Breitbandausbau in Bergisch GladbachFünf Millionen für 15 Kilometer
- In Bergisch Gladbach wird der Breitbandausbau vorangetrieben.
- Wir erklären, was sich wann ändert.
Bergisch Gladbach – Weiße Flecken bei der Breitbandversorgung sind heute ein entscheidender Standortnachteil. Wenn es beim PC hängt, ist Schluss mit lustig. Davon weiß auch Gladbachs Bürgermeister Lutz Urbach ein Liedchen zu singen.
Drei heranwachsende Kinder hat Urbach, und wenn sie Videos und Filme aus dem Internet streamen, kann das kleine Heimbüro des Verwaltungsleiters schon mal lahmgelegt werden, verriet er am Freitag bei einem Termin. Passenderweise ging es da um schnelles Internet.
Vertragsunterzeichnung im Rathaus
In den nächsten zwei Jahren wird sich in den östlichen Randbereichen der Stadt etwas bewegen in Sachen schnelles Netz: Die Deutsche Telekom baut aus. Zur Vertragsunterzeichnung hatte sie mit Ressortleiter Falk Wieczorek, Projektleiter Joel-Luka Trawally und Regionalmanager Marco Lohmeier gleich drei Vertreter ins Historische Rathaus geschickt.
Bundesweit aktiv
Die Deutsche Telekom plant, in diesem Jahr etwa 60 000 Kilometer Glasfaser neu in Deutschland zu verlegen. Insgesamt misst das Glasfasernetz der Telekom über 500 000 Kilometer. Im Schnitt kostet das Verlegen von einem Kilometer Glasfaser etwa 80 000 Euro.
Gemeinsam mit dem Bürgermeister und Vertretern der kommunalen Wirtschaftsförderung unterschrieben die Telekom-Gäste einen Ausbauvertrag, der bis zum Sommer 2021 rund 440 Haushalte aus entlegenen Ortslagen ans schnelle Internet bringen soll. 15 Kilometer Glasfaser werden verlegt. Start des Ausbaus soll ab Jahresmitte 2020 sein.
Im Osten noch weiße Punkte
Überwiegend der ferne Osten des Stadtgebiets wird erschlossen werden, mit Bärbroich und Hardt als halbwegs größere Siedlungen. Auch Teile von Herrenstrunden sind mit im Ausbaupakt. Die Telekom hatte die öffentliche Ausschreibung gewonnen, inklusive Fördermitteln des Landes werden bis 2021 fünf Millionen Euro investiert. 340 Haushalte erhalten Anschlüsse mit einer Geschwindigkeit von bis zu einem Gigabit pro Sekunde (GBit/s), die restlichen 100 mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s).
Beim Gigabit-Ausbau rollt die Telekom die Glasfaser wie einen roten Teppich bis vor die Wohnungstüre (was der Eigentümer erlauben muss), im 100 Mbit-Bereich nutzt sie das sogenannte Vectoring-Verfahren. Dabei kommt das Glasfaserkabel bis zum nächstgelegenen Schaltkasten. Für die verbleibenden Meter bis zum Haus gibt es Kupferkabel, die das Signal störungsunempfindlich weitertragen.
Mit Ausbau 95 Prozent versorgt
Mit dem anstehenden Ausbau sind etwa 95 Prozent des Gladbacher Stadtgebietes mit schnellem Internet versorgt. Das schätzte gestern Martin Westermann, Chef der kommunalen Wirtschaftsförderung. Problem sei bei diesen Dingen, dass bei den Anbietern meist Anschluss gleich Anschluss sei, egal, ob das Häuschen von der Oma oder der Großbetrieb im Industriegebiet, bei dem hunderte Mitarbeiter gleichzeitig an Computern und Laptops arbeiten.
Förderwelle für Gewerbegebiet
Marco Andres-Gilles, der Breitkoordinator des Rheinisch-Bergischen Kreises, war ebenfalls zur Vertragsunterzeichnung gekommen. Er kündigte an, dass es für aktuell noch unterversorgte Gewerbegebiete im Kreisgebiet eine weitere Förderwelle auf Bundesebene geben werde.
Unternehmen will Anschlässe anbieten
Dass die Telekom auch ein Eigeninteresse am Ausbau hat, ließen die Firmenvertreter durchblicken. Mittels Infoveranstaltungen will das Unternehmen auf das neue Angebot aufmerksam machen. Nach der fertigen Anbindung ans Netz mit Freischaltung können die Kunden die neuen Anschlüsse buchen - was aber nicht zwingend bei der Telekom passieren muss. „Diskriminierungsfrei“ heißt hier das entscheidende Wort, das auch Mitbewerber vom Ausbau profitieren lässt.
Oberkülheim bleibt weiß
Der Weiler Oberkülheim, der Wohnort des Bürgermeisters, wird übrigens auch nach dem Ausbau zu den ganz wenigen weißen Ecken im Stadtgebiet beim schnellen Internet gehören.