Pianist, Dirigent und KulturmanagerEin Besuch bei Roman Salyutov in Bergisch Gladbach
Bergisch Gladbach – Auf dem schwarzen Flügel sitzen ein Löwenbaby, ein Koala und ein Eisbär aus Plüsch. Sie sind immer dabei, wenn Roman Salyutov trainiert, manchmal auch, wenn er auf Konzertreise geht. Jeden Tag übt der Pianist stundenlang, da kriegen die Maskottchen ganz schön was auf die Ohren – ebenso wie die Nachbarn im beschaulichen Herkenrath, wo der Musiker wohnt.
„Das war am Anfang nicht ganz einfach, als wir ins Haus eingezogen sind,“ erinnert sich Salyutov verständnisvoll schmunzelnd. Also hat der Bergisch Gladbacher Musiker sein Arbeitszimmer in der schlichten Dachwohnung mit dicken Teppichen tapeziert, massive Auslegeware, wie man sie sonst nur auf den Boden legt. „Mein Teppichbunker,“ stellt er vor beim Öffnen der Tür. Geprobt wird in den klassischen „Kernarbeitszeiten“. Längst ist Frieden.
Glücklicherweise, denn ständiges Üben ist das A und O für einen Musiker, weiß der in der damaligen Sowjetunion geborene Pianist, vor allem wenn man wie Roman Salyutov auch als Solist unterwegs ist. Im Jahr 2008 kam der junge Leningrader zum Studium nach Köln, nachdem er schon am Petersburger Staatskonservatorium einen Abschluss gemacht hatte. „Das russische Kultursystem war mir zu zentralistisch,“ sagt er. Weil Köln zu teuer war, zog er nach Bergisch Gladbach – und blieb. „Wir sind hier unheimlich offen aufgenommen worden,“ schwärmt der 35-Jährige.
Außerordentliches Engagement
Steckbrief
Roman Salyutov, 1984 in Leningrad geboren, studierte Klavier und Dirigieren in Sankt-Petersburg und Köln und promovierte als Musikwissenschaftlerin Paderborn mit einer Arbeit zur Musiksprache des Romantikers César Franck.
Ab 2008 Vortragskonzerte in Bergisch Gladbach, Leitung der Reihe „Bensberger Konzerte“.
Seit 2013: Initiator und Co-Organisator des Max Bruch Musikfestivals in Bergisch Gladbach; Dirigent und organisatorischer Leiter des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach.
Seit 2015: Organisator und Künstlerischer Leiter des Festivals zum 25. Jubiläum der deutschen Einheit, der Deutsch-Französischen Kulturtage, des Jugend-Kultur-Festivals und der Deutsch-israelischen Kulturtage in Bergisch Gladbach.
Außerdem: Künstlerischer Leiter der ersten Gladbacher Opernproduktion „Don Giovanni“, 1. Vorsitzender Musik- und Kulturfestival GL e.V., Gründer des ersten deutsch-israelischen Orchesters Yachad Chamber Orchestra i, Meisterkurse und Lehraufträge. (eck)
Kulturförderer wie die FDP-Politikerin Ingrid Koshofer haben schnell das Potenzial des Künstlers erkannt – aber auch den Wert des Kommunikators. Denn Roman Salyutov ist nicht nur ein musikalischer Überflieger, der mit 20 Jahren sein erstes akademisches Examen machte, mit 24 das zweite und mit 27 schon promoviert war. Er ist auch jemand, der die Dinge in die Hand nimmt und sich mit Herzblut engagiert, „wenn ich in eine Idee verliebt bin,“ sagt er. Verliebt ins Musizieren ist er sowieso, geradezu verrückt darauf, anders lässt sich das außerordentliche Engagement nicht erklären, das Salyutov in Gladbach ehrenamtlich ausübt.
Angefangen hat es mit kleinen Konzerten und Vorträgen, beim Mitspielen im städtischen Orchester, dessen Leitung man ihm schon bald gern übertrug. Auch die Stadt nahm den Einsatz des Idealisten dankend an. Nach seinem Erfolg als Mitorganisator des Max-Bruch-Festivals 2013 avancierte Roman Salyutov zu einer Art inoffiziellem Kulturbeauftragten. Er ist derjenige, der das städtische Orchester auch überregional an den Start bringt, der Kulturfestivals und Gastspiele organisiert, die die Stadt sonst niemals stemmen könnte. Er rührt die Werbetrommel, treibt Fördergelder aus öffentlichen Töpfen ein und verteilt auch persönlich die Flyer, wenn es sein muss. Einen Etat gibt es dafür nicht. Immerhin: „Der Lutz ist immer dabei.“ Ideell leistet Bürgermeister Urbach Schützenhilfe, das rechnet Salyutov ihm hoch an.
Leidenschaftlich, wort- und gestenreich streitet der zierliche Mann für seine Sache und holt die Aktiven ins Boot, zuletzt zu deutsch-israelischen Kulturtagen, die mit einem Konzert „seines“ Sinfonieorchesters am Sonntag beendet werden.
„Ein Künstlerleben ist eine Achterbahn,“ weiß Roman Salyutov. „Meine Frau ist Geigerin, die kennt das. Sie hat mich definitiv nicht wegen des Geldes geheiratet.“ Von seinen Solo-Auftritten in aller Welt kann der Pianist leben, „einigermaßen“. So manches private Geld fließt wieder in seine Projekte. Seine größte Angst? „Dass ich mir die Hände verletze. Ich musste noch kein Konzert wegen Krankheit absagen. Aber nur ein kleiner Schnitt am Finger kann mich schon weit zurückwerfen.“
Am Sonntag, 25. November, überreicht Bürgermeister Lutz Urbach im Bergischen Löwen die Auszeichnung beim Lions-Konzert mit dem Sinfonieorchester, dirigiert von Salyutov. Es beginnt um 18 Uhr. Auf dem Programm stehen Beethovens Violinkonzert D-Dur und Brahms’ Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll.