War 2024 ein gutes Jahr Stadtentwicklung? Wir schauen bei einigen Punkten zurück und ins Jahr 2025.
Angst vor StillstandDie Bergisch Gladbacher Jahresbilanz mit Licht und Schatten
Finanzen Bergisch Gladbach hat es 2024 geschafft, das Haushaltssicherungskonzept zu vermeiden. Und das trotz der riesigen Investitionen insbesondere in den Schulbereich. Steuererhöhungen hat es keine gegeben. Möglich wurde das nur durch das „Schütt'-aus-hol'-zurück-Verfahren“. Eine Buchungsmethode, die von dem damaligen Kämmerer und heutigen Bürgermeister Frank Stein (SPD) eingeführt wurde. 140 Millionen Euro brachte das für die sogenannte Rücklage. Ohne dieses Geld wäre die Stadt mindestens im Haushaltssicherungskonzept.
2025 wird diese Rücklage nicht aufgebraucht werden. Aber für die kommenden Jahre wird auch Gladbach, sofern sich die finanziellen Eckdaten nicht grundsätzlich ändern, keinen ausgeglichen Haushalt vorlegen können.
Migration 2024 mussten keine Turnhallen für Flüchtlinge geräumt werden. Aber die Lage ist extrem angespannt. Die Verantwortlichen in der Stadt sprechen von „teilweise unhaltbaren“ Zuständen in den bestehenden Unterkünften. Der Streit um den Neubau einer neuen Unterkunft an der Paffrather Straße eskalierte. Es gibt derzeit keinen neuen Standort für die dringend gebrauchten Unterkünfte.
2025 wird sich der Rat der Stadt nicht weiter wegducken können. Es muss eine Entscheidung über den Standort getroffen werden.
Verkehr Gladbachs ganz großes Sorgenkind. 2024 standen die Menschen häufig im Stau. Eine grundlegende Lösung ist nicht in Sicht. Da werden eigentlich kleine Veränderungen zu großen Aufregern. Die Laurentiusstraße ist da ganz vorne weg: Alles wird teurer und das Konzept der Fahrradstraße an dieser Stelle bleibt umstritten. Im Rat drängen das Bündnis Grüne/SPD auf eine Verkehrswende. Im Rat hält vor allem die CDU dagegen und spricht von „ideologischen Prestigeprojekten“. Bei der S-Bahn ist die Lage nicht besser als auf der Straße – manche sagen: viel schlimmer. Ausfälle und Verspätungen sind eher die Regel als die Ausnahme. Mühsam schreitet der Planungsprozess für das zweite Gleis voran.
Im Superwahljahr 2025 wird der Rat absehbar keine Kraft haben, um sich auf einen grundlegenden Kurswechsel zu einigen. Zu befürchten ist ein Stillstand und ein weiteres verlorenes Jahr für ein neues Verkehrskonzept.
Zanders Kaum ein Thema ist so schwer einzuschätzen sie die Zanders-Konversion. Für das Auge sichtbar ist eigentlich nichts passiert – außer der Öffnung für Fahrradfahrer und Fußgänger. Aber in der Planung hat man sich auf vieles festgelegt. Das Ausschreibungsverfahren für ein dezentrales Heizsystem ist auf dem Weg. Und es wurde ein neuer Geschäftsführer für die gegründete Zanders-Projektgesellschaft präsentiert: Oliver Brügge.
2025 wird zu sehen sein, ob mit Brügge tatsächlich die Planung in die Umsetzung kommt. Genau dafür wurde er eingestellt.
Klimaschutz Die städtische Wärmeplanung ist mit großer Mehrheit auf den Weg gebracht worden. Ein echter Lichtblick 2024. Die Bürger müssen sich auf erhebliche Ausgaben für Investitionen einstellen. Mehr Dämmung und der Einsatz von Wärmepumpen sollen laut Plan die CO₂-Bilanz verbessern. Zumindest bei den Neubauten will die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen.
Noch ist nichts verbindlich festgelegt. Und die konkrete Umsetzung des Plans wird 2025 ein Zankapfel bleiben.
Schulen und Kindergärten Auch wenn an vielen Schulen gewerkelt wird und es auch Neubauten gibt: Die Schullandschaft war auch 2024 krisengeschüttelt. Die Schulen arbeiten am Rand und manchmal auch über ihre Kapazitäten. Sofortschulen wurden in kürzester Zeit und für sehr viel Geld gebaut. Bei den Kindergärten sieht es ähnlich aus: Es wird viel gebaut – aber der Bedarf ist größer.
2025 wird sich zeigen, ob die Integrierte Gesamtschule Paffrath überhaupt sanierungsfähig ist. In Refrath wird ermittelt, wie viele Grundschulen es dort langfristig geben soll.
Politik Seit dem Auseinanderbrechen der Ampel im Rat gibt es dort keine stabilen Mehrheiten. SPD/Grüne und CDU/FDP sind die Blöcke, zwischen denen sich alles bewegt. Als Mehrheitsbeschaffer dient immer häufiger die Freie Wählergemeinschaft. Diese pendelt zwischen den Blöcken.
Alle schauen auf die Kommunalwahl im September 2025. Grüne/SPD haben mit Marcel Kreutz (SPD) einen gemeinsamen Kandidaten. CDU/FDP schicken Alexander Felsch (CDU) ins Rennen. Und beide Blöcke wollen in jedem Fall zusammenbleiben. Stabile Mehrheiten sind nicht erkennbar.