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WandelkonzertZehn Orchester und Chöre stehen in Bergisch Gladbach auf der Bühne

Lesezeit 4 Minuten
Der Chor „Lampenfieber“ auf der Bühne des Bürgerhauses.

Der Chor „Lampenfieber“ auf der Bühne des Bürgerhauses.

Mehr als drei Stunden Musik konnten die Gäste im Bergischen Löwen in Bergisch Gladbach genießen.

Mehr als drei Stunden lang Musik im Bergischen Löwen beim ersten „Wandelkonzert“: Diese Idee hatte der Stadtverband musikausübender Vereine Bergisch Gladbach vor gut einem Jahr. „„Wir machen es“, haben wir nach den ersten Plänen entschieden“, sagt Geschäftsführerin Agnes Pohl-Gratkowski. „Wenn es chaotisch wird, macht das nichts – wir können es nur noch besser machen.“ Und es lief.

Zehn Chöre und Orchester traten jeweils ungefähr 15 Minuten auf, gut verteilt auf der Bühne, den Foyers im Erdgeschoss und auf der ersten Etage des Bürgerhauses. „So haben wir die Chance, uns gegenseitig zu hören“, freute sich die Vorsitzende Antonie von Schönfeld über den gelungenen Versuch. „Wir wünschen uns, dass viele Leute uns hören und Lust bekommen mitzumachen. Unser Stadtverband mit 30 Ensembles braucht Nachwuchs.“

Viele Zuhörer kamen zum Wandelkonzert.

Viele Zuhörer kamen zum Wandelkonzert.

Tatsächlich tummelten sich im Theatersaal, im Treppenhaus und auf der Ebene vor dem Proberaum nicht nur die Musiker und Chormitglieder, sondern auch Freunde und Bekannte. Und auch Menschen, die Lust am Singen oder Musizieren hatten und sich beim Wandelkonzert immerhin sechs Chöre und vier Musikensembles anhörten, zwischendurch gut versorgt mit Kuchen, Kaffee, Sekt und Wasser.

Die Lust am Singen ist neu erwacht – wir suchen noch neue Stimmen.
Lothar Böker

„Es wird tatsächlich gewandelt, das freut uns sehr“, hatte Rodrigo Affonso, Chorleiter des Konzertchors Bergisch Gladbach, auf der Bühne verkündet, bevor der Traditionschor, gegründet 1885 von Maria Zanders, engagiert sechs Stücke aus den „Zigeunerliedern“ von Johannes Brahms sang, freudig begleitet am Flügel von Gabriella Brezóczki. „Ja, hier möchte ich bald mitsingen“, meinte eine Zuhörerin sofort.

Auf der Ebene in der ersten Etage spielte das Streichorchester Ensemble 07 vor einer großen Schar von Klassik-Fans Mozarts „Divertimento in B-Dur“ und Henry Purcells „Hornpipe“. „Das klingt hier im Bergischen Löwen ein wenig hart“, meinte Antonie von Schönfeld, selbst Mitglieder des Laienorchesters. Doch die nicht so optimale Akustik wurde ausgeglichen durch das freudige Spiel der Streicher und die Begeisterung der Zuhörer. Eine Alternative bot das Bensberger Kammerorchester, jetzt unter der Leitung von Gisèle Blondeau mit Werken von Edward Elgar und Gustav Holst.

Das Ensemble 07 beim Wandelkonzert in Bergisch Gladbach.

Das Ensemble 07 beim Wandelkonzert in Bergisch Gladbach.

Vor dem Theatersaal scharrten die Damen vom Gesangverein Harmonie Bensberg-Kaule 1889 quasi mit den Hufen. Zügig betraten sie in weißen Blusen und frühlingsgrünen Schals die Bühne, intonierten unter der Leitung von Rolf Pohle Songs von Abba, dann kamen die Männer der Harmonie dazu, gemeinsam sangen sie Evergreens wie „Oh Champs Elysées“ – da war sogar eine Zugabe fällig. „Die Lust am Singen ist neu erwacht – wir suchen noch neue Stimmen“, stellt Chormitglied Lothar Böker freudig fest. Chorleiter Rolf Pohle trat wenig später noch einmal auf, diesmal mit dem Quartettverein Heimatklänge Nußbaum, der sich mit Bläck-Fööss-Songs vorstellte.

Auf der Empore erklang der älteste gemischte Chor „Liederkranz“ unter der Leitung von Maria Kurzawa in seiner ganzen Bandbreite von Willy Trapps „Frohsinn lacht uns heute“ bis zu John Rutters „Look at the world“. Vor dem Proberaum sang mit viel Freude der Chor Lampenfieber.

Und dann war da noch das Sahnehäubchen des Chorgesangs, der Chor Tonart aus Herkenrath. In bunten Shirts und Pullovern standen sie locker, aber voll konzentriert auf der Bühne, folgten mit fein nuanciertem Gesang dem Dirigat ihres Chorleiters Johannes Hocker – von John Dowland bis zu Carsten Gerlitz’ „Der Kuckuck und der Esel“.

Die Big Band R4B beim Wandelkonzert in Bergisch Gladbach.

Auch die Bigband R4B spielte auf.

Höhepunkt war Ernst Tochs „Fuge aus der Geographie“ (1930), deren Text Christa Küppers so fein auf die bergischen Orte von Wipperfürth über Waldbröl, und natürlich auch immer wieder Herkenrath umformiert hatte in einen rhythmischen Sprechgesang. Ein Wettstreit der Stimmen entsteht.

Ein weiterer Höhepunkt war der Vortrag der Big Band R4B der Rheinisch Bergischen Bläserphilharmonie, die zum Finale auch noch gemeinsam mit allen Chören und Orchestern im Foyer „Horch, von fern ein leiser Harfenton“ spielte. „Es ist eine Uraufführung“, kommentierte der zweite Vorsitzende Michael Steitz, der das Werk arrangiert hat. „Vor dem offiziellen Beginn des Wandelkonzertes haben wir das Abschlussstück zum ersten Mal zusammengespielt.“ Eine glänzende Premiere: Das Wandelkonzert schreit förmlich nach Wiederholung.