollen. Die Kritikpunkte, die in den letzten Wochen aus den Reihen der Schülervertretungen kommen, lauten: Erstens seien faire Abschlussprüfungen unter den Bedingungen der Pandemie nicht möglich. Zweitens böten die Schulen nicht genug Schutz vor Ansteckung.
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„Wenn noch weitere Klassenstufen zurückkehren, bin ich sehr skeptisch, ob die Abstandsregeln in unserem Gebäude eingehalten werden können“, warnt Wollny, „in unserem Fall müssten wir Klassen auf den Fluren besetzen“. Auch personell werde es dann eng. Derzeit ist vorgesehen, dass am 4. Mai die Jahrgänge, die nächstes Jahr ihren Abschluss machen sowie die Viertklässler zurück auf die Schulbank kommen. IGP-Schülersprecher Dario Schramm, der auch dem Vorstand der BezirksSchülervertung Rhein-Berg angehört, sieht das kritisch: „Ich denke, dass der erste Tag gut gelaufen ist.“ Er befürchte aber, „dass wir starke Probleme erleben, sobald eine gewisse Routine einkehrt und vor allem wenn dann, schrittweise wieder mehr Stufen eingegliedert werden.“