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Sprachlos hinter SchutzmaskeWie Gehörlose in Bergisch Gladbach die Krise erleben

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Virologisch umstritten, aber für Gehörlose ideal sind Gesichtsvisiere. Dadurch sieht man wenigstens den Mund. (Symbolbild)

  1. Für Gehörlose ist das tägliche Leben seit Einführung der Maskenpflicht schwieriger geworden
  2. Joanna Prasal-Cronin und Angela Herbing betreuen mit ihrer Firma SignCom Hörgeschädigte.
  3. Wie die Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis die Krise erleben und mit welchen Barrieren im Alltag sie zu kämpfen haben.

Bergisch Gladbach – Mundschutzmasken sollen Sicherheit geben. Doch während sie vielen Menschen eben dieses Gefühl vermitteln, ist die aktuelle Mundschutzpflicht für Gehörlose eine große Herausforderung und Barriere.

„Gehörlose schauen vor allem auf das Mundbild und lesen von den Lippen ab. Das ist seit der Mundschutzpflicht nicht mehr möglich“, erklärt Joanna Prasal-Cronin. Sie ist, gemeinsam mit Angela Herbig, Geschäftsführerin der Firma SignCom-Betreuungen für Hörgeschädigte und betreut unter anderem gehörlose Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis. Derzeit bekommt Prasal-Cronin hautnah mit, wie sich der Alltag für Gehörlose seit der Mundschutzpflicht verändert hat.

Bestmögliche Unterstützung

Gemeinsam mit ihren Kollegen versucht sie, die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen. Einer von ihnen ist Giorgi Kikadze. Er arbeitet als Betreuer bei SignCom und ist selbst gehörlos. „Zurzeit kommen viele Betroffenen auf uns zu, die unsicher sind und denen wir die Regeln noch mal genau erklären müssen“, berichtet der 36-Jährige. Er betreut vor allem Gehörlose in Köln, gelegentlich auch in Bergisch Gladbach.

„Ob gehörlos oder schwerhörig – man ist auf das Mundbild angewiesen. Auch bei einem Dolmetscher, der einen zum Beispiel bei Arztbesuchen begleitet. Denn auch die Dolmetscher müssen einen Mundschutz tragen“, erklärt Kikadze. Die Mimik sowie bestimmte Gesichtspartien seien in der Gebärdensprache unverzichtbar.

Alternative: Eine zweiteilige Maske trägt SignCom Geschäftsführerin Angela Herbig.

„Viele Gebärden werden am Kopf ausgeführt. Zum Beispiel das Wort ,Danke’. Dabei streicht man mit der flachen Hand über das Kinn. Das kann man mit Mundschutz nicht eindeutig erkennen“, so Kikadze.

Auch für Ingrid Degwitz aus Bergisch Gladbach ist die Mundschutzpflicht eine echte Herausforderung im Alltag. Degwitz ist seit ihrer Geburt gehörlos. Mit Einführung der Mundschutzpflicht ist für sie und ihren Mann, der ebenfalls gehörlos ist, der tägliche Einkauf nicht mehr wie vorher. „Wir standen in einer Warteschlange vor einem Geschäft. Eine Verkäuferin sprach mit den Hörenden. Das habe ich nur bemerkt, weil ich Mundbewegungen durch die Maske sah. Wir machten uns bemerkbar und daraufhin nahm die Verkäuferin den Mundschutz herunter.

Hinweistafeln für Gehörlose

Sie wies uns darauf hin, dass wir nur mit zwei Einkaufswagen, wegen der Abstandsregelung, das Geschäft betreten dürften“, erzählt Degwitz. Sie würde sich Hinweistafeln für Gehörlose vor Geschäften wünschen, auf denen die Corona-Regeln zu lesen sind. Giorgi Kikadze kann sich auch technische Hilfsmittel vorstellen. „Da gibt es mittlerweile eine Vielfalt an Möglichkeiten.“

Die Barrieren beim Einkaufen mit Mundschutz erlebt auch er selbst. „Die Menschen in meiner Heimat kennen mich schon lange und wissen, dass ich gehörlos bin. Deswegen nehmen sie auch in der aktuellen Situation Rücksicht. Aber würde ich in Köln einkaufen gehen, sähe das anders aus. Die Menschen verstehen mich nicht und ich sie nicht. Und sie nehmen für mich auch nicht einfach ihren Mundschutz ab.“

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Eine Lösung, an der Joanna Prasal-Cronin und ihr Team arbeiten, könnten Mundschutzmasken mit durchsichtigem Sichtfenster sein. „Da würde man den Mund sehen. Die Umsetzung ist aber nicht einfach“, berichtet sie. Man habe sich bereits an die Arbeit gemacht und versucht, ein Fenster aus zwei Lagen Laminier-Folie in einen Mundschutz einzunähen.

„Aber da atmet man einfach nicht frei und da die Folie schwerer ist als der Stoff, rutscht die Maske ständig runter“, berichtet Prasal-Cronin von den ersten Versuchen. Eine weitere Möglichkeit: Gesichtsvisiere aus Kunststoff. „Das ist bisher die beste Lösung, denn man kann zumindest die Mimik und den Mund sehen. Und sie beschlagen auch nicht so schnell“, so Prasal-Cronin.

Mehr Unterstützung

Dennoch wird der Alltag für Gehörlose mit Mundschutzpflicht auch weiterhin schwieriger sein als für alle anderen. Giorgi Kikadze wünscht sich mehr Unterstützung. „Unsere Gruppe ist klein, oft werden wir vergessen. Dabei wäre ein Austausch hilfreich. So könnten wir sagen, wo wir in Sachen Kommunikation Hilfe brauchen und Verbesserungsvorschläge sammeln.“

Joanna Prasal-Cronin lobt dagegen die Dolmetscher, die aktuelle Corona-Pressekonferenzen für Gehörlose übersetzen. „Das finde ich wirklich toll.“