AboAbonnieren

„Das Geld ist verloren“Zanders-Notfonds von Insolvenz betroffen

Lesezeit 3 Minuten

Die Fabrikanlagen von Zanders prägen das Gladbacher Stadtbild.

Bergisch Gladbach – Seit 27. Juni läuft das Insolvenzeröffnungsverfahren für die Zanders GmbH. Am 3. August sind die Informationen in das deutschlandweite Online-Portal der Insolvenzbekanntmachungen eingerückt worden, unter der Nummer 75 IN 232/18 wird das Verfahren am Registergericht Köln geführt.

Hat die Insolvenzeröffnung auch Auswirkungen auf die Notgemeinschaftskasse von Zanders?

Ja, sie gehört mit zur Insolvenzmasse.

Was ist die Notgemeinschaftskasse?

Es handelt sich um einen Solidaritätsfonds, der im Trauerfall nahen Angehörigen Unterstützung zu den Bestattungskosten gewährt. Mit den Betriebsrenten hat das nichts zu tun.

Läuft das System weiter?

Nein. Mit der Insolvenzeröffnung sind Ein- und Auszahlungen gestoppt worden. Was nach der Insolvenz mit der Notgemeinschaftskasse ist, lässt sich derzeit nicht mit Gewissheit sagen.

Was sagen Betroffene?

Karl-Heinz Müller aus Königswinter hat über zwei Jahrzehnte bei Zanders gearbeitet. Im Ruhestand ist er seit über zehn Jahren. In all den Jahren hat er in die Notgemeinschaftskasse eingezahlt. „Das Geld ist verloren“, fürchtet der Zanders-Rentner. 5,50 Mark hatte er als Mitarbeiter monatlich eingezahlt, später im Ruhestand drei Euro. „Das ist Geld, das von mir persönlich ist.“ Bei einem Todesfall erhalte er jetzt keine Auszahlung mehr. „Ist das gerecht?“, fragt er.

Wie hoch ist die Beihilfe, die bei Beerdigungen gewährt wird?

Der Vorsitzende des Betriebsrats, Taner Durdu, berichtet von 1300 bis 1400 Euro je Trauerfall. Durdu bestätigt die Situation. Aktuell werde nichts mehr ein- und nichts mehr ausgezahlt. Zuletzt hätten die Mitarbeiter einen monatlichen Beitrag von vier Euro geleistet. Über 2000 Mitglieder würden in der Gemeinschaftskasse geführt. Dass der Solidaritätsfonds mit in der Insolvenzmasse sei, entspreche den gesetzlichen Vorgaben.

Die Insolvenzeröffnung bringt auch sie in eine finanzielle Klemme. Seit dem 1. Juli werden keine Betriebsrenten mehr ausgezahlt, vorübergehend gilt diese Regelung.

Was ist mit Betriebsrentner von Zanders?

Die Betriebsrenten als solche seien sicher, betont Dr. Marko Brambach, Vorstand beim Pensions-Sicherungs-Verein. Der Stillstand soll laut Sicherungs-Verein nicht länger als drei Monate nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens andauern. Danach würden alles rückwirkend ausgezahlt.

Was sagen Betroffene?

In der Redaktion haben sich Zanders-Rentner gemeldet, die eindringlich um schnelle Abwicklung des Verfahrens bitten. Möglicherweise ein halbes Jahr oder länger ohne Betriebsrente durchzuhalten, sei für die meisten Betroffenen schwierig bis unmöglich.

Was ist mit den Pensions-Ansprüchen der jetzigen Mitarbeiter?

Die Ansprüche der Mitarbeiter müssen zunächst zurückstehen, berichtet der Sicherungs-Fonds. Vorrang haben die Ansprüche der Zanders-Pensionäre, erst danach wird die Pensions-Situation der Mitarbeiter erklärt. Die meisten von ihnen haben in den vergangenen Jahren durch ihre Einzahlungen eine „unverfallbare Anwartschaft“ erworben. Bei einem Ausfall übernimmt der Sicherungs-Fonds die Auszahlung der Betriebsrenten. Die Bevorzugung der Betriebsrentner sorgt bei einigen Mitarbeiter für Unverständnis.