In Bergisch Gladbach geht es um die Planung des Bereichs Gohrsmühle. Große Veränderungen stehen bevor
PlanungGladbacher schauen auf die Stadtkante an der Gohrsmühle
Die Stadt in Form bringen: Nicht nur auf dem Zanders-Gelände soll das gelingen, sondern auch an der „Stadtkante“. Die Stadtkante: Das ist bei den Planern die Straße An der Gohrsmühle, und der Begriff Stadtkante ist ein etwas beschönigender. Heute ist die Stadtkante geprägt von Häuserrückseiten und Parkplätzen. „Niemand will aus dem Zanders-Gelände treten und dann in die Hinterhöfe an einer sechsspurigen Straße schauen“, beschreibt Gladbachs Beigeordneter Ragnar Migenda die Situation. Vieles ist für ihn, für Gladbachs Planungsleiterin Helge Mehrtens und Udo Krause, Chef der Zanders-Planer, vorstellbar. In diesen Tagen und Wochen geht es bei den Verantwortlichen um Visionen für die nächsten Jahrzehnte. Das ist viel mehr als Zanders: Die Stadtmitte soll sich in den nächsten 10, 20 Jahren neu erfinden. Veränderungen wird es geben, für alle Gladbacher.
Die Zukunft der Stadt
Im Planungsausschuss war auch für die Politiker die Zukunft der Stadt sehr nahe. Gerade hatten die drei Planer ausführlich berichtet, dass auch die beiden Stadthäuser an der Schnabelsmühle und am Konrad-Adenauer-Platz eine Zukunft haben könnten. „Mit Augenmaß gehen wir das an“, betonte der Beigeordnete. Er wisse, dass es Gutachten im Kontext des damaligen Stadthaus-Neubaus am Bahnhof gebe, die den beiden alten Immobilien keine Sanierungsfähigkeit attestierten.
Aber diese Ergebnisse seien auf Basis weiterer Überlegungen getroffen worden; nun müsse separat auf die Häuser geschaut werden. Überhaupt die Straße An der Gohrsmühle. Sie stehe im Mittelpunkt der Überlegungen, führten die Planer aus. Die Eigentümer müssten vom Nutzen eines gemeinsamen Handelns überzeugt werden, sagte Migenda, der auch vom „Boulevard Gohrsmühle“ sprach. Notfalls könne schon eine Fassadenbegrünung bei den Häusern helfen. Dass er auf mehr als etwas Grün hofft, ließ er aber sehr deutlich durchblicken.
Driescher Kreisel als Übergang zum Bahnhof
Planungsleiterin Mehrtens nahm den Driescher Kreisel in den Blick. Dieser werde bald zu einem wichtigen Übergang zum Zanders-Gelände. Dann der Bau des zweiten S-Bahn-Gleises: Derzeit seien zwei auf lange Zeit prägende Planungen in Vorbereitung. Dies sei ein Glücksfall für die Stadt. Mehrtens sprach gerade visionär: „Zanders und der S-Bahnhof. Und dazwischen spannt sich die Stadtmitte auf!“ Beide Projekte würden die Stadtmitte auf viele Jahrzehnte prägen.
Endlich könne es über den Driescher Kreisel einen neuen Zugang zum Bahnhofsgelände geben. Der Zugang zum Gleis oder künftig zu den Gleisen nur über die Kopfseite werde ein Ende haben. „Der Bahnhof wird eine neue Flanke bekommen“, führte Udo Krause aus. Die Planungspolitiker müssten die Chance für die Zukunft erkennen.
Ein wenig Durchblick in laufende Prozesse gewährten die Planenden auch. Für die Filetimmobilien der Stadthäuser, unmittelbar im Stadtkern, gebe es mit der VR Bank seit einiger Zeit einen Interessenten. Auch in der Umgebung des Gasthauses Paas bestünden Bauabsichten. Schon in der Sitzung nach den Sommerferien wollen die Planer Neues berichten zur Verzahnung.
Die Straße An der Gohrsmühle, dies nahmen alle Politiker mit, werde bei allem eine entscheidende Rolle spielen. „Jetzt könnten die Stadthäuser erhalten bleiben? Da fehlt mir der Glauben“, unkte Dr. Josef Cramer von den Grünen mit Blick auf den vermeintlichen Zustand der städtischen Immobilien.
Nutzung gut überlegen
Endlich gebe es Nachrichten aus dem „Bermuda-Dreieck“ der Stadtmitte, sagte Dr. Michael Metten, Fraktionsvorsitzender der CDU. Es brauche einen gestalterischen Ideenwettbewerb für die Gohrsmühle, meinte der Politiker, wohl an die momentane Situation der stark mit Autoverkehr belasteten Straße denkend. Für die Stadthäuser müsse wohlüberlegt werden, wie sie bei einem Erhalt genutzt werden könnten. Die Gohrsmühle sei eine „Mauer in der Stadt“, meinte Klaus W. Waldschmidt, Fraktionsvorsitzender der SPD.
Die Debatte wird nach der Sommerpause mit höherer Intensität weitergehen. Schließlich werden mit der Kommunalwahl im Herbst 2025 auch die kommunalen„Karten“ neu gemischt: Auch für visionäre Planungen braucht es politische Mehrheiten.