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Borkenkäfer, Dürre, HolzDer Bergisch Gladbacher Wald in Zahlen

Lesezeit 4 Minuten
Douglasie

Eine 110 Jahre alte, 50 Meter hohe Douglasie (Symbolbild)

Bergisch Gladbach – Wie geht es dem Wald im Forstbezirk Bergisch Gladbach? Eine Frage, die viele Menschen bewegt, nicht nur weil sie ihn in der Corona-Zeit wieder mehr nutzen, sondern vor allem weil wir ihn im Kampf gegen den Klimawandel brauchen. Revierförster Raik Grönining, kommissarisch zuständig für den Forstbetrieb Bergisch Gladbach, stuft die Entwicklung der letzten Jahre als dramatisch ein.

Grund sind vor allem die drei Dürre-Jahre 2018, 2019 und 2020, in Kombination mit Schädlingen. Zwar waren Winter und Frühjahr 2021 regnerisch, aber die Bäume brauchen Zeit, sich von einer solchen Dürre zu erholen. Und von dem Starkregen der letzten Wochen hatte der Wald nichts: Das Wasser ist einfach abgelaufen, konnte nicht vom Boden aufgenommen werden, auch weil er schon durchfeuchtet war. Eine Standardlösung gibt es nicht – aber man muss handeln. Ein gemischter Wald mit Baumarten, die den Bedingungen gewachsen sind, minimiere das Risiko. „Der Wald stirbt. Aber er stirbt nicht aus, sondern er verändert sich“, sagt Optimist Gröning.

Moitzfeld

38,7 Prozent der Fläche im Stadtgebiet ist mit Wald abgedeckt.

38,7 Prozent der Fläche im Stadtgebiet ist mit Wald abgedeckt. Das sind 3217 Hektar Wald. Der größte Teil des Waldes, 1524 Hektar, gehört dem Staat. 1381 Hektar sind in Privatbesitz. 312 Hektar gehören der Stadt Bergisch Gladbach.

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26 Hektar des Waldes in der Stadt sind FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat). 

26 Hektar des Waldes in der Stadt sind FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat). Das ist Naturschutz auf Grundlage der Richtlinie der Europäischen Union mit dem Ziel, die Vielfalt von Pflanzen und Tieren zu erhalten. Ein Beispiel für ein FFH-Gebiet ist der Erlebnispfad auf dem früheren Gelände der Grube Weiß in Moitzfeld.

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Gelbbauchenunken in der Grube Weiss

302 Hektar Wald sind Naturschutzgebiet. Dazu gehört das 163 Hektar große Naturschutzgebiet Hardt in der Mitte von Bergisch Gladbach. Die Vegetation besteht aus Kiefern- und Laubmischwäldern. Die Fichtenforsten wurden e komplett vom Borkenkäfer vernichtet. Das Gebiet wurde unter Schutz gestellt, vor allem um die alten Buchen- und Eichen-Bestände zu schützen.

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5 bis 5,4 Millionen Kubikmeter Schadholz sind durch den Borkenkäfer im Kreis entstanden.

22.579 Kubikmeter Holz beträgt der Schaden, den der Borkenkäfer in den vergangenen drei Jahren in Bergisch Gladbach angerichtet hat. Im Bergischen Land sind es insgesamt 5 bis 5,4 Millionen Kubikmeter Schadholz. Es entstanden Kahlschläge auf etwa 35 bis 40 Prozent der Waldfläche. In Nordrhein-Westfalen sind 40 Prozent der über 120 Jahre allen Baumbestände geschädigt.

Nadelbäume Borkenkäfer

Sterbende Nadelbäume

140.000 Fichten sind dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Das bedeutet einen Kahlschlag auf einer Fläche so groß wie 270 Fußballfelder und kommt einem Totalschaden gleich. Die Fichten machten 21 Prozent der Baumarten aus, die im Gladbacher Wald vertreten sind. Jetzt existieren nur noch vereinzelte Exemplare. Die größten kahlen Stellen befindet sich im Waldstück bei Bärbroich.

Borkenkäfer

Ein Borkenkäfer kriecht über eine Fichte. 

1 Millimeter misst der Borkenkäfer. Wenn er zuschlägt, hinterlässt er kahle Bäume, sie sterben ab. Die extreme Trockenheit in den vergangenen drei Jahren führte zu einer explosionsartigen Vermehrung des Käfers.

28 Gladbacher Waldbesitzer waren von den beiden Winterstürmen mit Orkanböen mit bis zu 140 Stundenkilometern „Burglind“ (2. und 3. Januar 2018) und „Friedericke“ (18. Januar 2018) betroffen, die die ersten großen Schäden im Wald anrichteten. Der Gesamtschaden betrug 8246 Festmeter Holz. Das sind etwa 10 000 Bäume, die umknickten.

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Auf städtischen Gebiet soll perspektivisch im Diepeschrather- und im Paffrather Wald  nachgepflanzt werden.

3,5 Hektar Wald sind aufgeforstet worden: im Wald in Bärbroich und an der Diepeschrather Mühle. Das ist wenig, liegt aber auch daran, dass man witterungsbedingt von Frühjahrs- auf Herbstpflanzungen übergegangen ist, erklärt Förster Nils Horn vom Holzkontor. Auf städtischen Gebiet soll perspektivisch im Diepeschrather- und im Paffrather Wald nachgepflanzt werden.

44 Prozent der Bäume in Nordrhein-Westfalen haben eine lichte Baumkrone. Das ist im Gladbacher Wald kaum anders. Auch hier gab es 2020 zwei Erhebungspunkte für Stichproben, um den Verlust von Nadeln oder Laub zu begutachten. „Man sieht, die Natur ist am kämpfen“, sagt Förster Gröning.

Eilenriede

Eine herbstlich verfärbte Buche.

30 Prozent beträgt der Anteil der Buchen im Gladbacher Wald. Es zeigt sich: Auch diese sonst konkurrenzstarke Baumart stirbt. Man erkennt dies an abgestorbenen Kronenteilen. Betroffen sind vor allem die alten Exemplare. Die tieferen Wasserspeicher sind leer, so dass die tiefwurzelnden Buchen nicht genügend Feinwurzeln nachbilden können. In den Dürresommern seit 2018 ist in den Vegetationsmonaten April bis September nur die Hälfte an Niederschlag gefallen.

Fällung einer Rotfichte

Ein Waldarbeiter bereitet die Fällung einer Rotfichte vor. 

75 Millionen Euro Fördermittel zusätzlich hat das Land NRW in 2021 für den Waldbesitz zugesagt. Das ist auch bitter nötig. Denn die 194 Mitglieder der Forstgemeinschaft Bergisch Gladbach, besitzen oft nur keine Parzellen von nur wenigen Hektar. Seit das Borkenkäfer-Holz den Holzpreis gedrückt hat, reicht der Ertrag oft nicht aus, um das Wegschaffen der Bäume zu finanzieren, geschweige denn für die Aufforstung.